Am 15. November haben sich nach 2018 auf dem Messegelände Hannover endlich wieder die Tore für die EuroTier geöffnet. An vier Messetagen boten 1800 Aussteller aus 55 Ländern ihre Produkte, Dienstleistungen und Visionen für die Zukunft der Branche an – angeblich rund 800 weniger als 2018. Die Gänge waren breiter und vor allem die Schweinehalle nicht ganz voll.
Unsicherheit in der Branche spürbar
Ein Großteil der Branche ist vor allem von Unsicherheit geprägt, denn es gibt seit Jahren widersprüchliche Aussagendarüber, was künftig in der Tierhaltung gefragt ist. Und auch das Leitthema der EuroTier „Transforming Animal Farming“ unterstreicht die Herausforderungen: Weniger Tiere, mehr Tierwohl, mehr Umwelt- und Klimaschutz sollen es sein. Für Tierzucht und Tiergesundheit gelten die Anforderungen von Robustheit und Leistungsfähigkeit. Von der Politik fehlen aber nach wie vor Leitlinien, wie das umgesetzt werden kann und soll. Auch bei den Eröffnungsreden am Vortag der EuroTier kam deutlich heraus, dass sich die Wissenschaft und Politik zwar mit Themen beschäftigt, die wichtig sind, denn es steht außer Frage, dass die Weltbevölkerung ernährt werden muss, und auch dass wir dringend etwas gegen den Klimawandel tun müssen. Doch aus der Sicht z.B. eines bayerischen Sauenhalters, der derzeit mit jedem verkauften Ferkel draufzahlt, gäbe es dringendere Themen.
Der Ukraine-Krieg und seine Folgen kommen als neue Herausforderung für die landwirtschaftlichen Betriebe hinzu: Die Produktionskosten steigen immens und die Verbraucher sparen beim Lebensmitteleinkauf.
Automatisierung und digitale Überwachung
Laut DLG-Umfragen steht sowohl bei Rinder- als auch bei Schweinehaltern das Thema Automatisierung und digitale Überwachung von Beständen im Fokus von Investitionen, so Dr. Lothar Hövelmann, DLG-Hauptgeschäftsführer. Arbeitszeitknappheit und Fachkräftemangel gibt es in beiden Bereichen. Aber auch Verbesserungen in Sachen Tierwohl seien nach wie vor gefragt. Für Deutschland muss man aufgrund der aktuellen Krisensituation und ihren Auswirkungen auf das Einkaufsverhalten allerdings wohl von einem eher verhaltenden Interesse an Neuinvestitionen ausgehen.
Hinsichtlich der Automatisierung haben die Firmen Wasserbauer und HitAktiv etwas Neues im Programm: Ein Roboter, der selbstständig die Laufflächen in Offenställen sauberhalten kann. Dafür gab es die Goldmedaille. Das Thema Pferd war heuer neu auf der EuroTier. Was es sonst noch auf der Messe gab, zeigt die Bildergalerie.
Agri Influencer Award: Gewinner gekürt
Die drei Gewinner des neuen Social Media-Preises „DLG Agri Influencer Award“ wurden im Rahmen des Young Farmers Day gekürt. „Best Newcomer 2022“ wurde Annemarie Paulsen. Der Titel „Best Blogger 2022“ geht an Amos Venema. „Best Influencer 2022“ darf sich Thomas Andresen nennen. Mit der Auszeichnung sollen interessante und qualitativ hochwertige landwirtschaftliche Blogs und Profile in den Sozialen Medien ausgezeichnet und einer größeren Öffentlichkeit präsentiert werden.
Mit den Awards in den drei Kategorien werden Social-Media-Profile bzw. Blogs ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für die Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft engagieren. Die Kriterien sind u.a. Qualität der Inhalte, Kreativität des Auftritts, Themensetzung, Umsetzung der Themen in Wort und Bild, Verdeutlichung der Vielfalt der Landwirtschaft, Ausgewogenheit der Inhalte, Interaktion mit der Community.
Eine von der DLG einberufene unabhängige, international besetzte Jury aus anerkannten Medienmachern und Experten ermittelte im ersten Schritt die Shortlist, aus der dann die Gewinner:innen in den drei Kategorien gekürt wurden. Insbesondere war die Jury begeistert von der Themenvielfalt und der Qualität der eingereichten Profile, die allesamt neben der landwirtschaftlichen Arbeit auf den Höfen betrieben werden.
Der 2022 erstmalig verliehene „DLG Agri Influencer Award“ wird zukünftig jedes Jahr vergeben. Im nächsten Jahr findet der internationale Wettbewerb im Rahmen der Agritechnica statt, die vom 12. bis 18. November 2023 stattfindet.