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Milch

Brexit und Milchgeld absichern

Fleckvieh
Rainer Königer Portrait 2019
Rainer Königer
am Mittwoch, 29.01.2020 - 10:18

Bayern MeG erreicht Bündelungsgrenze und wirbt für Versicherungslösung.

Die Bayern MeG ist - kurz vor dem Brexit - noch einmal angewachsen. Die Bündelungsgrenze ist erreicht. Auf der Sitzung des Vorstands und des Aufsichtsrats diese Woche in Wolnzach wurde die Milcherzeugergemeinschaft mit dem komplizierten Namen Kooperative Milchverwertung Emlichheim - Laarwald - Wielen - Wilsum eG in die Vermarktungsorganisation aufgenommen.

Die ehemaligen DMK-Lieferanten aus Niedersachsen bündeln 130 Mio. kg Milch, die an eine Molkerei in den Niederlanden verkauft wird. Die Lieferung in die rund 100 km entfernte Molkerei organisieren die Milchbauern selbst: „Wir liefern mit unseren eigenen Tankzügen“, erklärte ein Vertreter der Kooperative. Ein weiterer Schwerpunkt der Sitzung bezog sich auf die Absicherung des Milchgelds.

Bündelungsgrenze erreicht

Mit der Neuaufnahme der Kooperative ist die Bündelungsgrenze von 3,5 % der europäischen Milchmenge (167,3 Mrd. kg) erreicht. Nach dem Ausstieg der Briten aus der EU wird logischerweise auch die EU-Milchmenge und somit auch die Bündelungsgrenze nach unten gehen. Es gibt aber bereits politische Bestrebungen – auch aus Bayern – den Prozentsatz für die Bündelungsgrenze anzuheben: 4 % würden ohne die Briten eine Bündelungsgrenze von 6 Mrd. kg ergeben, verdeutlichte der Geschäftsführer der Bayern, Markus Seemüller.

Auch der bayerische Markt ist in Bewegung. Die MEG Nordbayern liefert seit Anfang des Jahres ihre Milch (rund 100 Mio. kg) nicht mehr an Zott, sondern an Bechtel. Harte Verhandlungen gibt es derzeit mit einigen Molkereien über die Preis- und Tierwohlinhalte in den Verträgen. Als positiv bezeichnete Seemüller die jüngsten Vertragsgespräche und die Synchronisierung der Verträge, sodass Vertragsverlängerungen gemeinsam verhandelt werden können.

Auf Nummer sicher gehen

Die von der Bayern MeG initiierte Warenkreditversicherung haben bereits vier Mitglied-MEGs abgeschlossen. Mit dieser Versicherung lässt sich des Milchgeld für eine gewisse Zeit (z.B. sechs Wochen), teilweise oder ganz absichern. Man schützt sich dadurch vor Insolvenz und Zahlungsunwilligkeit der Molkereien. So eine Versicherung sei zwar teuer, erklärte der Vorsitzende Herbert Maier, dafür sichere man aber die Einnahmen des Betriebs ab. Auf der anderen Seite schließe man Vollkasko-Versicherungen ab, wenn es ums Auto geht. Maier gab auch zu bedenken, wer als erster „erschossen“ wird, falls das Milchgeld tatsächlich einmal ausfallen würde: das seien die MEG-Vorsitzenden.

Einen weiteren Vorteil einer Warenkreditversicherung umschrieb Geschäftsführer Seemüller. So erfahre man, wie eine Molkerei wirtschaftlich dasteht. Denn die Versicherer haben tiefe Einblicke in die Molkereien. Und so kann es vorkommen, dass manche Molkereien nur zum Teil oder gar nicht versicherbar sind.

Die Lage im Osten

Wenig rosig sieht es derzeit offenbar im Osten Deutschlands aus. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Gunter Martin erklärte, dass inzwischen größere Betriebe mit 200 oder 300 Kühen einfach zusperren. Die Trockenheit und der Futtermangel seien vor allem in Sachsen-Anhalt zu spüren. Zudem sei es schwer, Fachkräfte zu finden, und Landwirte einer Genossenschaft leiden unter den zuletzt schwachen Milchpreisen.

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