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Waldschädlinge

Borkenkäfer: Auch an Tanne und Lärche?

Brutbild des Krummzähnigen (Weiß-)Tannenborkenkäfers
Forstpraxis
am Mittwoch, 09.11.2022 - 09:59

Besonders an Fichte richten Borkenkäfer, vornehmlich Buchdrucker und Kupferstecher, jährlich erhebliche Schäden an. Zur Anpassung an den Klimawandel wird im Mischwald von Morgen aber vor allem auf alternative Baumarten gesetzt – z. B. auf Weißtanne und Europäische Lärche. Auch an diesen knabbern Borkenkäfer. Welche sind das und wie wirkt sich der Befall aus?

Die Expertinnen und Experten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) geben im Rahmen einer Pressemitteilung einen Einblick in die Lebensweise und Schadbilder der an Weißtanne und Lärche vorkommenden Borkenkäferarten.

Borkenkäfer an Tanne

Krummzahniger (Weiß-)Tannenborkenkäfer

Tannenborkenkäfer sind zunächst einmal unscheinbar. Dies liegt nach LWF-Angaben zum einen an ihrer geringen Größe, zum anderen an ihrer verborgenen Lebensweise unterhalb der Rinder. Dadurch lässt sich – im Gegensatz zu den Fichtenborkenkäfern – ein Befall nur schwer erkennen. In erster Linie gehen diese Borkenkäferarten auf die Weißtanne, in seltenen Fällen werden aber auch andere Nadelbäume befallen.

Auch bei diesen Arten sehen die Waldschutzexpertinnen und -experten der LWF ein durch den Klimawandel begünstigtes Befallsgeschehen. So sorge die Schwächung der Bäume durch Hitze und Trockenstress für eine erhöhte Anfälligkeit der Weißtannen, die es normalerweise kühl und frisch mögen. Zusammen mit Vorschädigungen, z. B. durch Stürme und Mistelbefall, erhöht sich dadurch das Risiko für Stehendbefall. Laut der LWF haben auch die Tannenborkenkäfer das Potenzial, sehr hohe Populationsdichten aufzubauen, wodurch sie dann auch für gesunde Tannen eine Gefahr darstellen können.

Woran lassen sich befallene Tannen erkennen?

Brutbild des Großen Lärchenborkenkäfers

Wie schon gesagt: Eine frühzeitige Erkennung fällt selbst Fachleuten schwer, fallen die Anzeichen eines Befalls hier doch sehr unspezifisch aus. Merkmale sind u. a. Harzfluss, dürre Kronenäste und/oder eine fahlgrüne Nadelverfärbung. Doch diese Anzeichen können auch auf andere Ursachen zurückgehen, so die Forschenden. Trotzdem gelte auch hier: Das wirksamste Mittel ist das Erkennen sowie das anschließende Beseitigen und aus dem Wald verbringen von befallenen Weißtannen, um einer Massenvermehrung vorzubeugen.

Was bedeutet die Gefährdung durch Tannenborkenkäfer für die Zukunftsfähigkeit der Weißtanne? Scheidet die Baumart als Zukunftsbaum aus? „Nein, sicherlich nicht“, ist sich LWF-Leiter Dr. Peter Pröbstle sicher, denn „gerade wenn sie an der richtigen Stelle eingesetzt wird, ist sie vital und widerstandsfähig. Im Wald der Zukunft hat die Weißtanne als klimatolerante und stabile, heimische Baumart weiter ihren festen Platz, auch wenn künftig die Käferattacken zunehmen werden.“

Borkenkäfer an Lärche

Großer Lärchenborkenkäfer

Wie sieht es aber nun für die Europäische Lärche aus? Auch hier ist in den letzten Jahren ein vermehrter Borkenkäferbefall zu beobachten gewesen. Tatsächlich berichtet die LWF von immer wieder eingehenden Meldungen über regionale Massenvermehrungen des Lärchenborkenkäfers. Ein Schwerpunkt in Bayern liege demnach in Mittel- und Oberfranken. Der Befall unterscheide sich dabei kaum vom Buchdrucker an der Fichte. Es gebe dabei jedoch zwei markante Unterschiede: Zum einen befällt der Lärchenborkenkäfer auch verstärkt jüngere Lärchenbestände, zum anderen tritt er im Falle einer Massenvermehrung zwar massiv, aber nur kurz in Erscheinung.

Die LWF hat die wichtigsten Fakten zu den beschriebenen und weiteren Borkenkäferarten und rindenbrütenden Insekten in zwei Faltblättern zusammengefasst. Diese können für Weißtanne und Lärche über die Webseite der LWF bezogen werden.

Der Beitrag „Borkenkäfer: Auch an Tanne und Lärche?“ ist zuerst erschienen bei Forstpraxis.
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