Jährlich veröffentlicht das Bundessortenamt die Beschreibenden Listen für Kartoffelsorten. Hierbei handelt es sich um eine Liste aller im Handel zugelassenen Kartoffelsorten, die teils auch in anderen Ländern angebaut werden. Die Liste versorgt Landwirte, landwirtschaftliche Berater, den Handel und uns Verbraucher mit detaillierten Informationen. Neben vielen Neuzüchtungen sind aber auch nach wie vor alte Kartoffelsorten dabei, weil sie als besonders lecker gelten oder andere Eigenschaften haben, die ihren Anbau über die Jahre hinweg rechtfertigt.
„Kartoffeln machen dick.“ - Nein, das stimmt so nicht.

Der gute Ruf der Kartoffel hat hier und da gelitten, wird sie doch gerne mal als kalorienbehaftete Dickmacher betitelt. Zu Unrecht. Mit circa 70 Kilokalorien auf 100 Gramm gelten Kartoffeln aus ernährungspsychologischer Sicht als ausgewogene und gut verdauliche Schonkost, insbesondere für Menschen mit Magen-Darm-Problemen.
Die Low-Carb-Kartoffel, die seit einiger Zeit erhältlich ist, wirbt damit, nochmals 30 Prozent weniger Kilokalorien auf den Teller zu bringen, also nur rund 50 Kilokalorien auf 100 Gramm. Die klassische Salzkartoffel hat im Vergleich zur Nudel an Popularität verloren, auch weil ihre Zubereitung als aufwendiger gilt. Nach dem zweiten Weltkrieg galt sie noch als Hauptlieferant für die Kohlenhydratversorgung der deutschen Bevölkerung.
Im Wirtschaftsjahr 1950/51 lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Kartoffeln bei satten 186 kg, 10 Jahre später waren es schon nur noch 132 kg. Im Jahr 2000/01 waren es dann 70 kg, 2018/19 nur noch 55 kg. In der Corona-Krise feierte die Kartoffel eine kleine Renaissance: hier zeigen die Zahlen, dass der durchschnittliche Kartoffelverbrauch wieder auf 59,4 kg (lt. statista, Zahlen enthalten sowohl den Verbrauch von Speisekartoffeln sowie von industriell verarbeiteten Kartoffeln).
Durchhalten – die Kartoffel hilft dabei
Kartoffelsorten hin oder her – eins haben sie gemein: Gekochte Kartoffeln gelten als ideale Nahrung für Ausdauersportler, denn sie machen satt, aber erzeugen kein Völlegefühl. Außerdem werden die Kohlenhydrate in den Muskel- und Leberdepots des Körpers gespeichert, auf die er dann bei stärker Belastung längerfristig zugreifen kann. Wirklicher Dickmacher ist die Kartoffel eher in industriell verarbeiteter Form, zum Beispiel als Chips, Pommes, Krokette, Rösti, Curly Fries. Ordentlich gewürzt und mit Mayo und Ketchup serviert, mutiert die einst so gesunde Kartoffel dann doch zum Figur-Killer. Sie sollte hingegen viel häufiger nur gekocht auf deinem Teller landen, denn dann ist sie als Nahrungsmittel am wertvollsten. Kartoffeln sind reich an Stärke und enthalten außerdem Vitamin C, einige B-Vitamine und Mineralstoffe, u.a. Magnesium, Kalium und Eisen. Das in den Knollen enthaltene hochwertige Eiweiß lässt sich von unserem Körper am besten aufnehmen, wenn es zusammen mit Eiern oder Milchprodukten gegessen wird.
Überblick: Eine Auswahl an Kartoffelsorten
‘Ackersegen’: Was lange währt, wird endlich gut - das Erntemotto von Ackersegen, schließlich zählt diese klassisch deutsche Sorte von 1929 zu den sehr spät entereifen Sorten. Ihre Knolle ist rund mit ockergelber Schale und gelbem Fleisch. Ackersegen schmeckt buttrig mit einer würzigen Note.
‘Agria’: vorwiegend mehligkochend, mittelfrühe Ernte unter den Kartoffelsorte, gilt bei Kartoffelkennern als sehr schmackhaft bei den stärkereichen und mehligen Kartoffeln. Eignet sich ideal für Pürees und Reibekuchen. Diese Kartoffelsorte schickt sich außerdem für die industrielle Verarbeitung zu Chips und Pommes.
‘Allians’: festkochend, fein aromatisch und robust im Anbau – des Landwirts Liebling und Star im Kartoffelsalat. Ebenfalls mittelfrühe Ernte unter den Kartoffelsorten. Nachfolgerin der Kartoffelsorte Linda, die von vielen Verbrauchern schmerzlich vermisst wird.
‘Adretta’: mehligkochend, bekannte ostdeutsche Züchtung, späte Ernte und gute Lagerfähigkeit. Fällt aufgeschnitten durch ihre hellgelbe Farbe auf. Finden Verwendung in Pürees, Kartoffelklößen und Eintöpfen.
‘Bamberger Hörnchen’: festkochend, helles Fleisch mit gelber bis gleicht rosafarbener Schale, mittelfrühe Ernte. Diese „krumme“ Knolle gehört zu den alten Kartoffelsorten und wird seit dem späten 19. Jahrhundert angebaut. Ihr Ursprung soll – wie der Name schon sagt – in Franken/Bayern liegen. Dort heißt sie auch Bamberger Hörnla. Ihr Anbau ist mittlerweile als regionale Sorte mit einer geografischen Angabe europaweit geschützt. Hat schon eine Miss-Wahl gewonnen: Sie war Kartoffel des Jahres 2008. Macht sich aufgrund ihrer Größe gut als Pellkartoffel, schmeckt aber auch fein in Salaten.
‘Belana’: festkochend, frühe Ernte und neben der Allians noch eine Nachfolgerin für Linda. Belana ist ebenfalls des Bauerns Beste: gute Erntemengen, gute Lagerfähigkeit. Und in der Küche macht sie mit ihrer ovalen Form und dünnen, glatten Schale ebenfalls einen soliden Job, ob schlicht als Salzkartoffel oder im Kartoffelsalat.
‘Bintje’: „Alsjeblieft“ – bitteschön, sagen unsere niederländischen Nachbarn, als sie die Bintje brachten. Diese niederländische Züchtung wandert zwischen vorwiegend festkochend bis mehligkochend und eignet sich deshalb für Pürees, Suppen und Eintöpfe. Wer nicht gerne schält, freut sich über ihre großen Knollen mit dünner, gelber Schale.
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