Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Pferde nur bei Zahnproblemen nicht mehr fressen oder Heuwickel ausspucken. Als Fluchttier versuchen Pferde Schmerzen, auch Zahnschmerzen, möglichst nicht zu zeigen, um in den Augen eines Feindes nicht auffällig, schwach und als leichte Beute zu wirken. Nicht selten können daher auch Pferde mit einem normalen Fress-verhalten massive Zahnprobleme haben, wie z. B. einen gebrochenen Zahn. Die Folgen eines ungepflegten Pferdemauls können chronische Schmerzen, Kopfscheuheit, Rittigkeitsprobleme, Zahnverlust, Abmagerung, Schlundverstopfungen aber auch Koliken sein.
Durch eine jährliche Kontrolle und/oder Behandlung kann vielen Zahnproblemen vorgebeugt und das Gebiss oft bis ins hohe Alter gesund erhalten werden. Um eine sorgfältige sowie stress- und gefahrenfreie Untersuchung und Behandlung zu ermöglichen, ist eine leichte Sedation zu empfehlen. Junge Pferde im Alter von zwei bis fünf Jahren sollten in kürzeren Abständen von sechs bis acht Monaten kontrolliert werden, um Fehlstellungen durch Probleme beim Zahnwechsel frühzeitig korrigieren zu können.

Spätestens vor den ersten Erfahrungen mit einem Trensengebiss sollte eine Zahnbehandlung erfolgen, um das Maul schmerzfrei und feinfühlig zu halten. Um die passende Trense zu wählen, kann auch die Länge der Maulspalte vermessen und die Lage der Unterkieferäste beurteilt bzw. der Sitz des Reithalfters und Trense überprüft werden.
Regelmäßige Korrektur bei Zahnfehlstellungen

Pferdezähne schieben sich, ähnlich wie die Miene eines Bleistifts, jedes Jahr einige Millimeter aus dem Zahnfach heraus und werden durch das Mahlen von Raufutter wie Heu und Gras abgerieben. Dabei entstehen scharfe Spitzen, welche zu schmerzhaften Verletzungen der Maulschleimhaut führen können. Bei Fehlstellungen kommt es zu einer ungleichen Abnutzung der Zähne, welche durch eine regelmäßige Zahnkorrektur angeglichen werden sollten, um Folgeprobleme zu vermeiden. Angeborene Zahnfehlstellungen oder überzählige Zähne werden häufiger beim Kaltblut und bei Shettys angetroffen.

Im Alter sind die Zähne oft schon sehr stark abgenutzt und relativ kurz, wodurch sie weniger Halt im Zahnfach finden. Der nötige Kaudruck kann nur noch schwer aufgebracht werden und die Zähne können locker werden. Deshalb ist auch beim alten Pferd eine regelmäßige Kontrolle sehr wichtig, um Zahnzustand zu beurteilen und die Fütterung anschließend daran anzupassen.
Kieferhöhlenentzündung durch Karies

Weitere Zahnprobleme werden häufig durch Erkrankungen des Zahnhalteapparats ausgelöst. Ein Beispiels dafür sind Zahnlücken, in die sich Futter einspießt und anschließend zur Bildung von sehr schmerzhaften Zahnfleischtaschen und eitrigen Entzündungen führt. Auch Karies und Wurzelentzündungen gehören zu möglichen Problemen im Pferdemaul. Dadurch kann es zu einer eitrigen Kieferhöhlenentzündung kommen, was sich oft nur durch einseitigen gelben, übelriechenden Nasenausfluss zeigen kann.