Seit alters her ist die Esche außergewöhnlich: Als Weltenbaum Yggdrasil wurde sie schon in der nordischen Mythologie besonders verehrt. Eschenholz ist geschätzt, es ist elastisch, zäh und abriebfest. Heute geben Eschenbestände landauf und landab aber leider oft ein trauriges Bild ab. Schuld daran ist das sogenannte Eschentriebsterben. Im Schulwald der Waldbauernschule in Kelheim kommen Eschen nur vereinzelt vor, dagegen spielen sie im benachbarten Staatswald eine größere Rolle. Die Umbaumaßnahme dort liefert ein ungewöhnliches Beispiel, das als Spezialfall auch im Privatwald interessant sein kann.
Die alten Eschen liegen kreuz und quer
Im Revier Teugn gibt es größere Bestände, die fast zu 100 % mit der Baumart Esche bestockt sind. Nahezu alle Eschen waren dort vom Eschentriebsterben befallen, die Bestände brechen großflächig zusammen. Der Pilz lässt Feinreisig, Äste und ganze Kronenteile absterben, im Holzinneren verfärbt er zunächst das Holz und zersetzt es dann. Die geschwächten Eschen werden zusätzlich Opfer von weiteren Pilzen, aber auch Insekten wie z. B. dem Eschenbastkäfer, was den Absterbeprozess beschleunigt.
Unfallrisiko für Forstwirte
Gleichzeitig steigt das Unfallrisiko für die Forstwirte bei der Holzernte der befallenen Stämme. Verschiedene Pilze führen zu einem Abfaulen der Wurzeln, was zu einem unkontrollierbaren Umfallen beim Fällvorgang führen kann. Die umgestürzten Bäume liegen teilweise wie bei Mikado übereinander. Eine händische Holzernte ist aus Arbeitssicherheitsgründen oft nicht mehr möglich. Die betroffenen Flächen prägt – teilweise ganzjährig – der hohe Wassergehalt im Boden, was die Holzrückung erschwert.
Gleichzeitig ist der Absatz am Holzmarkt bedingt durch die hohen Mengen an Eschenschadholz in den letzten Jahren sehr herausfordernd. Und natürlich stellte sich die Frage, wie nach der Holzernte auf dieser schwierigen Fläche wieder sinnvoll ein klimatoleranter Jungwald begründet werden kann.
So lief der Umbau ab: Ein Harvesterunternehmer hat die Fläche mit einer leistungsfähigen Holzerntemaschine Ponsse Bär geräumt und dabei auch das teilweise bereits am Boden liegende Schadholz mit aufgearbeitet. Das Holz wurde zu Vier-Meter-Längen aufgearbeitet, und größtenteils an eine Zellstofffirma verkauft, um dort als wertvoller, nachwachsender Rohstoff für Kleidung weiterverarbeitet zu werden.
Das Schwachholz wird zu 1500 rm Hackschnitzel
Die schlechteren Qualitäten erzielten dank der zwischenzeitlich gestiegenen Nachfrage einen guten Preis am Energieholzmarkt. Im Herbst 2022 waren die Böden nach einer längeren Regenpause verhältnismäßig trocken und konnten ohne größere Schäden auf den frisch angelegten Rückegassen befahren werden.
Der hohe Anteil an Kronen und Astmaterial auf der Fläche machte eine Bepflanzung in diesem Zustand praktisch unmöglich. Deshalb wurde der Schlagabraum durch den Rückezug weitgehend von der Fläche entfernt und an der Forststraße zu rund 1500 Schüttraummetern Hackschnitzel verarbeitet. Auch nach dieser Maßnahme lag auf Teilflächen, die der Rückezug von der Gasse aus nicht erreichte, noch zuviel Gipfel- und Astmaterial, um sinnvoll pflanzen zu können. Diese Flächen wurden mit dem Minibagger nachbearbeitet. Ausgestattet mit einer Art Räumrechen hat der Bagger die geplanten Pflanzplätze so weit freigeräumt, dass später ein ausreichend großes Pflanzloch hergestellt werden konnte.
