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Tierhaltung

Schweineproduktion - schrittweise gewachsen

B_1_Schmidts in Ferkelbucht
Helga Gebendorfer
am Mittwoch, 26.02.2020 - 13:22

Familie Schmidt hat sich der Schweineproduktion im geschlossenen System verschrieben und den Betrieb kontinuierlich weiterentwickelt. Dank langjährigen Beziehungen zu zwei Metzgereien können sie ihre Tiere gut vermarkten.

Auf einen Blick

  • Im geschlossenen System erzeugt Familie Schmidt erfolgreich Mastschweine.
  • Entscheidend für den Ausbau der Schweinehaltung war die Metzgerei Böhmfelder als Abnehmer, die eine steigende Nachfrage bekundete. Die Zusammenarbeit funktioniert seit 25 Jahren.
  • Zur Verwertung der Gülle stieg der Betriebsleiter 2010 in eine Biogasanlage ein.
  • Weder bei der Genehmigung noch von Seiten der Dorfbevölkerung gab es bei der Aussiedlung und beim Stallneubau Probleme.
  • Alle Ställe sind auf die Anforderungen der Vermarktung ausgerichtet.
  • Die Zucht ist optimal auf die Schweinemast ausgerichtet.

Schweinehalter mit Tradition

B_4_Familie

Schweine waren beim „Krutbauern“ immer schon zuhause. Georg Schmidt pachtete den Hof der Eltern in Krut im Landkreis Eichstätt 1991 und übernahm ihn 1997 mit 25 Muttersauen und 180 Mastplätzen sowie 100 Legehennen mit Eierdirektverkauf. „In jungen Jahren war die Landwirtschaft nicht unbedingt mein Traumjob“, gesteht der 55-jährige Landwirt. Doch als einziger Sohn neben vier Töchtern war durchaus eine gewisse Erwartungshaltung seitens der Eltern da sodass sich Schmidt doch entschlossen hat, Landwirtschaft zu lernen.

Verbindungsgang Hofinnenseite
„Die Lehrzeit war für mich prägend und überzeugte mich auf meinem Weg“, erzählt er. So faszinierten ihn auf seinem Ausbildungsbetrieb bei Graf Törring in Englmannsberg im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Organisation, Arbeitsablauf und Struktur. „Die Schweinehaltung mit damals schon 180 Zuchtsauen verlief mit geregelten Arbeitszeiten“, betont er.

Steigende Nachfrage, wachsende Bestände

B_3_Verbindungsgang innen
Nach der Lehre bekam er von seinen Eltern sehr schnell freie Hand in den betrieblichen Entscheidungen. Entscheidend für ihn war die Metzgerei Böhmfelder als Abnehmer, die eine steigende Nachfrage bekundete. Erster Schritt war der Umbau von nicht genutzten Gebäuden zu Stallungen. Die Tierhaltung wuchs so auf 80 Zuchtsauen und 450 Mastplätze. Die Legehennenhaltung wurde aufgegeben.
B_2_Mastschweinebucht 1
Da die Hofstelle im Dorfkern sehr beengt war, entschloss sich der Landwirt später zu einer Aussiedlung an den Ortsrand. Los ging es bereits 1996 mit einer Maschinenhalle. 2001 folgte der erste Maststall mit 1000 Plätzen und fünf Jahre später der zweite Maststall mit 1200 Plätzen. Zur Verwertung der Gülle stieg der Betriebsleiter zudem 2010 in eine Biogasanlage ein und errichtete vier Jahre später einen neuen Ferkelaufzuchtstall. Gleichzeitig entstand ein 60 m langer und 2 m breiter Verbindungsgang vom Ferkelaufzuchtstall zum Maststall. „Das wollte ich unbedingt, damit ich nicht ins Freie gehen muss“, erläutert er. Um das zu erreichen, wurde der Ferkelstall extra 1,5 m angehoben. Mindestens einmal wöchentlich werden auf diesem Gang Ferkel umgetrieben. Die Zuchtsauen stehen fast ausschließlich in den Gebäuden der alten Hofstelle.
Weder bei der Genehmigung noch von Seiten der Dorfbevölkerung gab es Probleme bei der Aussiedlung und dem Stallneubau. Schmidt ist im Dorfleben sehr engagiert und ist in verschiedenen Vereinen aktiv. Das trägt sicher dazu bei, dass er ein gutes Verhältnis zu den Bewohnern hat und diese damals mit dem Vorhaben einverstanden waren. „Es war ursprünglich geplant nur einen Stall auszusiedeln. Doch seit fünf Jahren wohnen wir auch hier“, verrät der 55-Jährige.
Heute gehören zum Betrieb 165 ha Ackerbau, 40 ha Wald, eine 250 kW-Biogasanlage und eine 600 kW PV-Anlage. Doch die Tierhaltung ist mit 330 Zuchtsauen und 2100 Mastplätzen das Hauptstandbein. Die Schweinemast wird als „Schmidt Schweinemast KG“ in einer Kommanditgesellschaft nach §51a betrieben. Georg Schmidt ist Komplementär mit 97 % Anteil, zudem hat ein Kommandist 3 % Anteil, der seine freien Vieheinheiten einbringt. „Damit bin ich nicht gewerblich“, ergänzt er.
Unterstützt wird Georg Schmidt von seiner Frau Frances und Sohn Alexander. Der 26-jährige Agrarbetriebswirt ist Betriebsnachfolger. Darüber hinaus sind zwei fest angestellte Mitarbeiter am Betrieb tätig. Während der Chef für Ferkelaufzucht und Mast verantwortlich ist, hat der Junior, der seit kurzem wieder in der alten Hofstelle wohnt, die Zuchtsauen im Blick und ist für den Ackerbau zuständig. Ein bis zweimal pro Woche treffen sich Vater und Sohn zur Teambesprechung und Wochenplanung. „Freilich sind wir nicht immer einer Meinung, doch wir finden immer eine gemeinsame Lösung“, betont Alexander Schmidt.

