Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Veranstaltung

Pferde ziehen Menschen an

on_Luber_DSC06856
Andrea Tölle
Andrea Tölle
am Mittwoch, 08.06.2022 - 13:57

Pferd International in München bietet buntes Programm für 75 000 Besucher.

Die Reiter nahmens gelassen, die Pferde sowieso. Und auch die 75 000 Besucher ließen sich von Gewitter und Regen nicht vertreiben: Nach zweijähriger Pause durften heuer wieder Zuschauer bei der Pferd International in München die Pferde bewundern.

Am Ende sahen sie, wie die amtierende Team-Europameisterin Dorothee Schneider aus Framersheim in der CDI5*-Grand-Prix-Kür mit dem 14-jährigen Faustus einen deutlichen Sieg feierte. Die silberne Schleife holte sich ein bayerischer Reiter, der auch ein bayerisch gezogenes Pferd gesattelt hatte: Franz Trischberger von der TSG Hofgut Allerer piaffierte und passagierte mit DSP James Bond (v. Johnson/Rasso, Z. u. B.: Franz-Josef Stöckl) in feinster Manier auf Platz zwei, gefolgt von dem österreichischen Olympiareiter Florian Bacher und Fidertraum OLD.

In der Finalprüfung zum Nürnberger Burg-Pokal der Dressurreiter ging die goldene Schleife in die Schweiz an Andrina Suter und Del Curto. Das Paar hatte bereits die Einlaufprüfung am Samstag gewonnen. Dass Dorothe Schneider um den Nachwuchs im Stall nicht fürchten muss, zeigte sie auch in dieser Prüfung mit dem achtjährigen Dante’s Hit OLD auf Rang zwei. Dritte wurden Benjamin Werndl aus Aubenhausen und Discover. In der Einlaufprüfung waren die Lokalmatadoren Lisa Müller vom RV Hachinger Tal und der achtjährige Gut Wettlkam`s Chuck Bass auf den zweiten Platz gekommen.

Im Großen Preis von Bayern, der gleichzeitig als Wertungsprüfung der Bemer Riders Tour zählte, zeigten die Aktiven am Sonntagnachmittag Springsport auf Topniveau. Fast fünf Sekunden schneller als alle anderen elf Teilnehmer des zweiten Umlaufs – in der ersten Runde waren es noch über 40 Starter – galoppierte David Will auf Primus vom Neumühler Hof fehlerfrei durch den Stangenwald des CSI2*-Springens. Das war große Klasse und der Sieg war dem jungen Mann, der am Chiemsee aufgewachsen ist und heute im hessischen Dagobertshausen einen Ausbildungsstall betreibt, nicht mehr zu nehmen. Bereits am Vormittag konnte Sophie Linder aus Jettingen ein Zweiphasenspringen der Klasse S* mit Deesse de Rueire für sich entscheiden.

Bereits am Donnerstag hat ein bayerischer Springreiter das sportliche Highlight im Parcours gewonnen: Michael Viehweg aus Schrobenhausen steuerte den zehnjährigen westfälischen Schimmelwallach Cartal zum Sieg im CSI2*-Springen. Der 27-Jährige lotste das Pferd seiner Mutter schnell und fehlerfrei über die Stangen und setzte sich knapp an die Spitze.

Einen Besucheransturm erlebten auch die Reiter der Working Equitation. Hier fanden internationale Wettbewerbe der Masters Class statt, die in Dressur, Stil-Train, Speed-Trail und Rinderarbeit ausgetragen wurden. In der Gesamtwertung siegte die Schwedin Ida Maria Johansson auf Hoxy. Diese Prüfung diente als Qualifikation für die Weltmeisterschaften im Juli in Frankreich und war zudem für die die deutschen Reiter ein WM-Sichtungsturnier.

on_Petit_DSC06911

Um noch mehr Aufmerksamkeit für diese Sportart, bei der Reiter jeden Alters mit jeder Pferderasse eine Chance haben, zu bekommen gab es mit dem Master of Speed auf dem Hufeisenplatz eine zusätzliche Prüfung. Hier waren die zehn besten Teilnehmer des parallel stattfindenden Turniers startberechtigt.

