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Markt

Bierkonsum und Stolpersteine

Pfandflaschen
Rainer Königer Portrait 2019
Rainer Königer
am Freitag, 21.02.2020 - 07:01

Bayerischer Brauerbund zieht Bilanz und spricht von unnötigen Qualen.

Bier gehört in Bayern zur Lebenskultur und gilt als Grundnahrungsmittel. Doch das gilt nicht mehr für jeden. Der Bierabsatz geht in Deutschland seit Jahrzehnten zurück, im Vergleich zu anderen Bundesländern hält sich Bayern aber gut. „Insgesamt steht Bayern ganz ordentlich da“, erklärte Dr. Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds, auf der jüngsten Jahrespressekonferenz in München.

Der Bierabsatz im Freistaat verzeichnete 2019 in Minus von 3,3 %. Das entspricht in etwa dem Niveau von 2017. In Zahlen ausgedrückt sind das 23,8 Mio. hl. Zurückzuführen ist der Rückgang auch auf den „Jahrhundertsommer“ 2018. Dazu gesellte sich eine Fußball-WM und beides zusammen macht Durst. Zu kämpfen haben die bayerischen Brauer auch mit der demographischen Entwicklung. Die „Babyboomer“ werden immer älter und die ältere Generation trinkt weniger Bier.

Der Weg über den Preis ist falsch

Wie der Präsident des Brauerbunds, Georg Schneider, erklärte, fehlen in den nächsten 20 Jahren deutschlandweit 9 Mio. Konsumenten im Alter zwischen 20 und 60 Jahren: Die Altersgruppe mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch. Schneider machte unter den Brauereien ein harten Wettbewerb aus: „Ein Verdrängungswettbewerb über den Preis ist der falsche Weg“.

Die EU hat von 2016 bis 2018 rund 280 Mio. € für Maßnahmen der Absatzförderung für europäische Agrarprodukte und Nahrungsmittel zur Verfügung gestellt. Gerade einmal 4 Mio. € haben Erzeuger aus Deutschland in Anspruch genommen. „Da sind andere wesentlich pfiffiger im Abrufen der Fördertöpfe.“ Neben fehlender Pfiffigkeit bemängelte Schneider politische Stolpersteine: „Auch der Staat macht uns das Leben nicht leichter.“ Es gebe Beispiele „wie uns die Politik ohne Grund quält.“

Einer dieser Stolpersteine betrifft ein Urteil des Bundesfinanzhofs (BFH), der sich mit der Frage beschäftigt hat, wer eigentlich der Eigentümer von Mehrweggebinden ist. Ist der Name der Brauerei auf der Flasche eingeprägt, gehört sie der Brauerei. Werden Einheitsflaschen verwendet, so gehören sie eigentlich niemanden, urteilte der BFH. Die Flaschen werden quasi mitgekauft und bei der Pfandrückgabe wieder zurückgekauft. Das beschädigt nicht nur das Pfandsystem, sondern bringt auch noch weitreichendere Folgen mit sich.   

Durcheinander beim Pfand auflösen

Die Brauerei muss deshalb ihre Pfandrückstellungen für Einheitsleergut auflösen, weil man für eine in der Höhe und bezüglich des Zeitpunkts unsicheren Gebinderücklauf keine Rückstellung bilden darf. Bestraft werden also die Brauereien, die auf einheitliche Mehrwegflaschen setzen. Und das ist für Schneider ein Unding. Er will das Mehrwegsystem schützen und das Durcheinander bei der Pfandrückgabe aufzulösen: „Da sind LKWs unterwegs, die mit leeren Flaschen umeinander gondeln.“ „Die Pfanderhöhung ist ein Baustein in diesem Schutz“, so der Präsident des Bayerischen Brauerbunds.

Bei der Jahrespressekonferenz warf Schneider einen besorgten Blick auf die Landwirtschaft: „Unsere Landwirte stehen unter großem Druck.“ Er betonte das nachhaltige Wirtschaften der Landwirte: „Die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft wollen wir auch in unsere Brauereien bringen.“