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Forsttechnik

Aufrecht durchs Dickicht

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Redaktion Wochenblatt
am Dienstag, 28.09.2021 - 09:13

Wo Bäumchen mit geringem Durchmesser entfernt werden müssen, ist der Freischneider ein effektives, sicheres und ergonomisches Arbeitsgerät.

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Freischneider mähen hohes Gras und auch verholzte Unkrautstauden. Sie können aber noch viel mehr, als Gras oder hinderlichen Bewuchs entfernen: Überall dort, wo viele Bäumchen mit geringem Durchmesser entfernt werden müssen, ist der Freischneider ein effektives, sicheres und ergonomisch günstiges Arbeitsgerät. Ausgestattet mit einem speziellen Kreissägeblatt können dünne Stämmchen überall dort rationell entfernt werden, wo man mit Handwerkzeugen oder einer Motorsäge, in Sachen Ergonomie und Leistung an Grenzen stößt.

Insbesondere bei der Feinerschließung älterer Waldbestände trifft man häufig auf verjüngte Teilbereiche, durch die die geplante Rückegasse hindurch gelegt werden muss. In solchen Situationen kann man sich mit dem Freischneider die Arbeit erleichtern.

Im Schulrevier der Bayerischen Waldbauernschule wird der Freischneider darüber hinaus häufig beim Aufschneiden bereits vorhandener Rückegassen eingesetzt, die seit dem letzten Hieb durch Anflug von Naturverjüngung wieder zugewachsen sind. Falls Fichtenverjüngung entfernt werden muss, sollte dies im Herbst eingeplant werden, um Schäden durch den Kupferstecher zu vermeiden. Generell sollte aus Natur- und Vogelschutzgründen in der Brut- und Aufzuchtzeit von Mitte März bis Ende Juli kein Eingriff erfolgen.

Das Gerät muss ausreichend Kraft haben

Die Verjüngung, ganz gleich, ob natürlich angeflogen oder angepflanzt, weist meist unterschiedliche Durchmesser auf. Während Bäumchen bis 5 cm Trenndurchmesser auch für den weniger Geübten zu bewältigen sind, wird es bei zunehmend stärkeren Durchmessern immer schwieriger.
Bei viel Erfahrung im Umgang mit dem Freischneider lassen sich in Einzelfällen sogar Dimensionen von bis zu 15 cm noch bearbeiten – dazu bedarf es aber spezieller Schnitttechniken.
Ideal für die Arbeit mit dem Kreissägeblatt ist ein Freischneider im oberen Leistungsbereich (mehr als 2,5 kW). Falls man das Gerät sowohl in der Kulturpflege für Mäharbeiten als auch zum Entfernen verholzten Pflanzen einsetzen möchte, werden im Fachhandel geeignete Kombigeräte angeboten. Für umfangreichere Kreissägeblatt-Arbeiten mit Trenndurchmessern bis 7 cm sind leistungsschwächere Geräte schnell überfordert. Dies gilt derzeit auch noch für Akkufreischneider.

Waldbesitzern, die keine Erfahrung mit dem Kreissägeblatt am Freischneider haben, wird dringend empfohlen, die Schneidetechniken unter fachlicher Anleitung zu erlernen. Für die Geübten hier noch einmal die wichtigsten Grundsätze der Sägetechnik im Überblick.

Schneiden mit dem Kreissägeblatt

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Je nach Baumdurchmesser und geplanter Fallrichtung werden verschiedene Bereiche des Sägeblattes in unterschiedlicher Neigung am Baum angesetzt. Dazu ist es hilfreich sich das Sägeblatt als Ziffernblatt einer Uhr vorzustellen, mit einer Vormittags- und einer Nachmittagsseite.

  • Das Kreissägeblatt dreht links, entgegen dem Uhrzeigersinn.
  • Wird das Sägeblatt mit der Vormittagsseite angesetzt, geht der Stammfuß nach hinten und der Baum fällt nach vorn.
  • Beim Ansetzen mit der Nachmittagsseite, geht der Stammfuß nach vorn und der Baum fällt nach hinten.
  • Achtung: Aufgrund der Rückschlaggefahr, darf das Sägeblatt nie im Bereich zwischen 12 Uhr bis 14 Uhr angesetzt werden.
  • Die Neigung des Sägeblattes ist mit entscheidend, in welche Richtung der Baum fällt.
  • Unter Beachtung der Wuchs- bzw. Windrichtung wird so geschnitten, dass die Bäume in den bereits bearbeiteten Teil fallen.
  • Die Schaftlänge des Freischneiders entspricht in etwa der Arbeitsbreite der freizuschneidenden Bahn, also ca. 1,5 bis 2 m.

Die gesundheitlichen Risiken mindern

Beim Umschneiden schwacher Bäumchen bietet der Freischneider mehrere Vorteile im Vergleich zu den eingangs genannten Werkzeugen und Geräten. Entscheidend ist dabei die aufrechte Arbeitshaltung, die neben der ergonomischen Arbeitshaltung zugleich einen guten Überblick über den Arbeitsbereich ermöglicht. Das Gewicht der Maschine wird durch das Tragegurtsystem auf Schulter- und Hüftbereich verteilt.
Gleichzeitig sind die Vibrationen, die auf den Bediener wirken, im Vergleich zur Motorsäge stark vermindert. Motorblock und Auspuff befinden sich beim Freischneider hinter dem Maschinenführer. Der Schaft ermöglicht einen gewissen Abstand zu den zu entnehmenden Bäumchen, sodass die Verletzungsgefahr für den Maschinenführer durch kratzende Äste oder eine Beeinträchtigung durch Nässe stark vermindert ist.
Der Einsatz eines Freischneiders mit dem Kreissägeblatt erfordert ein hohes Maß an Übung. Im Kurs Kultur- und Jungbestandspflege an der Bayerische Waldbauernschule werden Handhabung und mögliche Einsatzbereiche vermittelt.

Anlegen von Rückegassen: Den Überblick behalten

Will man mit Hilfe des Freischneiders Rückegassen anlegen, emfiehlt sich folgendes Vorgehen: Mit Fluchtstäben und Kompass wird die gewünschte Gassenrichtung abgesteckt. Zunächst wird nur die Mittelachse der Gasse auf einer Breite von etwa 50 cm aufgeschnitten. Sobald ein kurzes Stück freigeschnitten ist, hilft ein Blick zurück über die Flucht der Stäbe, ob die Richtung noch passt oder korrigiert werden muss.

Spätestens am Ende einer neu angelegten Gasse sollte mit einem Maßband der Abstand zur Nachbargasse überprüft werden. Erst im Anschluss an diese Kontrollmessung wird die Gasse dann auf die gewünschte Breite – im Normalfall 4 m – aufgeschnitten.

Je größer und dichter die Verjüngungsbereiche sind, desto mehr kommen die Vorteile dieses Verfahrens zum Tragen: Statt die Richtung mit dem Kompass nach vorne zu ermitteln, was in solchen Flächen aufgrund der schwierigen Sicht mühsam und zeitaufwendig ist, peilt man sich mit Hilfe der Fluchtstäbe rückwärts blickend immer wieder ein.

Bei der Neuanlage von Rückegassen und auch beim Freischneiden zugewachsener vorhandener Gassen ist eine möglichst tiefe und waagerechte Schnittführung wichtig, damit keine „Reifenkiller“ die Befahrung behindern.

 

Mit Material von Thomas Fottner, Bayerische Waldbauernschule

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