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Planen und Bauen

Neu gebaut für die Leidenschaft

Grasegger
Max Riesberg
Max Riesberg
am Mittwoch, 23.03.2022 - 16:00

Mit Enthusiasmus treibt Josef Grasegger seinen Nebenerwerb mit Mutterkühen und Schafen um. Dafür investierte er in einen Neubau.

Von Jungviehaufzucht in Anbindehaltung auf Mutterkühe in einem kleinen, aber feinen, neuen Laufstall haben Josef Grasegger aus Partenkirchen und seine Familie bereits vor 18 Jahren umgestellt. 2000 erwarb man dazu ein Grundstück und siedelte mehr oder weniger aus bzw. lag auch der alte Stall schon etwas vom Wohnhaus entfernt. „Inzwischen ist aber fast jeder Fleck hier zwischen Wank, Kramer und Zugspitze zugebaut“, erzählt Josef Grasegger, der auch Vorsitzender der Bayerischen Schafhalter ist und somit neben den fünf Murnau-Werdenfelser-Mutterkühen und ihren Kälbern auch 90 braune und gescheckte Bergschafe hält.

Landwirtschaftliche Betriebe seien in der heutigen Zeit fast keine mehr übrig geblieben im Ortsteil, „die ganz Eingefleischten probieren es halt noch mit viel Enthusiasmus und Scherereien, z. B. mit den Anrainern, irgendwie im Nebenerwerb weiterzumachen. Anders geht es sowieso nicht“, beschreibt Grasegger die Lage.

Kombihaltung aus Bergregion nicht wegzudenken

Dass die ganzjährige Anbindehaltung derzeit so in der Kritik steht, kann er ein Stück weit nachvollziehen. Allerdings seien die Kombihaltung und die Weidewirtschaft aus der Bergregion nicht wegzudenken. „Wir sind froh, dass wir frühzeitig umgestellt haben, nicht nur wegen des politischen Drucks, sondern vor allem in Hinblick auf die enorme Arbeitserleichterung. Und den Tieren geht es saugut“, wie Grasegger berichtet. Keine einzige brauche Hilfe beim Kalben, die Nachzucht entwickelt sich prächtig, es ist genügend Platz sowie ein super Stallklima vorhanden. Von Anfang Mai bis Mitte Oktober gehe es ohnehin wieder raus auf die Weide und etwas zeitversetzt auf die Alm.

"Heute würde ich gleich noch in einen Heukran investieren"

Stallbau

Den 15 x 14 m großen Stall im alpenländischen Holzbaustil würde der Partenkirchner weitgehend wieder so bauen, auf der einen Seite die Schafe, dann ein knapp vier Meter breiter Gang und auf der anderen Seite die Tretmistbuchten für die Kühe, mit Kälberschlupf und Außenlaufhof. Im Norden schließt sich noch eine Maschinenhalle mit Wirtschaftsräumen an und der in der Mitte offene Heuboden ermöglicht ein einfaches Einfüttern. „Aber heute würde ich gleich noch in einen Heukran investieren, wenn man ohnehin schon beim Geldausgeben ist“, sagt Grasegger und lacht, denn das würde anteilig nicht mehr ins Gewicht fallen und die Arbeit nochmals deutlich erleichtern, gerade je älter man wird.

Laufhoffläche soll verdoppelt werden

Kuh und Kalb

Auch die Tore würde er wohl etwas größer dimensionieren. „Und den Laufhof möchte ich in absehbarer Zeit noch mindestens verdoppeln. Weil es eine wahre Freude ist zu sehen, wie gut es den Tieren dort taugt“, so Grasegger. Nur unvernünftige Spaziergänger mit Hunden machen ihm immer wieder Sorgen. „Gerade die Mutterkühe reagieren höchst sensibel auf vermeintliche Angriffe und wollen ihre Kälber schützen.“

Seit 18 Jahren wirtschaftet Familie Grasegger schon biologisch nach den Richtlinien des Naturland-Verbandes. Und das aus voller Überzeugung. Die Haltungsform mit den üppig eingestreuten Lauf- und Liegebuchten bietet den maximalen Tierkomfort für Rind und Schaf. „Zum Glück können wir auch die Streu von unseren Wiesmahdflächen nutzen, denn mit zugekauftem Stroh allein, wäre dieser Luxus nicht zu bezahlen“, macht der Werdenfelser Landwirt deutlich.

Auf lange Sicht ziemlich flexibel

Seine Tiere sind heute auf alle Fälle viel gesünder, können sich viel natürlicher verhalten und wachsen viel besser heran. „Und im Sommer freuen sich alle wieder auf die Alm“, ist Grasegger überzeugt. Dann steht auch der Stall komplett leer. Die Aufstallung mit den Weidegittern und den hölzernen Futtertrögen kann leicht abmontiert bzw. modifiziert werden, so sind Arbeiten wie das Misten und Reinigen maschinell leicht möglich.

"Man wird ja nicht jünger und in der Nutzung des Gebäudes sind wir auch auf lange Sicht ziemlich flexibel“, sagt Grasegger und hat noch eine extra Portion Weizenkleie für seine Murnau-Werdenfelser übrig.