
Die Weizenpreise fielen gestern um 7,50 Euro auf 287 Euro je Tonne. Die neue Ernte 2023 wurde 1,75 Euro billiger mit knapp 282 Euro je Tonne gehandelt. Die derzeitige Preisspanne zwischen französischen und russischen sowie osteuropäischen Herkünften verringert sich damit deutlich, stellten die Analysten von Agritel fest. Das erhöht die Wettbewerbsfähigkeit von europäischem Weizen, zumal auch der Euro gestern nachgab und am Ende des Tages bei 1,066 US-Dollar notierte.
Weizen vom Schwarzen Meer ist jedoch nach wie vor sehr wettbewerbsfähig (günstig), sagen jedoch die Analysten von Agritel. Darüber hinaus wird heute das Ergebnis der ägyptischen Import-Ausschreibung wegen der sehr unterschiedlichen Bezugsquellen und Angebotspreise zeigen, wie die Wettbewerbsfähigkeit der verschiedenen Anbieter derzeit wirklich ist. Die russischen Weizenpreise hatten sich zuletzt aufgrund hoher Exporte und großer Vorräte kaum verändert, sagten Analysten.
Gleichzeitig bleibt die Ungewissheit groß, ob das Abkommen zur sicheren Passage von Getreideexporten aus dem Schwarzen Meer verlängert werden wird. Die Schwarzmeer-Getreideinitiative ermöglicht derzeit den Export von Getreide aus drei ukrainischen Häfen. Nächsten Monat stehen Gespräche zur Verlängerung an, aber Russland hat signalisiert, dass es mit bestimmten Aspekten des Abkommens unzufrieden ist.
„Es gibt keine Klarheit über die Verlängerung des Getreidedeals, dessen Laufzeit in etwa fünf Wochen endet,“ sagte das Beratungsunternehmen Sovecon in einer Mitteilung gegenüber Reuters. Die gestrige Rede von Wladimir Putin, in der er insbesondere die russische Getreide-Produktion und ihren Export diskutierte, bringt ein beruhigendes Element mit sich, sagen die meisten Analysten. Breitere Verhandlungen über die Verlängerung des Abkommens werden diese Woche erwartet, heißt es aus der Ukraine.
Südamerika stützt die die Maispreise und den Raps

Anders als der Weizenmarkt haben die Maispreise gestern nur wenig nachgegeben, um 1,25 Euro auf 294 Euro je Tonne. Die neue Maisernte 2023 ging ebenfalls um 1,25 Euro auf 274 Euro zurück. Hintergrund für die relativ stabilen Maispreise sind die Auswirkungen der geringeren Verfügbarkeit in Südamerika. Einige Käufer weisen auch auf die zunehmende Verteuerung von Mais gegenüber anderen Getreidearten hin, die seine Verwendung, insbesondere in Tierfutter, einschränken. Europäische Importe von Mais aus der Ukraine bieten bislang jedoch eine günstige Bezugsquelle.
Die Niederschlagsmenge im Erntegürtel Argentiniens wird in den nächsten 10 Tagen begrenzt bleiben. Die Maisexporte des Landes dürften zwischen März und Juni im Jahresvergleich um etwa 40 % zurückgehen, teilte die Börse Rosario Grains mit. Landwirte in Brasilien ernten indessen die voraussichtlich größte Sojabohnenernte aller Zeiten. Brasilianische Erzeuger haben bis letzten Donnerstag rund 25 % der für 2022/23 bepflanzten Sojabohnenfläche abgeerntet, teilte die Agrarunternehmensberatung AgRural am Montag mit, obwohl Regen in einigen Gebieten den Fortschritt verlangsamen.
Die hohen Prognosen für die brasilianische Sojabohnen-Rekordernte haben den Sorgen hinsichtlich der einbrechenden argentinischen Produktion entgegengewirkt, sagen Analysten, obwohl die Regefälle bei der Sojaernte in Brasilien auch die zweite Maisaussaat verzögern und Sorgen hinsichtlich der der späteren Safrinha-Maisernte (Juli bis August) aufkommen lassen. Es überrascht nicht, dass der Markt in Chicagoer gestern mit kräftig steigenden Sojabohnenpreisen reagierte. Bedenken hinsichtlich der südamerikanischen Produktionsaussichten bleiben der Hauptgrund für die Rally.
In Europa kletterten die Rapspreise nach den starken Schwankungen der letzten Tage an der Matif wieder über 560 Euro/t. Die Erholungsbewegung war auch beim Raps in Kanada und auf dem malaysischen Palmölmarkt zu beobachten.