Nicht jeder Betrieb hat ausreichend Puffer an Heu eingelagert, sei es, weil schlicht zu wenig Heuwiesen vorhanden sind, die Lagerfläche fehlt oder eben nur der normale Bedarf eingekauft wurde. Pferdebetriebe sollten daher bereits jetzt den zu erwartenden Mehrbedarf kalkulieren und entsprechend zukaufen. Die Preise für Kleinballen lagen in der KW 37 im Schnitt bei 12,80 €/100 kg, für Großballen bei 11,50 €/100 kg.
Heu nicht verschwenden

Wenn schon jetzt zugefüttert werden muss, könnte Heu bald knapp werden. Welche Möglichkeiten haben Pferdestall-Betreiber, diese Situation zu entschärfen?
- Wichtig ist eine trockene, luftige, staubarme Lagerung.
- Die zugeteilte Menge sollte sich am tatsächlichen Bedarf der Vierbeiner orientieren. Zu viel Heu belastet nicht nur die Betriebskasse, sondern auch die Pferdegesundheit – langfristig droht Übergewicht. Experten empfehlen 1,7 kg pro 100 kg Körpergewicht, für schwerfuttrige Pferde auch mehr.
- Futtervorlage: Futterplätze sollten befestigt und möglichst überdacht sein. Die Fütterung auf Sand- oder Mutterboden zieht immer die Verschmutzung des Futters mit sich. Insbesondere bei Boxenhaltung sind mehrere, dafür entsprechend kleinere, Heuportionen über den Tag verteilt sinnvoll.
- Zusätzlich kann das Heu in Futtersparraufen oder in Heunetzen gereicht werden – was die Futterverluste zusätzlich reduzieren kann. Allerdings sind diese umstritten: Oft ist die Fresshaltung unnatürlich, was Verspannungen oder ungleichmäßigen Zahnabrieb nach sich ziehen kann.
Alternativen zu Heu vom ersten Schnitt
Unumstritten ist dagegen das Wiesenheu vom ersten Schnitt als das Grundfutter für Pferde schlechthin – aber welche Alternativen gibt es dazu überhaupt?
- Heu vom zweiten Schnitt, auch Öhmd oder Grummet, ist rohfaserärmer und deshalb für Pferde weniger gut geeignet. Zusätzlich enthält es mehr Eiweiß – für Sportpferde, Zuchtstuten und Fohlen kann es bei guter Qualität, gegebenenfalls in Ergänzung mit gutem Futterstroh, eine akzeptable Alternative darstellen.
- Grassilage in hervorragender Qualität ist für Pferde ein gut geeigneter Heuersatz, wobei ungefähr 2 kg Grassilage 1 kg Heu ersetzen (je nach Trockensubstanzgehalt). Da Silage nach Anbruch rasch verfüttert werden muss, um Nachgärungen zu verhindern, lohnt sich eine Fütterung erst ab einer gewissen Betriebsgröße. Silage hat im Verhältnis zur verdaulichen Energie einen höheren Gehalt an verdaulichem Rohprotein, was berücksichtigt werden sollte. Grassilage mit einem Trockensubstanzgehalt von circa 50 % wird Heulage genannt.
- Stroh: Ein Teil der Heuration kann durch qualitativ hochwertiges Futterstroh – am besten vermischt mit Heu – ersetzt werden. Allerdings nicht zu viel, wie Dr. Miriam Baumgartner vom Schweizer Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung Agroscope erklärt. Demnach dürfen laut den Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Pferden der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie an Stroh gewohnte Pferde bis zu 1 kg Stroh pro 100 kg Lebendmasse täglich fressen.“ Die Tierärztin rät: „Voraussetzung bei Strohfütterung ist, dass die Pferde langsam darauf eingestellt werden. Auf diese Weise können Verstopfungskoliken vermieden werden.“ Wird Stroh bereits als Einstreu verwendet, sollte eine zusätzliche Zufütterung unterbleiben. Zudem ist auf ausreichend Bewegung und Wasseraufnahme zu achten. Stroh enthält im Vergleich zu Heu weniger Energie und Eiweiß, bei Sport- und Zuchtpferden kann deshalb eine Erhöhung der Kraftfuttermenge notwendig sein. Dabei sollte maximal 0,3 kg/100 kg Körpermasse (KM) an stärkehaltigem Kraftfutter gefüttert werden. Und nicht mehr als 1 kg/100kg KM pro Tag.
