
Die Sommer in Mitteleuropa werden heisser und trockener. Temperaturen steigen, Niederschläge verändern sich und Extremereignisse nehmen zu. Das Klima wandelt sich zunehmend spürbar und wirkt sich auch auf die Pferdehaltung aus. Trockenperioden führen im Sommer zu einem Landschaftsbild, das Mitten in Franken oder Oberbayern eher dem einer spanischen Steppe ähnelt. Dies hat auf Praxisbetrieben häufig zur Folge, dass die Pferde nicht mehr auf die Weiden verbracht werden können. Zu groß ist die Gefahr der Zerstörung der Grasnarbe und damit vermehrten Aufnahme von Erde bzw. Sand.
Zudem steigt in Zeiten von großer Hitze und Trockenheit das Risiko für eine Veränderung der Zusammensetzung der Gräser, je nach Bodenart und Nährstoffgehalt zugunsten von hitzeresistenteren, aber giftigen Pflanzenarten wie Hahnenfuß, Graukresse oder Ferkelkraut. Durch die Aufnahme von schädlichen Pflanzen häufen sich auch die Fallberichte von Weidevergiftungen. Die Bekämpfung der unerwünschten Pflanzenarten ist oft aufwendig, eine sorgfältige Kontrolle der Heuwiesen und Weideflächen jedoch insbesondere in Dürrezeiten unabdingbar.
Alternative Auslaufflächen bei übermäßiger Beanspruchung der Weide

Ist die Weidefläche sehr stark abgegrast und durch Hitze und Trockenheit übermäßig beansprucht, empfiehlt es sich, die Weidesaison frühzeitig zu beenden oder zumindest zeitweise auszusetzen. Während also die Weideflächen geschont werden, gilt es, den Pferden alternative Auslaufflächen anzubieten. Keinesfalls darf ein schlechter Weidezustand auf Kosten der freien Bewegung der Pferde gehen und damit zur Konsequenz haben, dass die Pferde in ihre Box verbleiben oder in Paddocks verbracht werden, die nicht den Auslaufflächen der Leitlinien Pferdehaltung (BMEL 2009) entsprechen. Gefordert sind 150 m² für ein bis zwei Pferde. Für jedes weitere Pferd kommen 40 m² dazu.
Sinnvolle Auslaufmöglichkeiten für Pferde in Zeiten von Dürre können sein:
- Winterauslauf: befestigt oder unbefestigt
- Wege von ca. 5 m Breite um die Weiden herum (Trails)
- Opferweide: Eine Weidefläche wird als Auslauf geopfert. Hier ist die restliche Grasnarbe ggf. durch Umwälzen zu entfernen, damit die Pferde nicht weiter Grasen und dadurch vermehrt Erde aufnehmen.
Maximale Fresspausen der Pferde beachten

Zu beachten ist hierbei, dass die Pferde keinen Fresspausen von mehr als vier Stunden ausgesetzt werden. Damit sind bei täglich mehrstündigem Auslauf, der bezüglich Bewegungsverhalten zu befürworten ist, die Versorgung mit Heu und Wasser notwendig. Aus Hygienegründen und um Futterverlust zu vermeiden, ist der Einsatz von Heuraufen empfehlenswert.
Generell ist in Zeiten von Dürre den Pferden zusätzlich Raufutter anzubieten (je nach Ernährungszustand der Pferde ergänzt durch fresszeitverlängernde Maßnahmen wie engmaschige Heunetze), so dass jedes Pferd seinem natürlichen Futteraufnahmeverhalten nachkommen kann.
Keine Alternative stellt die kontrollierte Bewegung dar. Sie kann lediglich ergänzend zur freien Bewegung angeboten werden, aber diese niemals vollständig ersetzen. Mit kontrollierter Bewegung sind in erster Linie gemeint:
- Reiten
- Fahren
- Führmaschine
- Laufband
- Aquatrainer
Freie Bewegung wichtig für psychische und physische Gesundheit

Freie Bewegung ist für die psychische und physische Gesundheit von Pferden wichtig.
Hier ist die Gruppenhaltung klar im Vorteil: In der Regel sind die Auslaufflächen so grosszügig, dass artgemässes Freilaufangebot permanent geboten ist. Die Einzelhaltung hingegen erfordert ein aufwendigeres Management, da die Pferde täglich auf Auslaufflächen verbracht und wieder in den Stall zurückgeholt werden müssen.
Nichtsdestotrotz ist Tierschutz Einzeltierschutz. D. h. jedem Pferd unabhängig davon, in welchem Haltungssystem es untergebracht ist und unabhängig von Zeiten extremer Witterung, muss täglich mehrstündige freie Bewegung angeboten werden, um seine Bedürfnisse befriedigen und seine Haltungsumwelt als kontrollier- und vorhersehbar erleben zu können. Dies sind die Voraussetzungen dafür, dass Leiden abgewendet und Wohlbefinden ermöglicht wird.