Bei der Eichenpflanzung kommt der Bagger mit Krümler zum Einsatz
Anschließend wurde die Fläche von einer Baumschule im Zeitraum November/Dezember 2022 mit Eichen der Größe 1,60 bis 1,80 m bepflanzt. Um die Arbeit für die Pflanzer zu erleichtern und ein ausreichend großes Loch für die Wurzeln zu schaffen, hat der Minibagger mit einem sogenannten Krümler den Boden an den vorgesehenen Pflanzstellen aufgelockert.
Richtiger Wurzelschnitt und sorgsame Pflanzung
Als nächster Schritt sind die Pflanzen nach einem angemessenen Wurzelschnitt mit Pflanzhauen von drei Pflanzern in einem Lochpflanzverfahren in den Boden gekommen. Besonderes Augenmerk muss auf den richtigen Wurzelschnitt und die sorgsame Pflanzung gelegt werden. Diese Faktoren sind entscheidend, dass die Hauptwurzel beim Pflanzvorgang nicht zur Seite verbogen, sondern gut nach unten ausgerichtet werden.
Finanzielle Förderung vom Staat
Nur so können stabile Bestände aufwachsen. Beim Pflanzverband von 2 x 1,5 m stehen am Ende 3330 Pflanzen auf einem Hektar. Kosten für eine solche Pflanzung liegen situationsabhängig bei etwa 4 und 5 € je Pflanze inklusive Verpflanzung, allerdings ohne der Flächenvorbereitung. Private Waldbesitzer können für vergleichbare Umbaumaßnahmen vom Staat finanzielle Förderung erhalten.
Wertvoller Lebensraum für zahlreiche Arten
Selbstverständlich wurden auch Naturschutzaspekte bei der Maßnahme berücksichtigt. Dafür wurde ein Teil der stehenden Eschen als sogenannte Hochstumpen auf der Fläche belassen. Sie dienen in den nächsten Jahren als stehendes Totholz zum Höhlenbau und damit zahlreichen Arten als wertvoller Lebensraum.
Auf anmoorigen Standorten wurden weitere Baumarten wie Flatterulme und Schwarzerle eingebracht, um die Artenvielfalt zu fördern. Im Grenzbereich zur landwirtschaftlichen Fläche wurde eine Waldrandgestaltung mit Kirschen und weiteren Arten initiiert, um diese wertvollen Übergangsbereiche zwischen Wald und Offenland aufzuwerten.
Vorteile von Großpflanzen wie Eichen
Die Verwendung von Großpflanzen der Baumart Eiche mit ausgeprägter Pfahlwurzel ist kein Standardverfahren. In Anbetracht der Größe der Fläche (ca. 1,5 Hektar) und der schwierigen Ausgangssituation mit mehr als mannshoher Begleitvegetation und vorhandenem Verbissdruck, kann die Verwendung von Großpflanzen aber einige Vorteile bieten.
Die Fläche muss nicht gezäunt werden, da die Pflanzen bereits aus dem Äser entwachsen sind. Außerdem reduziert sich der Pflegeaufwand erheblich, der örtliche Revierleiter geht davon aus, dass im ersten Jahr nach der Pflanzung gar nicht gepflegt werden muss. Entscheidend für die weitere Entwicklung ist sicher der Anwuchserfolg der jungen Bäumchen.
Ideal: Pflanzung im Herbst
Eine Pflanzung im Herbst scheint hier vorteilhaft, weil die Wurzeln im Frühjahr bereits vor dem Austrieb der Bäumchen zu wachsen beginnen und die Feuchtigkeit des Winters den Pflanzen gute Startbedingungen im Frühjahr verschaffen.
Das beschriebene Verfahren ist ein Pilotversuch, um völlig verunkrautete größere Kahlflächen mit vertretbarem Aufwand wieder in Bestockung zu bringen. Wir werden an dieser Stelle berichten, wie sich die Fläche in Zukunft weiterentwickelt. Den Kollegen des Forstbetriebs Kelheim der Bayerischen Staatsforsten danken wir für die Einblicke!
Das Thema „Eschentriebsterben“ wird unter anderem im Kurs „Waldschutz-Sprechstunde“ der Waldbauernschule behandelt.