Die Auswirkungen auf die Molkereien
Bayerische Molkereien und somit auch deren Milcherzeuger sind von diesen geänderten Warenströmen so unterschiedlich wie noch nie in der Historie der bayerischen Milchwirtschaft betroffen: Kleine und vor allem spezialisierte Verarbeiter mit jahrzehntelangen, eigentlich „todsicheren“ Absatzwegen, z. B. in der Systemgastronomie wie McDonalds und Co. oder bei Möbelhäusern sind ebenso betroffen wie Verarbeiter, die stark im Export unterwegs sind.
Absatzprobleme beim Schlachtvieh
Leider sind die bayerischen Milchviehhalter neben der Vermarktung ihrer Milch auch über die Verwertung des Fleisches, vor allem der Verwertung der Altkühe massiv betroffen: Der Absatz von Kuhvordervierteln in die Systemgastronomie wie McDonalds oder Burger King ist ebenso zum Erliegen gekommen wie der Export nach Spanien für schwere und fette Kühe oder nach Frankreich für Kuhpistolen.
LEH hebt Preise für Butter und Käse an
Bei all den derzeitigen ungelösten Problemen gibt es aber auch einige kleine Lichtblicke: Die Kontraktverhandlungen der Molkereien mit dem LEH verlaufen zumindest nicht negativ, obwohl nach den relativ stabilen Marktparametern zu Beginn des Jahres die Erwartungen deutlich höher waren. Mit Beginn des Monats April sind jetzt neue Butterkontrakte vereinbart worden. Das Ergebnis ist positiv, der LEH bezahlt den Molkereien für den laufenden Monat für Deutsche Markenbutter des Preiseinstiegssegments 30 ct/kg mehr. Damit ist die Preisrücknahme für den Monat März mit einem minus von 26 ct/kg kompensiert.
Noch laufende Verhandlungen
Und bei all den aktuellen Problemen nicht zu vergessen sind die noch laufenden Verhandlungen über die Produkte der weißen Linie. Durch die Ankündigung von Aldi zu Beginn des Monats, die Preise wegen Corona absenken zu wollen, sorgte dies für Schlagzeilen in den Medien und trieb die Milcherzeuger schlagartig auf die Schlepper. Die Demos gegen Aldi waren wohl von Erfolg gekrönt, weil Aldi kurz danach kleinlaut geäußert hat, für die Kontraktperiode Mai bis Oktober die Trinkmilchpreise um 5 ct/l zu erhöhen. Bis heute aber ist nicht bekannt, ob auch die anderen Wettbewerber diesem Entgegenkommen von Aldi folgen und ob diese Preisanhebung auch für die weiteren Produkte der weißen Linie gilt.
Es sollte deshalb erwähnt werden: Angesichts der geschilderten Schwierigkeiten muss alles unternommen werden, dass jeder Liter Rohmilch von den Höfen abgeholt und einer Verwertung zugeführt wird. Eine seriöse Antwort auf die Entwicklung der Milchpreise kann es derzeit nicht geben. Diese werden wohl angesichts der unterschiedlichsten Verwertungen der Molkereien weit auseinandergehen. Eine pauschale „Vorhersage“ massiver Milchpreisrückgänge ist aber unangebracht und vor allem kontraproduktiv.