
Kalamitäten, Dürre und Borkenkäfer sowie die Wiederaufforstung von Schadflächen – Josef Ziegler, Vorsitzender des Vereins Bayerische Waldbauernschule und Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes konnte bei der Informationstagung für Forstzusammenschlüsse keine besonders erfreuliche Arbeitsbilanz für 2022 vorstellen. Wenigstens die Märkte haben sich auf einem zufriedenstellenden Niveau eingestellt. Nun sei die spannende Frage, wie weit sich der Konjunktureinbruch bis in den Wald hinein fortsetzt.
„Unsere Kunden drücken auf die Tränendrüse und malen den Weltuntergang an die Wand. Es herrscht große Verunsicherung und bei Nadelstammholz ist eine Überversorgung zu beobachten“, schilderte er die Lage. Es kommen Rezessionsängste und die Energiekrise hinzu. „Wie viel davon Marktpsychologie ist, lässt sich nur schwer abschätzen“, meinte er.
Erfreuliche Nachrichten hatte Ziegler dagegen zur Förderung. Demnach unterstütze Bayern die Forstwirtschaft heuer mit einer Rekordsumme von 96 Mio. €, was eine Verdreifachung in den letzten fünf Jahren bedeutet. Auch Förderung pro Tonne von im Bau gebundenem CO2 sei ein starkes Signal für den Holzbau. „Das ist der Erfolg von uns allen“, verdeutlichte Ziegler und dankte gleichzeitig der Staatsregierung und Forstministerin Michaela Kaniber.
Mit Blick auf den Bund merkte Ziegler positiv an, dass mit dem Klima- und Transformationsfonds eine kontinuierliche Mittelverfügbarkeit hinein erreicht wurde. Dieser Prozess solle weiter verbessert werden. Dagegen sei die Sicherung der GAK-Mittel ein brennendes Thema. Die Finanzierungsgrundlage sei in Gefahr und das Notifizierungsverfahren eine nicht endende Geschichte. Eine weitere Baustelle ist die Novelle des Bundeswaldgesetzes, wobei versucht werden soll, wettbewerbsrechtliche Privilegien zur Überwindung der Strukturnachteile im Privatwald zu sichern und nicht zu verlieren.
Brüsseler Wahnsinn

„Auch Brüssel hat unsere Wälder entdeckt und reguliert sie im Vierteljahrestakt mit immer neuen Verordnungen und Richtlinien“, beklagte Ziegler. Die Branche habe es versäumt, dort eine leistungsfähige Interessenvertretung aufgebaut zu haben. Der letzte „Wahnsinn“, der politisch im Umweltausschuss des EU-Parlaments beschlossen wurde, sei, dass Holz kein nachwachsender Rohstoff sein soll. „Dass Holz nicht erneuerbar ist, ist ein Angriff auf die Wahrheit“, betonte er und wies auf die geplante Übergangsphase, in der Holzenergie noch als erneuerbar angerechnet wird, hin. Nach drei Jahren komme die Holzverbrennung auf den Prüfstand und soll ab 2030 seine Einstufung als erneuerbar verlieren.
Ziegler appellierte an die Zuhörer, diese Botschaft bei jeder Gelegenheit zu spielen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir aufgrund der hohen Zahl der Betroffenen eine entsprechende politische Sensibilisierung erhalten“, war er überzeugt. Zudem machte er deutlich, dass Nebenprodukte aus Säge- und Holzindustrie weiter erneuerbar und förderungswürdig bleiben sollen. „Es gibt in allen Verarbeitungswegen Nebenprodukte, die als Energie dezentral zu nutzen sind. Die Verfügbarkeit dieser Nebenprodukte wird steigen, da mit dem Waldumbau deutlich mehr Holz anfällt.“
Datenschutz im Harvester
Auf den Datenschutz bei maschinellen Holzernteketten machte Ludwig Körner, Geschäftsführer des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, aufmerksam. Denn die OBC (On-Board-Computer) der Harvester sammeln eine große Menge an (standardisierten) Daten. Akteure sind sich häufig nicht darüber im Klaren, welchen Wert die von ihnen erzeugten Daten besitzen. Es ist noch nicht abschließend juristisch geklärt, wem diese Daten gehören. Am ehesten sei der „Datenerheber“ berechtigte Partei zur Nutzung und Verwertung und es besteht eine berechtigte Forderung zur Entlohnung für Daten.
