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Schweinehaltung

Die Schweineställe sicher machen

Muss draußen bleiben: Wildschwein an einem Gitterzaun
Dr. Anne Lisa Louis, TGD
am Donnerstag, 15.10.2020 - 13:58

In Deutschland grassiert die Afrikanische Schweinepest. Fast täglich werden in Brandenburg positiv getestete Wildschweine gefunden. Daher ist es wichtig, den eigenen Bestand jetzt vor der Seuche zu schützen.

Zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland ist es wichtig, dass Maßnahmen, die zum Beispiel in Tschechien oder Belgien zur lokalen Begrenzung der Seuchenausbreitung erfolgreich waren, auch hier zügig umgesetzt werden. Dazu zählen das Errichten von Zäunen um das Kerngebiet, gegebenenfalls ergänzt mit Vergrämungsmitteln, zunächst Jagd-, Ernte- und Betretungsverbote, die Fallwildsuche sowie das Anlegen von Jagdschneisen, um dann eine kontrollierte Bejagung der Wildschweine durchführen zu können.

Die eigene Biosicherheit kritisch unter die Lupe nehmen

Für die bayerischen Schweinehalter ergibt sich im täglichen Betriebsablauf, bis auf den massiven Preisverfall, zunächst keine Änderung. Nichtsdestotrotz sollte die eigene Biosicherheit einmal mehr kritisch unter die Lupe genommen werden. Denn: Strebt man eine Statusuntersuchung ASP für den eigenen Betrieb an, müssen die Vorgaben der Schweinehaltungshygiene-Verordnung eingehalten werden. Besonders für Betriebe, die 30 kg Ferkel verkaufen, kann die Statusuntersuchung sinnvoll sein, da sie im Ernstfall von der Beprobung jedes zu verkaufenden Tieres befreit. Die Untersuchung der im Rahmen der Statusuntersuchung gezogenen Proben wird von der Tierseuchenkasse bezuschusst.

Schwachstellen bei den Ein- und Ausgängen

Wenn es tatsächlich soweit kommen sollte, dass sich der eigene Betrieb in einer Restriktionszone befindet, wird es ohne strikte Einhaltung der Biosicherheitsvorgaben nach SchwHaltHygVO nicht möglich sein, Schweine zu vermarkten. Bis heute gibt es leider viele Betriebe, die Schwachstellen in der Biosicherheit haben.

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Knackpunkte sind häufig, vor allem in gewachsenen Betrieben, die Ein- und Ausgänge der Stallungen. Dort sind Desinfektionsmöglichkeiten für die Schuhe vorzuhalten, wobei gerade bei kühleren Temperaturen die meisten Desinfektionsmittel sehr lange Einwirkzeiten bräuchten.

Dieses Problem lässt sich sehr effektiv, kostengünstig, wartungsarm und umweltfreundlich lösen durch einen Schuhwechsel, wenn denn die Trennung zwischen schwarz (Hof) und weiß (Stall) klar erkennbar ist. Eine definierte Abstellfläche für die ‚schwarzen Schuhe‘ bietet beispielsweise eine Plastikwanne, die auch etwaigen anhaftenden Dreck aufnimmt. Die Wanne lässt sich zudem auch gut reinigen und desinfizieren.

Besondere Sorgfalt beim Einstreuen und Misten

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Für Betriebe, die mit Stroheinstreu arbeiten, gibt es zusätzlich die Herausforderung, mit dem zum Einstreuen oder Ausmisten benutzten Gefährt (Schubkarre, Hoflader, Traktor) keine zusätzlichen Einschleppungsrisiken zu schaffen. Dies geht am sichersten mit einer Übergabezone für Mist und Einstreu, die sich auf der Grenze zwischen Weiß- und Schwarzbereich befindet. Das zum Ausmisten benutzte Fahrzeug soll den Weißbereich nicht verlassen und belädt die auf der Grenze befindliche Miststatt oder einen Anhänger, der im Schwarzbereich steht, jedoch vom Weißbereich aus erreicht werden kann. Ebenso kann ein Anhänger mit Einstreumaterial dort entladen werden.

Nicht in jedem Betrieb wird diese Lösung möglich sein – aber die klare Schwarz-Weiß-Trennung kann häufig verbessert werden, indem man konsequent bei Betreten der Ställe die Schuhe wechselt, mehrere Stalleingänge mit einem Zaun zusammenfasst oder anstelle der Miststatt auf der anderen Hofseite einen Anhänger in Stallnähe mit dem Mist befüllt.

Ist der Verladebereich befestigt und eingezäunt?

Der Verladebereich ist meistens auch einen kritischen Blick wert. Ist die Einzäunung ausreichend? Ist die Standfläche vom Fahrzeug befestigt? Wird die Schwarz-Weiß-Trennung beim Verladevorgang immer umgesetzt? Eventuell ist es auch sinnvoll, dem Viehfahrer betriebseigene Stiefel zur Verfügung zu stellen.

Ein wichtiger Punkt ist außerdem die Kadavertonne. Sie sollte vom Weißbereich aus befüllt werden können. Die Tonne wird dann selbstverständlich nur vom Schwarzbereich aus zum stallfernen Übergabeplatz an die TKBA gebracht.

Tierarzt und Tiergesundheitsdienst einbinden

Betriebsleiter sollten gerade jetzt die Biosicherheit in ihrem Betrieb überprüfen. Es empfiehlt sich, mit dem Hoftierarzt zu sprechen oder die Beratungsangebote des Tiergesundheitsdienstes zu nutzen.

Weitere Infos gibt es unter:

www.lgl.bayern.de/tiergesundheit/tierkrankheiten/virusinfektionen/asp/asp_statusuntersuchung.htm

Checklisten für die Biosicherheit im eigenen Betrieb gibt es unter:

www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00014697/Checkliste-ASP-2018-07-20.pdf