Naturschutzmaßnahmen haben positive Auswirkungen auf den Wald – und damit auch für den Waldbesitzer. So bietet beispielsweise Totholz nicht nur vielen verschiedenen Arten ein Habitat – es fördert auch die Humusbildung, und somit die Wasserspeicherfähigkeit des Waldbodens.
Oberstes Ziel sind immer intakte Waldlebensgemeinschaften mit hoher Artenvielfalt – oder anders ausgedrückt: Ein gesunder Wald. Und ein gesunder Wald kann langfristig am besten sämtliche Waldfunktionen erfüllen, ist widerstandsfähig und liefert hochwertiges Holz. Aber wie genau bekommt man Waldnaturschutz und Waldbewirtschaftung unter einen Hut? Hier sechs Beispiele:
Baumartenvielfalt – die Mischung macht’s

Der Umbau von Reinbeständen in Mischwälder ist nicht nur sinnvoll, um stabilere Wälder zu bekommen, sondern ist auch gut für die Biodiversität.
Werden dabei seltene Baumarten wie zum Beispiel Eibe, Elsbeere, Speierling, Wildobst oder Ulmenarten mit eingebracht, dient das dem Naturschutz noch mehr. Oft hat auch die Naturverjüngung einiges zu bieten. Nach mehreren Jahren findet sich auf ehemaligen Schadflächen häufig eine Vielzahl unterschiedlicher Baumarten wie Vogelbeere, Birke, Kirsche, Zitterpappel. Wird hier durch Pflege gezielt eingegriffen, lassen sich kostengünstig Mischbaumarten erhalten.
Was bringt’s dem Waldbesitzer?
- Ein gesunder, gemischter Bestand ist weniger anfällig für Schädlingsbefall und Schadereignisse wie Windwurf und Käferbefall.
- Die Einleitung von Naturverjüngung ist ein Fördertatbestand. Finanziell gefördert wird auch die Vorbereitung der natürlichen Verjüngung von Wald durch den Erhalt und die Pflege alter oder seltener Samenbäume.
Was bringt’s für den Naturschutz?
- Lebensraum für vielerlei unterschiedliche Arten und Lebensgemeinschaften.
Weichlaubhölzer und Pioniergehölze – Hotspots der Artenvielfalt

Baumarten wie Zitterpappel, Sandbirke oder Salweide haben sowohl lebend wie auch als abgestorbener Baum große Bedeutung für Insekten, Vögel und Säuger. Es ist sinnvoll, sie im bemessenen Umfang in den Waldbestand zu integrieren.
Was bringt’s dem Waldbesitzer?
- Die Weichlaubhölzer und Pionierbaumarten fungieren als Füllholz für Hauptbaumarten wie der Eiche. So müssen weniger Bäumchen gepflanzt werden.
- Die gute Streuzersetzung beeinflusst günstige Humusformen und die Nährstoffversorgung.
Was bringt’s für den Naturschutz?
- Überragende Bedeutung für Schmetterlingsvielfalt. Die Salweide ist allein für 37 Arten Raupennahrungspflanze.
- Die frühe und reiche Blüte der Salweide ergibt eine wertvolle Bienenweide. Aber auch andere Insekten wie Hummeln sammeln dort ihre Pollen.
Biotopbäume – manchmal ist Verzicht die beste Strategie

Unter Biotopbäumen versteht man Bäume mit unterschiedlichsten Eigenschaften, die vielen Arten ein Habitat bieten – zum Beispiel Höhlen, Baumpilze, Faulstellen, Astausbrüche, Rindentaschen durch lose Rindenpartien, gebrochene Kronenteile, Totäste oder Horstbäume.
Das bewusste Belassen solcher Bäume fördert eine Vielzahl von Arten, von denen wir nur einen Bruchteil wahrnehmen. Viele Arten wirken im Verborgenen, erfüllen aber im Netz der Lebensgemeinschaft Wald eine wichtige Funktion.
Was bringt’s dem Waldbesitzer?
- Häufig haben Biotopbäume nur einen geringen ökonomischen Wert bei der Nutzung. Lässt man sie stehen, gibt es teilweise sogar finanzielle Fördermöglichkeiten – z. B. über das Vertragsnaturschutzprogramm Wald.
- Freude an einer intakten Natur: Tierbeobachtungen wie das Trommeln der Spechte im ausgehenden Winter oder das Betteln der jungen Buntspechte im Frühjahr belohnen für den Verzicht auf die Holznutzung.
Was bringt’s für den Naturschutz?
- Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Arten wie Spechte, Eulen, Fledermäuse, Hornissen, Wildbienen.
Totholz – hier tobt das Leben

