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Terminmarkt

Getreidepreise fallen unter 300 Euro – Auswinterung bremst Rückgang

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Dr. Olaf Zinke, agrarheute
am Freitag, 16.12.2022 - 12:36

Die Weizenpreise fallen am Donnerstag am europäischen Terminmarkt deutlich unter die 300-Euro-Marke.

Die Weizenpreise fallen am Donnerstag am europäischen Terminmarkt deutlich unter die 300-Euro-Marke. Das sind die niedrigsten Weizenpreise seit Ende Februar/Anfang März – also seit 10 Monaten. Auch die Maispreise stehen unter Druck und verlieren im laufenden Handel 3 Euro auf 282 Euro je Tonnen. Im späten Handel können sich die Preise indessen wieder etwas erholen, denn in den USA sorgen Auswinterungsängste bei Weizen für steigenden Preise.

Offenbar hat der Preisrückgang auch mit der möglichen Ausweitung des Getreidekorridors vom Schwarzen Meer zu tun. Die Ukraine fordert ihre Partner jedenfalls auf, den Vorschlag zur Ausweitung der „Getreideinitiative“ auf die Häfen Mykolajiw und Olvia zu unterstützen, sagte der ukrainische Premierminister Denys Shmyhal am 15. Dezember nach einem Treffen mit dem UN-Beamten Martin Griffiths, berichtet das ukrainische Agrarportal AKP-inform.

Reuters berichtet indessen, dass Martin Griffiths auch gesagt hat, dass es unwahrscheinlich sei, dass Getreideabkommen kurzfristig auf weitere ukrainische Häfen ausgedehnt oder die Inspektionszeiten verkürzt werde. „Ich sehe nicht, dass dies in nächster, naher Zukunft passieren wird“, sagte der Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen für humanitäre Angelegenheiten und Nothilfekoordinator gegenüber Reuters in einem Interview in der ukrainischen Hauptstadt.

Währenddessen verließen am 14. Dezember weitere 4 Schiffe die Häfen von Groß-Odessa und beförderten insgesamt 69,5 Tsd. Tonnen ukrainischer Agrarprodukte in asiatische Länder, berichtete das Ministerium für Infrastruktur der Ukraine. Derzeit werden in den Häfen von Great Odessa 21 Schiffe mit 665,8 Tsd. Tonnen landwirtschaftlicher Produkte beladen. 1 Schiff bewegt sich entlang des „Getreidekorridors“, um 63,5 Tsd. Tonnen zu laden, heißt es weiter. „Im Bosporus warten 81 Schiffe auf eine Inspektion (61 auf die Einfahrt, 20 auf die Ausfahrt). Die Situation mit der Warteschlange ist durchweg schwierig, Russland registriert nicht mehr als 3 Schiffe pro Tag, anstelle der erforderlichen 12“, betont das Ministerium. Seit dem 1. August verließen insgesamt 554 Schiffe die Häfen von Groß-Odessa und exportierten 13,9 Millionen Tonnen ukrainische Lebensmittel.

Auswinterung, hohe Exporte, Ernte-Prognose für 2023

Auf dem Weizenmarkt beobachteten Händler die Wettervorhersage für Winterweizen in den USA mit eisigem Wetter, was den Ernten schaden könnte, die bereits mit Dürre zu kämpfen haben. Dürreschäden an der argentinischen Weizenernte waren ebenfalls besorgniserregend, obwohl die anhaltenden Ströme russischer und ukrainischer Lieferungen die internationalen Preise begrenzten, sagten Händler.

Die Getreidemärkte überwachen auch eine Kälteperiode in Europa auf lokale Schäden in Gebieten, in denen die Ernten ohne Schneedecke zweistelligen Minusgraden ausgesetzt sein könnten. Gleichzeitig erhöhte das Landwirtschaftamt FranceAgriMer seine Prognose für die französischen Weichweizenexporte außerhalb der Europäischen Union und verwies auf eine sehr rege Nachfrage aus China und aus Marokko.

Die Produktion wichtiger Getreidekulturen in der Europäischen Union sollte im nächsten Jahr nach einer von Dürre und Hitzewellen geprägten Ernte im Jahr 2022 steigen, sagte das Beratungsunternehmen Strategie Grains am Donnerstag. In seiner ersten Prognose für die Ernte 2023 erwartet Strategie Grains eine Weichweizenproduktion von 128,7 Millionen Tonnen, ein Anstieg von 2,5 % gegenüber 125,5 Millionen in diesem Jahr. Für Mais wurde erwartet, dass sich die Produktion auf 63,7 Millionen Tonnen erholen würde, was einem Anstieg von 26 % gegenüber einem 15-Jahres-Tief von 50,5 Millionen für 2022 entspricht. „Das jährliche Produktionswachstum, das wir für 2023 prognostizieren, basiert auf besseren Wetterbedingungen als denen von 2022, die die Erntemengen verringerten und für Mais katastrophal waren“, sagte Strategie Grains in einem monatlichen Getreidebericht.“

Das Landwirtschaftsministerium Russlands prognostiziert die Getreideproduktion im nächsten Jahr 2023 auf 125 bis 127 Millionen Tonnen, darunter 80 bis 85 Millionen Tonnen Weizen. Das wäre eine erheblich kleinere Ernte als 2022.