Auch wenn Working Equitation bei den Zuschauern ohnehin auch wegen der Kurzweiligkeit gut ankommt ließ es sich Arnaud Petit nicht nehmen die Zuschauer vor seinem Start und sogar zwischen den Hindernissen vom Sattel aus zum Klatschen aufzufordern. Diese fieberten dann auch mit dem ihnen bekannten Turniersprecher und Moderator unter anderem in München, Aachen, Frankfurt und Nürnberg mit und der für Luxemburg startende Reiter hatte trotz der Unterhaltung mit dem Publikum die beste Zeit mit seiner Danone san Lourenco.

Ein sicheres Pferd ist die Sturzversicherung

Working Equitation gibt es seit ca. zehn Jahren auf der Pferd International. „Der große Hype war 2018 bei den Weltmeisterschaften. Hier war die Bude richtig voll und es kamen sogar Spring- und Dressurreiter zum Zuschauen“, berichtet Petit, der auch in der Vorstandschaft des Vereins Working Equitation Deutschland aktiv ist. Auf der Homepage dieses Vereins können sich Interessenten auch über Kurse informieren. Generell gilt auch hier: „Die Grundlage von Working Equtiation ist vernünftiges Dressurreiten“, betont Petit, der mit seiner Frau den Fichtenhof im oberbayerischen Schäftlarn betreibt.

Auch das bunte Schauprogramm lockte die Besucher. Und hier spannte sich der Bogen wieder zum Working Equitation: Yvonne Gutsche zeigte mit ihren Pferden wie wichtig Vertrauen und Gelassenheit im Umgang mit dem Partner Pferd ist. Bei so einer Partnerschaft, in welcher sich das Pferd zu 100 % dem Menschen anvertrauen kann, bleibt es auch in schwierigen Situationen gelassen. „Ein sicheres Pferd ist die beste Sturzversicherung des Reiters“, betonte Gutsche und zeigte den Zuschauern wie man trainiert, dass das Fluchttier auf Neues, auf bewegliche Dinge und plötzliche Geräusche weniger schreckhaft reagiert.

Aus Sicht der Ausbilderin muss man im Umgang auch sehr konsequent sein, klare Grenzen setzen und darf sich nicht vom Pferd anrempeln lassen. Gutsche erklärte, dass man mit jedem Pferd einen individuellen Pfad braucht und sich gute Ausbildung nicht abkürzen lässt. Am Anfang erfolgt die Grundlagenarbeit am Boden. „Ich steige auf kein Pferd, das ich noch nicht überall mit einer Plastiktüte berühren darf, denn wie reagiert so ein Pferd dann in einer Stresssituation?“, meinte die Ausbilderin. Vor den ersten Schritten unter dem Sattel erfolgt deshalb Gelassenheitstraining, bei dem Zutrauen und Nervenstärke gefördert werden.

Partnerschaft zum Pferd an erste Stelle setzen

Ramona Vierheller zeigte, wie man über das Parelliprogramm lernt Pferde besser lesen zu können. „Man muss die gute Partnerschaft zum Pferd an erste Stelle setzen und nicht einen bestimmten Turnierstart“, erklärt Vierheller. Dabei schließt die gute Partnerschaft Erfolge auf Turnieren nicht aus sondern fördert sie vielmehr, wie auch Mirjam Wittmann, Mitglied im Bundeskader der Working-Equitation-Reiter, belegt, die seit zwei Jahren mit Vierheller trainiert. Die drei Grundbausteine dieser Ausbilung sind Liebe, Sprache und Führungsqualität. Dabei geht man auf jede Pferdepersönlichkeit ein.

on_Einrad_DSC06864

Und natürlich gehörten die Haflinger von Claus Luber und Süddeutsche Kaltblüter mit zum Schauprogramm. Luber zeigte seine Hengste in gewohnt professioneller und beeindruckender Art. Die Pferdefreunde am Wendelstein nutzten die Möglichkeit ihre Süddeutschen Kaltblüter eindrucksvoll vor großem Publikum zu präsentieren: Beeindruckend war hier vor allem Regina Heiss, die die Stute Amazone vom Einrad aus lenkte. Nicht nur die harmonische Vorstellung, sondern auch die Leichtigkeit, mit der Heiss über zehn Minuten lang scheinbar mühelos über die unebene Wiese radelte, imponierten hier.

In der Einhorn-Anspannung zeigten Jakob Steiner und Florian Heiss die Stuten Heike, Bionda und Riva. Magdalena Heiss präsentierte Pikant und Pipa II in der gerittenen Fahrschule, während Katharina Stadler die Stute Peru von Vitus Gasteiger im Einspänner zeigte.