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Getreidemarkt

Getreidepreise fallen unter die Kosten – Lage wird kritisch

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Olaf Zinke
am Mittwoch, 03.05.2023 - 09:42

Die Getreidepreise fallen Anfang Mai weiter. Bereits im April war es steil nach unten gegangen. Analysten sagen, dass die Preise jetzt unter die Kosten gefallen sind. Gründe sind die ukrainischen Importe, große Lagerbestände und der scharfe Preiswettbewerb im Export.

Getreidepreis

Die Getreidepreise beginnen den Handel im Mai mit einem weiteren Rückgang. Ein Grund ist, dass der Transit von ukrainischem Getreide durch die Länder Osteuropas weiter möglich ist. Ein anderer sind die großen Lagerbestände in vielen Exportländern. Im Monat April fielen die Weizenpreise um rund 24 Euro je Tonne und die Maispreise rutschten um ebenfalls um 24 Euro je Tonne nach unten. Beim Raps betrug der Monatsverlust 32 Euro je Tonne.

„Damit verschieben sich die Preise für das neue Wirtschaftsjahr unter die Produktionskosten der Landwirte“, sagen die Analysten von Agritel in ihrer Markteinschätzung. Landwirte, Händler und Analysten konzentrieren sich mittlerweile immer stärker auf die neue Ernte obwohl in allen großen Exportländern noch erhebliche Bestände aus der alten Ernte vorhandenen sind und ebenfalls auf die Preise drücken.

„Aktuell liegen noch 10 % bis 20 % der alten Getreideernte auf den Höfen“, berichtete auch Jan Heinecke von der Agravis Raiffeisen AG bei der diesjährigen Agrarfinanztagung. Diese Restbestände könnten logistisch kaum noch im Markt untergebracht werden, erklärte Heinecke. Die Mühlenindustrie sei gut versorgt, und die Stärkeindustrie falle als Nachfrager aktuell sogar vollständig aus. Zwar sei der der Export angesprungen, aber auch nicht in dem Maße, dass das Auslandsgeschäft zu einer signifikanten Marktentlastung beitrage, führte der Experte aus. Es sei deshalb zu befürchten, dass „nennenswerte Mengen Getreide überlagert werden“, so Heinecke.

Die Analysen von Agritel berichten, dass Ägypten, der weltweit größte Weizenimporteur, den Preisrückgang der letzten Woche nutze, und mit einer Ausschreibung für die Zeiträume vom 10. bis 30. Juni und 1. bis 20. Juli auf dem Markt zurückkehrte. „Dies wird eine weitere Gelegenheit sein, den starken Wettbewerb zwischen russischem, sowie west- und osteuropäischen Weizen besser einzuschätzen, die alle unter der Last großer Lagerbestände stehen“, sagen die Marktbeobachter.

Transit von ukrainischem Getreide weiter möglich

Getreidepreis

Zu den auf dem europäischen Markt zu beobachteten preisdrückenden Impulsen, gehört wohl auch die von der Europäischen Kommission angekündigte grundsätzliche Vereinbarung, den Transit von ukrainischem Getreide durch die 5 benachbarten EU-Mitgliedsländer weiter zu ermöglichen. Die Ukraine hatte am Freitag bei der Europäischen Union und Polen, gegen die Beschränkungen ihrer Getreidelieferungen protestiert.

Die Kommission sagte dann am Freitagnachmittag, sie habe eine grundsätzliche Einigung erzielt, um die Wiederaufnahme des Transits von ukrainischem Getreide durch fünf EU-Länder zu ermöglichen, die die Beschränkungen auferlegt hatten. Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Oleg Nikolenko, sagte am Samstag dazu auf eine Anfrage von Reuters: „Es muss einen (ungehinderten) Export für alle ukrainischen Waren geben“.

Weiter sagte Nikolenkow: „Es gibt volle rechtliche Gründe für die sofortige Wiederaufnahme der Ausfuhren ukrainischer Agrargüter nach Polen, Rumänien, Ungarn, die Slowakei und Bulgarien sowie die Fortsetzung der ungehinderten Ausfuhren in andere EU-Mitgliedstaaten“.

Vor der Einführung von Beschränkungen für ukrainische Getreideimporte hatten die fünf osteuropäischen Länder massive Bedenken geäußert, dass das Getreide aus der Ukraine, das eigentlich in andere Länder exportiert werden sollte, auf ihren lokalen Märkten gelandet war und die Preise für lokale Landwirte massiv nach unten gedrückt hat.

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