Unzählige – darunter zahlreiche vom Aussterben bedrohte – Arten wie Pilze, holzabbauende Käfer und Amphibien leben im oder vom toten Holz. Der Begriff „Totholz“ umschreibt eine Vielzahl unterschiedlichster Strukturen voller Leben. Besonders die Vielfalt unterschiedlichster Tothölzer – dick oder dünn, stehend oder liegend, besonnt oder schattig, frisch abgestorben oder schon vermodert – ergibt eine Viel-zahl von unterschiedlichsten Lebensräumen. Für einige vom Aussterben bedrohte Arten entscheidet das Vorkommen dicker, abgestorbener Bäume über deren weiteres Schicksal.
Was bringt’s dem Waldbesitzer?
- Totholz dient der Bodenbildung. Das Belassen von Totholz im Wald fördert langfristig den Humusaufbau und – damit auch die Wasserspeicherfähigkeit. Besonders mit Blick auf die zurückgehenden Sommerniederschläge und steigende Temperaturen ist das ein wichtiger Aspekt.
- Nährstoffe aus dem Holz gelangen am Ende des Zersetzungsprozesses in den Boden und können von den darauf wachsenden Bäumen wieder aufgenommen werden.
- Der scheinbar „unaufgeräumte Eindruck“ darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Detail interessante Strukturen entstehen.
Was bringt’s für den Naturschutz?
- Lebens- und Nahrungsraum für unzählige holzabbauende Pilze, Käfer, Insekten bis hin zu Amphibien. Der Rindenbereich toter Bäume ist einer der artenreichsten Totholzlebensräume.
- An abgestorbenem Holz kommen mehr Pflanzen und Tierarten vor als an lebenden Bäumen.
Blühpflanzen – es summt und brummt

Es ist sinnvoll, sonnige Stellen für Blühpflanzen zur Verfügung zu stellen. Auf Holzlagerstreifen im Bestand beziehungsweise an Waldrändern findet sich in der Regel von allein eine reiche Flora ein, die zahlreichen Insekten ein breites Nahrungsspektrum bietet. So benötigen zum Beispiel Schlupfwespen, von denen einige Arten Borkenkäfer und deren Nachkommen parasitieren, nach der Eiablage Nektar um sich für eine erneute Eiablage zu stärken. Diesen suchen sie bevorzugt an sogenannten Doldenblüten (z. B. Giersch, Wilde Möhre, ...), die bei ausreichender Sonneneinstrahlung an jedem Wegesrand auch im Wald gedeihen.
Was bringt’s dem Waldbesitzer?
- Streifen entlang von Forstwegen, die nicht mit Bäumen bestockt sind, sind sowohl zur Holzlagerung als auch zur schnelleren Abtrocknung der Wege sinnvoll.
Was bringt’s für den Naturschutz?
- Die sich ansiedelnden Gräser, Blühpflanzen und Sträucher bieten Nahrung- und Lebensraum für vielerlei Arten, die als Nützlinge mithelfen, Schädlinge zu dezimieren.
- An den Wald gebundene Fledermäuse brauchen zur Aufzucht ihrer Jungen große Mengen an Insekten, die sich bevorzugt an solchen lichten Stellen einfinden.
Waldränder – hier fühlen sich Grenzgänger wohl

Im Übergang von Wald zum Kulturland leben besonders viele Tier- und Pflanzenarten. Es treffen hier nämlich die Arten des „geschlossenen“ Waldlebensraums auf die Arten des „offenen“ Kulturlandes. Grundsätzlich ist ein gestufter und gebuchteter Waldrand überall möglich und sinnvoll. Vor allem lohnt sich der Einsatz jedoch in sonniger Lage und auf mageren, trockenen oder sehr feuchten Standorten.
Die Waldrandpflege ist eine Daueraufgabe und sollte auf einer Tiefe von mindestens 30 m erfolgen. In diesem Bereich wird der Kronenschluss stark aufgelichtet – zugunsten von Bäumen zweiter Ordnung, wie der Kirsche oder dem Feldahorn, die meistens nur etwa 20 bis 25 m hoch werden.
Durch kräftige Entnahme von Hauptbaumarten entstehen im Übergangsbereich zum Offenland auch Bereiche, wo es licht genug für wärmeliebende Straucharten wie Schlehdorn, Pfaffenhütchen, Schneeball, Seidelbast und Berberitze ist. Mit der Motorsäge lässt sich damit der Lebensraum von Pflanzen und Tieren gestalten.
Was bringt’s dem Waldbesitzer?
- Ein gestufter Waldrand ist optimaler Wind- und Wetterschutz für den dahinter liegenden Bestand.
Was bringt’s für den Naturschutz?
- So bietet man wertvollen Lebensraum mit Verstecken und Nahrungsangebot für zahlreiche Arten.
Unterm Strich
Und so ist klar: Es braucht keine riesigen Flächen, um Naturschutzmaßnahmen umzusetzen. Jeder Biotopbaum, der stehen gelassen wird und jedes Totholz, das im Wald verbleibt, fördert eine intakte Waldlebensgemeinschaft und trägt zur Erhöhung der Artenvielfalt bei.
Je mehr Waldbesitzer sich beteiligen, desto besser gelingt es ausreichend Trittsteine zu schaffen und wertvolle Lebensräume miteinander zu vernetzen. Das Thema Naturschutz wird auch in vielen Kursen an der Bayerischen Waldbauernschule thematisiert.