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Eurotier 2022

Neustart nach langer Pause: Eindrücke von der Eurotier

Was gibt es Neues zur Tierhaltung und wie ist die Stimmung auf der Eurotier? Eindrücke liefern unsere Bilder.

am Freitag, 18.11.2022 - 12:14
Bayern auf der Bühne: Die Brüder Vinzenz und Hans Brunner aus Bad Feilnbach präsentierten gekonnt die Ausstellungskühe der BayernGenetik, neben Fleckvieh auch eine überzeugende F1-Kreuzung Fleckvieh x Holstein.
Digitaler Brückenbauer: Das Smartphone ist für viele Messebesucher ein wichtiger Begleiter und nicht mehr wegzudenken, vernetzt es doch inzwischen Mensch und Tier auf eindrucksvolle Weise.
Starker Einsatz der Jungzüchter Weilheim: (v.l.) Barbara Hindelang, Lorenz Hutter und Anna Hindelang mit den Ausstellungstieren des gemeinsamen Messeauftritts „Effizienz aus dem Süden Deutschlands“ mit vielen Rinderzucht- und Besamungsorganisationen.
Alle Neuheiten einfangen: Dieser internationale Besucher aus den USA ist auf der Jagd nach den besten Innovationen, wie hier am Stand der Firma Wasserbauer, die für ihren neuen Active Cleaner eine Goldmedailler bekam. Der vollautomatische Reinigungsroboter reinigt auf Pferdebetrieben die Flächen von Pferdeäpfeln.
Einen Noriker präsentierte die Pferd Austria traditionell beim TopTierTreff. Das Thema Pferd war heuer zudem ein Schwerpunktthema der EuroTier.
Laufkomfort und Emissionsminderung: Die Gummimatten des bayerischen Unternehmens Huber bieten nicht nur einen tierfreundlichen Untergrund im Stall, sondern gewährleisten auch das Abfließen von Harn und Flüssigstoffen, was die Ammoniakentstehung mindert.
Premiere auf der EuroTier: Aus dem Raum Kempten haben sich die vier Allgäuerinnen (v.l.) Marlene Böving, Carolin Landerer, Maria Herb und Paula Leinthaler auf den Weg nach Hannover gemacht. Bei ihrem ersten Messebesuch interessieren sie sich vor allem für die Melktechnik und die neuen Roboter für den Milchviehstall.
Für einen sauberen Stall: Nach der Kuhtoilette auf der Letzten EuroTier bekam die Firma Hanskamp AgroTech nun eine Medaille für ihren neuen BeddingCleaner. Das Anhänggerät säubert Einstreumaterial wie z.B. Sand und hält die Liege- und Bewegungsflächen in Freilaufställen rein. Für diese Innovation gab es von der DLG silber.
Mutterkuhhaltung im Trend: Neben wichtigen Infos für Einsteiger gab es auch verschiedene Fleischrinderrassen, wie hier Charolais und Hereford, live und in Farbe zu erleben.
Neueste Melktechnik: Vom Melkstand und Melkroboter für Kühe bis zum Melkkarussell für Ziegen würde auf der EuroTier wieder eine breite Palette an individuellen Lösungen angeboten.
Beliebtes Futterband: Feedstar liefert eine platzsparende Lösung für Stallbauten bzw. Stallumbauten was die Fütterung angeht. Die Baukosten können so geringer gehalten werden.
Messe für junge Leute: Viele Auszubildenden und Gruppen junger Menschen kamen nach Hannover und begeisterten sich natürlich vor allem für die Roboter und technischen Stallhelfer.
Alpenrepublik mit Rassevielfalt: Die Rinderzucht Austria zeigte an ihrem Stand neben Fleck- und Braunvieh auch Holstein, Pinzgauer und Grauvieh. Die Tiere wurden bestens von einem eingespielten Team aus den verschiedenen Bundesländern präsentiert.
Stallbau und Planung: Das Fachsimpeln über effektive, kosten- und arbeitssparende Stallkonzepte kam auf der EuroTier natürlich auch nicht zu kurz, wie hier am Stand der Firma Schauer.

Am 15. November haben sich nach 2018 auf dem Messegelände Hannover endlich wieder die Tore für die EuroTier geöffnet. An vier Messetagen boten 1800 Aussteller aus 55 Ländern ihre Produkte, Dienstleistungen und Visionen für die Zukunft der Branche an – angeblich rund 800 weniger als 2018. Die Gänge waren breiter und vor allem die Schweinehalle nicht ganz voll.

