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Kosten

Lösen Energiepreise nächste Krise aus?

Dieselpreis
Ulrich Graf
Ulrich Graf
am Mittwoch, 20.10.2021 - 08:54

Mineraldüngerhersteller haben ihre Produktion gedrosselt, weil die Produktion zu teuer wird. Die Industrie schlägt angesichts der Kostenexplosion Alarm.

Beim Blick auf die Preisentwicklung bei den Gas, Strom und Erdöl sieht so mancher Unternehmer schwarz. Der Gaspreis liegt im September gegenüber dem Vorjahr bei 247 %. Bei Erdöl gab es einen Aufschlag von 63 % und bei Strom eine Zuschlag von über 30 %.

Mineraldüngerhersteller wie BASF und SKW Piesteritz haben ihre Produktion gedrosselt, weil die Kosten die Herstellung unwirtschaftlich machen. Damit stehen selbst die Bauern, die bereit wären tiefer in die Tasche zu greifen, vor dem Problem, nichts zu bekommen, weil die Ware nicht verfügbar ist.

Nahezu alle Wirtschaftsbereiche schlagen Alarm. Manfred Gößl, Chef des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK), berichtet, dass über zwei Drittel aller bayerischen Unternehmen die hohen Energiepreise als Gefahr für ihr Geschäft ansehen. Vor einem Jahr seien es noch 29 % gewesen. Am meisten klagen die Firmen über den im internationalen Vergleich hohen Strompreis. Er resultiert zu einem erheblichen Anteil aus staatlichen Abgaben. Auch bei den fossilen Energieträgern langt der Staat kräftig zu. Der BIHK fordert als einen ersten Schritt die Senkung der Stromsteuer auf das von der EU erlaubte Mindestmaß. Auch der als preisdämpfend angesehen Ausbau der Wind- und Sonnenerergie soll vorangetrieben werden.

Starke Preissteigerungen bei allen Energieträgern

Die Energiepreise waren im September 2021 im Durchschnitt 32,6 % höher als im Vorjahresmonat. Allein gegenüber August 2021 stiegen diese Preise um 8,0 %. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr bei Energie hatte Erdgas in der Verteilung mit einem Plus von 58,9 %.

Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 8,6 % höher als im September 2020 (+ 0,4 % gegenüber August 2021).

Besondere Preisentwicklungen bei Energie im September 2021

 

 

Veränderung in %

September 2021 gegenüber

  CO2-Bepreisung
(national)
  September 2020 August 2021
Erdgas (in der Förderung) 246,8 15,0 nicht enthalten
Erdöl (in der Förderung) 63,4 -2,1 nicht enthalten
Erdgas (Verteilung) 58,9 12,8 je nach Anfall
darunter: 
Börsennotierungen für Erdgas 446,6 45,0 nicht enthalten
an Kraftwerke 181,0 26,6 je nach Anfall
für die Industrie 143,0 16,2 je nach Anfall
für Wiederverkäufer 65,4 15,4 nicht enthalten
an Handel und Gewerbe 9,4 1,0 enthalten
Mineralölerzeugnisse 36,3 1,4 je nach Anfall
darunter: 
Leichtes Heizöl 94,5 5,1 je nach Anfall
Flüssiggas als Kraft oder Brennstoff 85,9 4,3 je nach Anfall
Flugturbinenkraftstoff 71,1 -1,7 je nach Anfall
Kraftstoffe 30,2 1,2 je nach Anfall
Elektrischer Strom 30,1 10,2 .
darunter: 
Börsennotierungen für Strom 176,6 38,7 .
für Weiterverteiler 49,9 16,2 .
für Sondervertragskunden 37,4 11,7 .
für Haushalte 1,1 0,0 .
für gewerbliche Anlagen 1,0 0,2 .

Hohe Preissteigerungen bei Holz und Metallen

Im Schnitt waren Erzeugerpreise gewerblicher Produkte im September 2021 um 14,2 % höher als im September 2020. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, war dies der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Oktober 1974 (+14,5 %), als die Preise im Zusammenhang mit der ersten Ölkrise stark gestiegen waren. Gegenüber August 2021 stiegen die gewerblichen Erzeugerpreise um 2,3 %.Vorleistungsgüterwaren 17,4 % teurer als ein Jahr zuvor. Gegenüber August 2021 stiegen diese Preise um 0,6 %.

Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei Nadelschnittholz (+117,9 %), dessen Preise jedoch gegenüber August 2021 leicht nachgaben (-2,0 %). Betroffen vom Preisanstieg waren gegenüber dem Vorjahr aber auch bei Verpackungsmitteln aus Holz (+92,5 %), Sekundärrohstoffen (+87,2 %) und Betonstahl in Stäben (+81,8 %).

Metalle waren im Durchschnitt insgesamt 35,5 % teurer als ein Jahr zuvor. Die Preise für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen waren 59,8 % höher, Nichteisenmetalle und deren Halbzeug kosteten 21,1 % mehr. Der starke Preisanstieg bei den Stahl- und Holzpreisen dürfte, wie schon in den vergangenen Monaten, insbesondere in der hohen Nachfrage im In- und Ausland sowie in Problemen in der Versorgung mit Rohstoffen begründet sein – bei den Stahlpreisen zusätzlich in den kräftigen Preissteigerungen für Eisenerzimporte in den letzten Monaten (+96,8 % von August 2020 bis August 2021).

Ein ebenfalls starkes Plus gegenüber dem Vorjahresmonat wiesen die Preise für Kunststoffe in Primärformen (+22,2 %) sowie für Düngemittel und Stickstoffverbindungen auf (+21,1 %). Getreidemehl kostete 9,6 % mehr als im September 2020. Nur sehr wenige Vorleistungsgüter kosteten weniger als im Vorjahresmonat. Hierzu gehörten Holz in Form von Plättchen oder Schnitzeln (-14,7 %) sowie Edelmetalle und Halbzeug daraus (-7,2 %).