Immer wieder hört man von der Krankheit PSSM – zuletzt im Zusammenhang mit der Körung der Süddeutschen Kaltbluthengste im Oktober in München-Riem. Die Polysaccharid Speichermyopathie (PSSM) ist eine Stoffwechselstörung der Muskulatur. Dabei kommt es zu einer abnormalen Anhäufung von Kohlenhydraten im Muskel und den typischen Symptomen eines Kreuzverschlages. Muskelzittern, Bewegungsunlust, Schwitzen, Steifheit der Muskulatur bis hin zur Bewegungsunfähigkeit. Erste Symptome treten meist kurz nach Beginn der Arbeit auf.
Durch die dadurch auftretende Zerstörung von Muskelzellen kommt es zur Freisetzung von Muskelfarbstoff (Myoglobin), welcher die Nieren schwer schädigen kann. Es gibt zwei Typen dieser Krankheit:
- PSSM Typ 1 bezeichnet die genetische, vererbliche Form, welche über Blut- oder Haaranalysen getestet werden kann. Besonders oft betroffene Rassen sind Kaltblutrassen wie Percheron, Rheinisch deutsches Kaltblut, Schwarzwälder Fuchs, Noriker, aber auch Warmblut, Haflinger, Edelbluthaflinger und Tinker. Bei Westernpferderassen sind Gentests sehr üblich, ebenso schon beim Noriker und nun auch beim Süddeutschem Kaltblut. Bei PSSM-reinerbigen Pferden (zwei Allele betroffen, PSSM/PSSM) nimmt die Schwere der Erkankung zu, jedoch kann bereits ein betroffenes Allel zur Erkrankung führen (N/PSSM).
- PSSM Typ 2 ist nicht genetisch bedingt und kann nur über eine Muskelbiopsie nachgewiesen werden.
Fütterung und Haltung für den Muskelstoffwechsel
Um die Wahrscheinlichkeit eines PSSM bedingten Kreuzverschlages zu verringern, müssen die Fütterung, Haltung und auch das Training des Pferdes an die spezielle Muskelstoffwechsel Situation angepasst werden. Dann können solche Pferde auch geritten werden und im Sport laufen. Von einem Zuchteinsatz sollte allerdings abgesehen werden. Die Haltung eines PSSM-Gen-tragenden Pferdes erfordert einiges an Planung und Aufwand.
Die folgenden Faktoren sind sehr wichtig zu beachten:
- Sehr langsame, minutenweise Steigerung/Änderung des Trainings (täglich um zwei Minuten steigern). Erst ab Erreichen von 15 Minuten Schrittarbeit mit Trabarbeit beginnen; viele Pausen in die Trainingseinheit einbauen. Ab Erreichen eines 30-minütigen Trainings an der Longe kann mit dem Reiten begonnen werden, in der bisher erreichten Trainingslänge. Die Steigerung des Trainings kann durch regelmäßige Kontrolle der Muskelwerte optimal abgestimmt werden.
- Vermeidung von Ruhetagen mit wenig Bewegung.
- Plötzliche Bewegungsspitzen vermeiden (z. B. „Ablongieren“ oder von Box auf die Koppel galoppieren lassen).
- Auf Kraftfutter sollte verzichtet werden.
- Energiezulagen über Öl (Ideal Leinöl, nach Gewöhnung bis zu 50 ml pro 100 kg Körpergewicht täglich möglich).
- Wenn Kraftfutter nötig ist, sollte man auf geringeren Stärkegehalt achten (z. B. Hafer), die Mengen sollten so gering wie möglich gehalten werden. Zum Untermischen von Mineralfutter eignet sich auch getreidefreies Kräutermüsli.
- Müslis variieren in der Zusammensetzung und dem Nährstoffgehalt sehr stark, individuelle Entscheidung nötig.
- Die Zugabe von Vitamin E, Magnesium und Selen sowie Elektrolyten wird empfohlen.
- Energiearmes Heu verwenden.
- Um das Pferd lange gesund zu halten sollte man weitere Faktoren beachten:
- Stress vermeiden,
- Reine Boxenhaltung vermeiden,
- Täglicher Auslauf/Weidegang bzw. Offenstallhaltung,
- Die Wasseraufnahme der kranken Pferde kann angeregt werden durch warmes Wasser oder einen Schuss Apfel/Karottensaft im Wasser.

Der Haflinger mit PSSM (l.) hat eine akute Kreuzverschlagepisode und schwitzt stark. Die Rückenmuskulatur baut sich stark ab (r.).