Die nächsten Wellen der Corona-Krise scheinen nun auf die Getreidemärkte in Form eines nachlassenden Verbrauchs zuzukommen - kurzfristig nach Abebben von Hamsterkäufen und wegen der Gastronomieschließungen, mittel- und längerfristig wegen des Konjunktureinbruchs und sinkender Kaufkraft. Analysen wie jüngst die französische Strategie Grains sehen die Weizenernte 2020 der EU zwar deutlich kleiner als im Vorjahr, weltweit die Endbestände aber wegen des Corona-bedingten Minderverbrauchs jedoch im Anwachsen.
Wichtige Nationen hamstern
Gegenwärtig bleibt im Welthandel die Nachfrage der Importländer nach Weizen stark. Gleichzeitig aber schränken Exportnationen wie Russland, die Ukraine, Rumänien oder Kasachstan ihre Weizenausfuhren zur Sicherung der Eigenversorgung und Zügelung davongaloppierender Inlandspreise ein. Die Weizenendlager der Exporteure sollen auf ein Fünfjahres-Tief abschmelzen, die weltweiten Bestände jedoch auf Rekordhöhe anschwellen.
Von der Weltmarktnachfrage profitiert vor allem die EU, deren Weizenausfuhren, begünstigt auch von einem schwachen Eurokurs, ungebrochen auf Hochtouren laufen. Der Weichweizenexport der Union lag laut Kommission nach 41 Wochen des Wirtschaftsjahres 2019/20 zum Stichtag 12. April mit 26,713 Mio. t um 68% über den Vorjahreszahlen.
Die Ausfuhren der USA hingegen - neben denen von Weizen auch von Mais und Sojabohnen, weil der chinesische Markt noch nicht zieht - enttäuschen, wobei hier noch der Albtraum des Einbruchs der Ethanolerzeugung aus Mais infolge des Ölpreiseinbruchs und des verringerten Spritverbrauchs hinzukommt. Immerhin ein Drittel bis zu knapp 40% des US-amerikanischen Binnenverbrauchs von knapp 310 Mio. t Mais entfallen auf die Verarbeitung zu Ethanol.