Ausgerichtet auf die Vermarktung

„Alle Ställe sind auf die Anforderungen unserer Vermarktung ausgerichtet“, erklärt der Schweinehalter. An erster Stelle steht dabei die Forderung nach einer reinen Getreidemast ohne Mais. Hinzu kommt, dass Georg Schmidt Wert auf eine einfache Technik legte. Das Ergebnis: Trockenfütterung, Vollspaltenboden, Unterflurabsaugung, Kunststoffwände und Edelstahleinrichtung. Die Kosten pro Mastplatz bei der Errichtung des Maststalls im Jahr 2006 betrugen ohne Fütterungstechnik rund 460 €.
Während der erste Maststall eine Bauzeit von einem dreiviertel Jahr in Anspruch nahm, erfolgte der Einzug in den zweiten Maststall nach nur vier Monaten. Allerdings konnte hier die bestehende Fütterungstechnik genutzt werden. Bei den Kammställen ist der Gang in der Mitte und die Buchten rechts und links angeordnet. Jeder von ihnen beinhaltet ein 100er Abteil mit je vier Buchten á 25 Tiere. Pro Mastplatz stehen 0,85 m² zur Verfügung.

Mit der Abwärme der Biogasanlage heizen

Während beim zweiten Bauabschnitt die Fenster bereits drei Prozent der Stallgrundfläche entsprechen, gibt es im ersten Stallgebäude als zusätzliche Lichtquelle ausreichend Neonlichter, die an dunklen Tagen eingeschaltet werden. „Die Lüftung funktioniert gut“, urteilt der 55-Jährige. Die Luft gelangt über eine Porendecke in den Stall, wird unterflur abgesaugt und über Ventilatoren aus den Abluftkaminen transportiert. Die Heizung im Ferkelaufzuchtstall wird über die Abwärme der Biogasanlage betrieben. Für die Ferkel bis 20 kg wird die nötige Wärme über eine Bodenheizung und Raumheizung mit 25 °C Temperatur erzeugt. Bis zu einem Gewicht von 40 kg sorgt alleine die Raumheizung für eine Wohlfühlatmosphäre. Im Maststall gibt es keine Heizung.
Die Ferkel werden mit vier Wochen abgesetzt, wobei sie bereits bei der Muttersau mit Ferkelstarter und Absetzfutter angefüttert werden. Im Aufzuchtstall gibt es nur noch Absetzfutter. Mit Längstrogfütterung hat Georg Schmidt schlechte Erfahrungen hinsichtlich der Technik gemacht. Am meisten stört ihn, dass beim Ausfall der Elektronik händisch gefüttert werden muss. „Dagegen passen die Breifutterautomaten perfekt zu unserem Betrieb“, meint er. Sie sind einfach zu reparieren und bieten etwas Puffer bei einer Störung. Eine Flüssigfütterung wäre zwar kostengünstiger, aber auch problematischer von der Hygiene her.
Zweimal täglich sieht der Betriebsleiter nach dem Rechten und kontrolliert, ob Futtervorlage und Wasserzufuhr einwandfrei laufen. Nach jedem Durchgang erfolgt zudem eine intensive Kontrolle. Die Fütterung ist computergesteuert und speziell an die Bedürfnisse der Tiere angepasst. So wird die Drei-Phasen-Fütterung zur Anpassung je nach Altersstufe automatisch täglich verschnitten. Die Ration setzt sich zusammen aus Gerste, Weizen, Erbsen, Sojaschrot und Mineralstoffen. 40 Prozent des Getreides wird selbst angebaut, der Rest aus der Region zugekauft. Die Tiere können ad libitum fressen, wobei das Futter jeden Tag fünfmal vorgelegt wird. Die Leistungszahlen mit 914 g täglichen Zunahmen und 60,0 % Magerfleischanteil sowie 0,6 % Verlusten können sich sehen lassen.