Vertragliche Regelungen zur Nutzung und Verwertung von Forstmaschinendaten werden empfohlen. Vertragliche Regelungen gelten als rechtlich der „beste“ Weg bzgl. Datennutzung und -verwertung. Die Akteure der Holzbereitstellung werden sich über einen gewissen Wert der Daten bewusst. Die Wertbemessung ist schwierig, aber es ist die Entwicklung einer Pauschale denkbar.
„Wir wollen wachrütteln und den Eigentümern bzw. Forstzusammenschlüssen Handlungsempfehlungen an die Hand geben“, verkündete Körner. Dazu erarbeitet ein runder Tisch „Datenschatz Forstmaschine“ des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik ein Merkblatt mit Angaben zu Daten und Datenverkehr, Akteuren im Datenaustauschprozess, rechtlichem Rahmen sowie Risikoanalyse Datenschutz und Handlungsempfehlungen.
Politik ignoriert Fakten
„Politik macht immer öfter nicht das, was wissenschaftlich abgesichert ist, sondern das, was bei der Bevölkerung vermeintlich gut ankommt“, erklärte Alexander Bogner, Geschäftsführer proHolz Bayern. Weil jedoch in der Gesellschaft von bestimmten Kreisen seit Jahren ein systematisch und konsequent betriebener Desinformationsprozess läuft, reiche es nicht mehr aus, mit den Politikern Gespräche zu führen, sondern man muss Einfluss auf gesellschaftliche Wahrnehmungen nehmen. Die Herausforderung sei, dass Gegner der aktiven Forstwirtschaft die Meinungshoheit im Netz erobern, die klassischen Medien dominieren und damit breite öffentliche Zustimmung suggerieren. Dabei haben sie hohes Aktivierungspotenzial.
Zu den Zielen des proHolz-Teams gehören deshalb eine verstärkte Kommunikation in die breite Öffentlichkeit mit Fokus aktive Waldbewirtschaftung, Einbindung des gesamten Clusters Forst-Holz, um nach außen möglichst gemeinsam an einem Strang zu ziehen und Bildung eines starken Netzwerkes gemeinsam mit Clusterinitiative und vielen Kooperationspartnern. „Der Kampf um die Meinungshoheit nimmt weiter zu“, fasste Bogner zusammen.
Heißes Thema: Waldbrand
Das Waldbrandmanagement stand mit auf der Tagesordnung. „Auch wenn Waldbrände für uns im Vergleich zu anderen Staaten bislang nur ein Randthema waren und wahrscheinlich auch bleiben, müssen wir uns mit den Themen vorbeugende waldbauliche Maßnahmen, Bekämpfung und nötige Infrastruktur beschäftigen“, so BBV-Waldreferent Johann Koch. EU-weit verbrannte 2022 bis Ende September die Rekordfläche von über 770 000 ha. In Deutschland waren es mit über 4300 Hektar zehnmal mehr Fläche als im Durchschnitt der Jahre 2006 bis 2016. „In Deutschland waren vor allem der Brocken, die Sächsische Schweiz und Teile Brandenburgs betroffen. Auch in Bayern brannten Felder und Wälder viel häufiger als sonst“, so Koch.
Laut EU-Waldbrandstatistik steckt meist Fahrlässigkeit dahinter, aber ein Viertel der Brände brachen durch Brandstiftung aus. „Es wird immer trockener. Mittelfranken und die Oberpfalz gelten mit ihren lichten Kiefernwäldern traditionell als Risikogebiete“, so Koch, der dazu aufforderte, schon im Vorfeld den Austausch mit der Feuerwehr zu suchen.
„Das Management ist mehr als die Bekämpfung“, versicherte Christian Lorenz von der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg. Es sei empfehlenswert, Schnittstellen zwischen Forst und Feuerwehr frühzeitig zu besprechen. Denn es gelte, den reibungslosen Ablauf von Vorsorge, Früherkennung und effektiver Bekämpfung von Waldbränden zu sichern. Lorenz sprach sich aus für den Waldumbau als langfristige Waldbrandvorsorge, machte auf die Alarmierungsplanung, Waldbrandeinsatzkarten, Löschwasserversorgung und Zufahrtswege aufmerksam und plädierte für gemeinsame Übungen.