
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) warnt erneut vor einer knappen Versorgung mit gentechnisch- unveränderten Eiweißfuttermitteln, vor allem in der Milchvieh- und Geflügelhaltung.
In einem Offenen Brief, fordert DRV-Präsident Franz-Josef Holzenkamp den Präsidenten des Deutschen Handelsvebands (HD), Josef Sanktjohanser auf, „entschlossen und die Tatsachen akzeptierend gemeinsam nach Lösungen“ für die Kennzeichnung von gentechnikfreien Milchprodukten zu suchen. Auch BVLH-Präsident Friedhelm Dornseifer hat das Schreiben erhalten.
Warnung vor falscher Kennzeichnung
Holzenkamp warnt darin vor einer Verbrauchertäuschung, wenn weiter Produkte als „gentechnikfrei“ gekennzeichnet würden, dabei aber Tierhalter nicht ausreichend mit gentechnisch unveränderten Futtermitteln versorgt werden können.
„Stand heute waren und sind die für die Milchviehhaltung benötigten Eiweißfuttermittel uneingeschränkt bei allerdings stark gestiegenen Preisen verfügbar. Noch!“, heißt es in dem Schreiben. Denn die Mengenbilanzen für non-GMO-Rapsschrot zeigen laut DRV zwar derzeit eine ausreichende Verfügbarkeit, jedoch ist die tatsächliche Verfügbarkeit bereits heute nicht mehr in allen Regionen Deutschlands gegeben.
Fakt sei: In bestimmten Fällen könne nach der Ernte 2022 kein non-GMO-Rapsschrot geliefert werden. Kontraktlaufzeiten hätten sich deshalb bereits deutlich verkürzt, so der Raiffeisenpräsident.
Steigende Unsicherheiten
“Die Unsicherheiten bezüglich der Versorgungssicherheit aufgrund der Abhängigkeit von Rapsimporten als Eiweißfuttermittel werden aller Voraussicht nach weiter zunehmen“, so Holzenkamp. Die flächendeckende Versorgung des Markts mit gentechnisch nicht veränderten Futtermitteln unter Einschluss des Bio- und Ökosegments kann nach DRV-Einschätzung spätestens ab Herbst 2022 nicht mehr garantiert werden.
Gleichzeitig soll aber nach neuen Prognosen der EU-Kommission die EU-Rapsernte auf ein 5-Jahreshoch klettern. Laut Donau Soja-Präsident Krön seien gentechnikfreie Sojaschrote aller Qualitäten bis zur nächsten Ernte ausreichend verfügbar.
Molkereien müssen frühzeitig reagieren
Viele Unternehmen der Milchwirtschaft stünden vor dem Problem, dass sie ihr Angebot an Milchprodukten auf Basis gentechnisch nicht veränderter Futtermittel künftig nicht mehr sicherstellen könnten, heißt es im Schreiben. Doch die Branche können nicht abwarten, ob es zu einem Versorgungsengpass bei Eiweißfuttermitteln komme oder nicht.
Sonst sei es insbesondere wegen des Engpasses bei Verpackungen zu spät, um die zwingend notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen, warnt die Dachorganisation. Sie empfiehlt deshalb ihren Mitgliedsunternehmen in der Futter- und Milchwirtschaft, entsprechende Garantieerklärungen, Kennzeichnungen und das Verpackungsmaterial zu überprüfen und anzupassen.