Die Mastschweine einer Bucht werden in drei Intervallen vermarktet – zuerst die größeren, dann die mittleren und schließlich die langsam wachsenden. Pro Woche gibt es zwei Verkaufstage. Hauptabnehmer ist nach wie vor Metzger Böhmfelder im 7 km entfernten Böhmfeld mit sechs Filialen in der Region. Er holt jeden Montag 34 Tiere, die er selbst schlachtet und jeden Mittwoch 50 Tiere, die im Schlachthof in Ingolstadt geschlachtet werden. „Unsere Zusammenarbeit dauert nun schon 25 Jahre. Wir sind miteinander gewachsen und es funktioniert prima“, stellt der Schweinemäster fest. Zweiter Abnehmer ist Metzgerei Meilinger GmbH Vieh- und Fleischhandel mit wöchentlich rund 60 Tieren, die ebenfalls im Ingolstädter Schlachthof geschlachtet werden und neben der eigenen Metzgerei an eine Reihe anderer Metzgereien geliefert werden.
Nach der vollständigen Leerung erden die Buchten gereinigt, desinfiziert und relativ schnell wieder belegt. Die Verluste sind mit 0,6 Prozent erfreulich gering. „Hauptvorteil ist das geschlossene System. Ich würde es nicht mehr missen wollen“, so der Landwirt, der neben den gesundheitlichen Vorzügen den relativ geringen Stress bei der Umstellung der Ferkel in die Mast durch den Verbindungsgang anführt.
Hinzu kommt, dass die Zucht optimal auf die Schweinemast ausgerichtet ist. „Die Eberauswahl hat bei uns einen hohen Stellenwert. Wir achten dabei auf den Produktionswert – je höher umso besser“, erklären Vater und Sohn, die frohwüchsige Ferkel von langem Typ anstreben. Sie bauen auf die Deutsche Landrasse auf der Muttersauenlinie, die sie mit Elite-Pietrain-Eber decken. Auch die Jungsauen werden aus dem eigenen Bestand nachgezogen. Pro Sau und Jahr erzielen die Schmidts 2,3 Würfe. Jede Sau bringt durchschnittlich 26,1 abgesetzte Ferkel pro Jahr. Die Verluste liegen bei 9 %.
Die Betriebsaussiedlung war für die Familie ein Glücksfall. „Ohne sie wäre die Betriebsentwicklung nicht möglich gewesen“, fasst Georg Schmidt zusammen. Eigentlich hat er sich nicht vorgestellt, dass es einmal so wird, wie es gekommen ist. „Ich habe einfach immer wieder den nächsten Schritt gemacht und es ist alles gut gelaufen“, blickt er zurück.

Sicherer mit dem geschlossenen System

Im Moment schwebt freilich das Damoklesschwert Afrikanische Schweinepest über der Schweinehaltung. Doch der Landwirt fühlt sich durch das geschlossene System relativ sicher. Für alle Fälle hat er allerdings eine Ertragsausfallversicherung abgeschlossen. Darüber hinaus können einige Herausforderungen bei Haltung auf den Betrieb zukommen: Gruppenhaltung der Zuchtsauen nach der Belegung und Bewegungsbucht nach dem Abferkeln. Zudem steht die Pflicht für einen Luftwäscher im Raum, wobei die Investitionssumme, die technische Durchführbarkeit und die laufenden Betriebskosten ins Gewicht fallen.
„Wir hoffen, dass wir trotzdem alle Hürden meistern und wünschen uns, dass es so weiter geht. Der Export läuft derzeit super und wir halten die Daumen, dass wir von der Afrikanischen Schweinepest verschont bleiben“, lautet die Bilanz von Vater und Sohn. Für die langfristige Planung hat sich der Hofnachfolger zum Ziel gesetzt, die in die Jahre gekommenen Gebäude der Zuchtsauen ebenfalls zu den restlichen Ställen auszulagern und den Tierbestand noch etwas zu vergrößern. „Dann sind alle Betriebszweige an einem Standort vereint und die Arbeit geht noch effizienter von der Hand“, betont er. Schließlich wünscht sich der künftige Betriebsleiter für spätere Jahre auch einmal einen Stellvertreter im Stall, um mit seiner Familie in den Urlaub fahren zu können.