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Lebensmittel

In diesen Lebensmitteln sind Insekten

Speiseinsekten
Ilka Mittendorf
am Montag, 06.02.2023 - 17:05

...und in diesen nicht. Eine neue EU-Verordnung erlaubt seit kurzem die Verarbeitung der Hausgrille und der Larven des Getreideschimmelkäfers in Lebensmitteln. Bayerns Ministerpräsident hat eine klare Haltung dazu.

Bayerns Bäcker sind genervt: Besorgte Kunden fragen an, ob in den Backwaren neuerdings Insektenmehl verarbeitet werde. Denn seit Ende des Monats sind zwei zusätzliche Insektenarten - und damit neben Wanderheuschrecke und Mehlkäfer - der Buffalowurm oder Getreideschimmelkäfer und eine weitere Hausgrillen-Art als sogenannte neuartige Lebensmittel zugelassen.

Die Mühlenbäckerei Fritz, Aying, mit ihren mehr als 150 Verkaufsstellen in und um München stellt deshalb direkt an der Verkaufstheke über ein Aufsteller klar, dass „keine Mehle aus Insekten verarbeitet“ würden. Dies sei zum aktuellen Zeitpunkt auch für die Zukunt nich geplant. DAmit soll wohl da Verkaufspersonal von lästigen Fragen befreit werden. Bei manch einem scheint jedoch erst beim Lesen des Hinweises ein Bewusstsein für das Thema zu entstehen. „Viele sind erstaunt, dass das überhaupt möglich ist. Da scheint die Diskussion nicht bei allen angekommen zu sein“, sagt ein Mitarbeiter.

Lebensmittel mit Zusatzstoffen aus Insekten

Bei der Verwendung geht es vor allem um E120 und E940. Dabei handelt es sich um den roten Farbstoff Karmin (E120), der aus Cochenilleschildläusen gewonnen wird. Dazu werden die Läuse getrocknet, ausgekocht und anschließend wird der Farbstoff ausgefällt. Tatsächlich wird Karmin bereits seit langer Zeit in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie verwendet.

Beliebte Süßigkeiten wie M&Ms führen zum Beispiel Karmin in der Zutatenliste. Ein weiterer Zusatzstoff ist der Schellack, der aus den Ausscheidungen der Lackschildläuse gewonnen wird. Der glänzende Überzug kommt zum Beispiel bei Ferrero Kinder Schokobons, aber auch bei der Milka-Schokoladensorte Bunte Kakaolinsen zum Einsatz.

Vorsicht Allergien

Lebensmittelhersteller müssen laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) grundsätzlich auf der Zutatenliste die Verwendung von Insekten festhalten. So muss bei der Verwendung von der Hausgrille der Hinweis stehen: „teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille)“. Wird der Getreideschimmel- oder Buffalokäfer verwendet muss folgendes stehen: „gefrorene Larven/Paste aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer) oder aber „getrocknete Larven/Pulver von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)“. Zudem muss in unmittelbarer Nähe der Zutatenliste auf allergieauslösende Inhaltsstoffe hingewiesen werden: „Zutat kann bei Verbrauchern, die bekanntermaßen gegen Krebs- und Weichtiere und Erzeugnisse daraus sowie gegen Hausstaubmilben allergisch sind, allergische Reaktionen auslösen“.

Hersteller müssen Zulassung beantragen

Auch wenn die EFSA nun insgesamt vier Insekten in unterschiedlicher Darreichungsform als Lebensmittel für den europäischen Markt freigegeben hat, heißt das nicht, dass diese auch als neuartiges Lebensmittel bezeichneten tierischen Produkte von allen Herstellern benutzt werden dürfen.

Tatsächlich ist die Verwendung an jene Hersteller erst einmal gebunden, die bei der EU eine Zulassung beantragt haben. Das sind: für Mehlkäfer das französische Insektenunternehmen SAS EAP Group, für die Wanderheuschrecke und die Hausgrille die Fair Insects BV, für das teilweise entfettete Pulver der Hausgrille das vietnamesische Unternehmen Cricket One Co. Ltd, und für den Getreideschimmelkäfer/Buffalowurm die niederländische Firma Ynsect NL BV.

EU-weit weitere Zulassungen erwartet

Der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit liegen aktuell acht weitere Anträge auf Marktzulassung vor. Die Hersteller wollen die Insekten in verschiedenen Formen vermarkten. Auch wenn die EU-Behörde für Insekten als Lebensmittel eine bislang sehr kleine aber wachsende Marktnische aussmacht, bewertet sie die neuartigen Lebensmittel als ökologisch wertvollen beitrag: „ Es fallen weniger Treibhausgasemissionen an, es wird weniger Wasser und Ackerland verbraucht und insektenbasierte Biokonversion ist eine marktfähige Lösung von Lebensmittelabfällen“.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat sich zum Thema Insekten-essen klar positioniert. Auf seinem Instagram-Kanal berichtet Markus Söder regelmäßig unter dem Hashtag #söderisst von seinen kulinarischen Erlebnissen. Zum Thema Entomophagie, also das Essen von Speiseinsekten schreibt er: „Insekten auf dem Speiseplan? Ganz ehrlich #söderisst das nicht...Auch die EU erlaubt ja nun verarbeitete Grillen und Getreideschimmelkäfer in Lebensmitteln. Ich brauche das nicht“.

Mit Material von EFSA, Verbraucherzentrale