Unsicherheit in der Branche spürbar

Ein Großteil der Branche ist vor allem von Unsicherheit geprägt, denn es gibt seit Jahren widersprüchliche Aussagendarüber, was künftig in der Tierhaltung gefragt ist. Und auch das Leitthema der EuroTier „Transforming Animal Farming“ unterstreicht die Herausforderungen: Weniger Tiere, mehr Tierwohl, mehr Umwelt- und Klimaschutz sollen es sein. Für Tierzucht und Tiergesundheit gelten die Anforderungen von Robustheit und Leistungsfähigkeit. Von der Politik fehlen aber nach wie vor Leitlinien, wie das umgesetzt werden kann und soll. Auch bei den Eröffnungsreden am Vortag der EuroTier kam deutlich heraus, dass sich die Wissenschaft und Politik zwar mit Themen beschäftigt, die wichtig sind, denn es steht außer Frage, dass die Weltbevölkerung ernährt werden muss, und auch dass wir dringend etwas gegen den Klimawandel tun müssen. Doch aus der Sicht z.B. eines bayerischen Sauenhalters, der derzeit mit jedem verkauften Ferkel draufzahlt, gäbe es dringendere Themen.

Der Ukraine-Krieg und seine Folgen kommen als neue Herausforderung für die landwirtschaftlichen Betriebe hinzu: Die Produktionskosten steigen immens und die Verbraucher sparen beim Lebensmitteleinkauf.

Automatisierung und digitale Überwachung

Laut DLG-Umfragen steht sowohl bei Rinder- als auch bei Schweinehaltern das Thema Automatisierung und digitale Überwachung von Beständen im Fokus von Investitionen, so Dr. Lothar Hövelmann, DLG-Hauptgeschäftsführer. Arbeitszeitknappheit und Fachkräftemangel gibt es in beiden Bereichen. Aber auch Verbesserungen in Sachen Tierwohl seien nach wie vor gefragt. Für Deutschland muss man aufgrund der aktuellen Krisensituation und ihren Auswirkungen auf das Einkaufsverhalten allerdings wohl von einem eher verhaltenden Interesse an Neuinvestitionen ausgehen.

Hinsichtlich der Automatisierung haben die Firmen Wasserbauer und HitAktiv etwas Neues im Programm: Ein Roboter, der selbstständig die Laufflächen in Offenställen sauberhalten kann. Dafür gab es die Goldmedaille. Das Thema Pferd war heuer neu auf der EuroTier. Was es sonst noch auf der Messe gab, zeigt die Bildergalerie.

Agri Influencer Award: Gewinner gekürt

Die drei Gewinner des neuen Social Media-Preises „DLG Agri Influencer Award“ wurden im Rahmen des Young Farmers Day gekürt. „Best Newcomer 2022“ wurde Annemarie Paulsen. Der Titel „Best Blogger 2022“ geht an Amos Venema. „Best Influencer 2022“ darf sich Thomas Andresen nennen. Mit der Auszeichnung sollen interessante und qualitativ hochwertige landwirtschaftliche Blogs und Profile in den Sozialen Medien ausgezeichnet und einer größeren Öffentlichkeit präsentiert werden.

Mit den Awards in den drei Kategorien werden Social-Media-Profile bzw. Blogs ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für die Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft engagieren. Die Kriterien sind u.a. Qualität der Inhalte, Kreativität des Auftritts, Themensetzung, Umsetzung der Themen in Wort und Bild, Verdeutlichung der Vielfalt der Landwirtschaft, Ausgewogenheit der Inhalte, Interaktion mit der Community.

Eine von der DLG einberufene unabhängige, international besetzte Jury aus anerkannten Medienmachern und Experten ermittelte im ersten Schritt die Shortlist, aus der dann die Gewinner:innen in den drei Kategorien gekürt wurden. Insbesondere war die Jury begeistert von der Themenvielfalt und der Qualität der eingereichten Profile, die allesamt neben der landwirtschaftlichen Arbeit auf den Höfen betrieben werden.

Der 2022 erstmalig verliehene „DLG Agri Influencer Award“ wird zukünftig jedes Jahr vergeben. Im nächsten Jahr findet der internationale Wettbewerb im Rahmen der Agritechnica statt, die vom 12. bis 18. November 2023 stattfindet.