
Bei der heutigen Erntepressefahrt im Landkreis Erding wurde wieder einmal deutlich, dass der Norden Bayerns immer mehr mit Trockenheit zu kämpfen hat. Während im Süden des Freistaats eine durchschnittliche Ernte heranwächst, geht das Getreide in Franken schon frühzeitig in Knie. Wie BBV-Getreidepräsident Hermann Greif erklärte, wird in Franken bereits schon jetzt die ausgetrocknete Sommergerste geerntet.
Verzichten mussten die Gäste und Medienschaffenden auf BBV-Präsident Walter Heidl. Wie sein Stellvertreter Günther Felßner erklärte, hatte sein Coronatest „einen Strich zuviel“. Doch auch Felßner fand klare Worte: „Noch nie war die Lage so bedrückend. Putin benutzt Weizen als Waffe.“
Bayern könne sich zum Glück mit Getreide, Ölsaaten, Milch und Fleisch selbst versorgen. Doch auf der Südhalbkugel gebe es massive Versorgungsprobleme. „Wir wollen die Menschen mit Nahrungsmitteln versorgen“, so Felßner. Und „jede Tonne Weizen macht Putins Schwert stumpfer“.
Völlig kontraproduktiv sei die für 2023 geplante Stilllegung von 4 % der Agrarflächen. Hier müsse schnell gehandelt werden, denn mit dem Beginn der Ernte 2022 beginnt die Planung für 2023.
Ähnliche Kritik kam auch von Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber. Sie klagte Bundesagrarminister Cem Özdemir an, die ökologischen Vorrangflächen in diesem Jahr nicht für die Produktion für Nahrungsmittel freigegeben zu haben.
„Wir Bauern wollen Menschen ernähren“, stellte auch Greif klar. Die Stilllegungen würden dazu führen, „dass wir dort über Jahre Unkraut züchten.“ Greif weiter: „Es ist kein Fluch, Weizen zu exportieren, es ist ein Segen.“
Die heutige Ernteprognose wurde diesmal mit Satellitenunterstützung erstellt und sollte deshalb genauer sein.
- Beim Weizen wird im Durchschnitt mit 6,43 t/ha gerechnet, Franken liegt bei 5,38 t/ha.
- Die Wintergerste wird bayernweit bei 6,35 t/ha gesehen.
- Etwas Federn muss auch der Winterraps lassen. Mit 3,1 t/ha fällt die Ernte höchstwahrscheinlich eher spärlich aus.