- Maissilage wird von Pferden in der Regel gerne gefressen und kann besonders bei schwerfuttrigen Pferden einen Teil des Heus ersetzen – dieser Meinung ist Professorin Dr. Ingrid Vervuert von der Pferdeklinik der Universität Leipzig (siehe Beitrag Seite 45). Vervuert empfiehlt aufgrund des hohen Stärkegehaltes maximal 1 kg Maissilage pro 100 kg Körpergewicht. Eiweiß sei dagegen wenig enthalten, dieses müsse entsprechend ergänzt werden. Die Tierärztin betont, dass die Silage nur frisch vom Silo verfüttert werden darf, ansonsten drohen Gaskoliken. Pferdebesitzer sind Maissilage nicht unbedingt wohlgestimmt, auch da ein vermehrtes Schwitzen bei den Vierbeinern beobachtet werden kann. Laut Professorin Vervuert sei dies auf die Fermentationswärme der Bakterien im Dickdarm zurückzuführen, bei kühleren Temperaturen im Winter sehe sie aber dadurch kein „gravierendes Problem“.
Heuersatz aus dem Futtersack ist teuer
Grünmehlpellets und Heu-Cobs dienen als teilweiser Heuersatz. Bei Grünmehlpellets wird das getrocknete Grünfutter vor dem Pressen vermahlen, bei Heu-Cobs lediglich grob gehäckselt. Letztere sind aufgrund der besser erhaltenen Struktur besser geeignet. Professorin Vervuert hält 40 bis 50 % Ersatz bei „sehr knappen Heuvorräten für denkbar“, nur bei älteren Pferden mit Zahnproblemen sei ein vollständiger Ersatz sinnvoll. Nachteile:
- Deutlich reduzierte Kauzeit gegenüber strukturiertem Raufutter.
- Gefahr einer Schlundverstopfung. Vor dem Verfüttern sollten Cobs und Co. daher einige Zeit in Wasser eingeweicht werden – hierzu unbedingt Herstellerangaben beachten!
- Heuersatzprodukte aus dem Sack sind sehr teuer: Heucobs kosten etwa ab 90 ct/kg, Grünmehlpellets sind meist etwas günstiger.
Fazit: Heu, selbst wenn es teuer zugekauft werden muss, punktet sowohl ernährungsphysiologisch als auch preislich gegenüber Heuersatzprodukten.
In Betrieben mit Pensionspferdehaltung besteht bei häufig knapp kalkulierten Pensionspreisen kein Puffer, um starke Preiserhöhungen bei Grundfutter und Einstreu abzufedern. Grundsätzlich sind Schwankungen bei den Betriebsmittelpreisen zwar das Risiko des Betreibers einer Pferdepension. Allerdings hat der Betriebsleiter die Möglichkeit, das Grundfutter der eingestellten Pferde den Marktgegebenheiten anzupassen, denn nur selten wird vertraglich ein bestimmtes Grundfutter festgeschrieben sein. Für Betriebe mit Pensionspferdehaltung empfiehlt es sich, gemeinsam mit den Pferdebesitzern das weitere Vorgehen zu besprechen. Welche Alternative bevorzugen die Pferdebesitzer? Sind sie bereit, sich für eine gewisse Zeit an den Mehrkosten zu beteiligen? Es ist wichtig, alle Einsteller an der Entscheidung mitwirken zu lassen, nur so wird die gefundene Lösung eine breite Akzeptanz finden. Weiterer Vorteil: Die Einbindung in die Entscheidungsprozesse hat nachhaltige positive Auswirkungen auf die Kundenbindung und -zufriedenheit.
Nicht an der Qualität des Futters sparen
In Aufzuchts-, Ausbildungs- und Reitbetrieben ohne Pensionspferdehaltung hat der Betriebsleiter uneingeschränkte Handlungsmöglichkeiten. Hierbei ist selbstverständlich zunächst zu prüfen, welche Alternativen aus ernährungsphysiologischer Sicht für die Pferde überhaupt in Frage kommen. Anschließend folgt der betriebswirtschaftliche Blick. Aber Vorsicht: Einsparungen dürfen nicht zu Lasten der Qualität der Futtermittel gehen – Pferde reagieren empfindlich auf minderwertiges Futter.