Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Pferde

Metritis bei Pferden erkennen und bekämpfen

Ausfluss-Pferd
Dr. med. vet. Stefan Rezabek, Mag. med. vet. Caroline Rezabek
am Mittwoch, 01.02.2023 - 13:33

Nehmen Stuten nicht auf, kann eine Infektion dahinterstecken. Da viele Keime beim Deckakt übertragen werden können, empfiehlt sich im Vorfeld eine entsprechende Untersuchung des Hengstes. Hier sollte auch auf CEM getestet werden.

Bei CEM (Kontagiöse Equine Metritis) handelt sich um eine meldepflichtige, ansteckende Entzündung der Geschlechtsorgane, meist bei Stuten. Verursacht wird diese durch die Infektion mit dem Bakterium Taylorella Equigenitalis. Hengste zeigen meist keine Symptome, da sich die Infektion auf die Schleimhaut von Penis und Vorhaut beschränkt. Sie sind jedoch beschwerdefreie Überträger. Dies ist besonders tückisch, da sich die Infektion dadurch schnell und unbemerkt durch den Deckakt aber auch die künstliche Besamung ausbreiten kann.

Bei Stuten unterscheidet man zwei Arten der Infektion. Die meisten Stuten beherbergen die Bakterien im Bereich der Klitoris, oft über Monate oder auch Jahre. 30 bis 40 % der Stuten zeigen deutliche Symptome, wie eitrigen Ausfluss durch eine Entzündung der Gebärmutter, des Muttermundes und der Vagina. Diese Entzündung kann auch zu einer Abweichung der Zykluslänge und zu einer Unfruchtbarkeit über mehrere Wochen führen.

Monatelang können die Erreger am Tier verweilen

Auch wenn diese Entzündung rasch abheilt, können die Erreger danach monatelang in der Ausbuchtung rund um die Klitoris, aber auch am Penis, verweilen. Die Übertragung der hochinfektiösen Bakterien erfolgt hauptsächlich beim Deckakt. Seltener kann auch durch mangelnde Hygiene bei der künstlichen Besamung oder andro-/gynäkologischen Untersuchung eine Ansteckung erfolgen.

Zeigt eine Stute Symptome, oder lässt der Erfolg der Bedeckung oder Besamung auf sich warten, sollte auch auf CEM getestet werden. Dazu wird eine Sammelprobe oder mehrere Einzelproben verschiedener Geschlechtsteile entnommen. Hierfür wird bei Stuten die Ausbuchtung um die Klitoris, ggf. auch die Gebärmutter, bei Hengsten die Ausbuchtung um die Harnröhre, die Harnröhre selbst und der Penisschaft, ggf. auch Sperma durch einen Abstrich beprobt.

Nachweis mittels PCR-Test

Die Untersuchung auf CEM erfolgt mittels PCR-Test. Für Exporte von Zuchttieren, Embryonen oder Sperma können weitere Testverfahren notwendig werden, ebenso kann die Untersuchung bei Bedeckungen im Ausland vorgeschrieben sein. Wird ein positiver Fall nachgewiesen, sollte der Deckhengst und alle von ihm gedeckten Stuten ebenfalls getestet werden.

So wird eine Gebärmutterentzündung behandelt

Die Behandlung umfasst Spülungen der Gebärmutter sowie tägliche Waschungen der Klitoris oder des Penis, mit antibakteriellen Seifen. Bei einer akuten Entzündung der Gebärmutter kann eine Behandlung mit Antibiotika notwendig sein. Zudem sollte der Klitorissinus mit einer antibiotischen Salbe behandelt werden. Der Erreger verbleibt insbesondere in kleinen Falten und Ausbuchtungen der Geschlechtsorgane, weshalb bei den Waschungen nicht nur auf Hygiene durch Einwegprodukte (Handschuhe, Einwegtücher) zu achten ist, sondern auch auf Gründlichkeit. Ist die Behandlung nicht erfolgreich kann auch die chirurgische Entfernung der Klitoris und deren Ausbuchtung notwendig werden.

Behandlungserfolg mittels Tupferprobe kontrollieren

In Abhängigkeit der Behandlungsmethoden werden anschließend mehrere Tupferproben im Abstand von mindestens sieben Tagen genommen, bis der Erreger mehrfach nicht mehr nachgewiesen werden kann. Leider kann gegen CEM nicht geimpft werden und auch nach einer überstandenen Infektion bildet sich keine schützende Immunität bei Hengst oder Stute aus.

Bei der klassischen Tupferprobe wird ein Abstrich aus der Gebärmutter oder dem Muttermund bzw. mehreren Lokalisationen am Penis genommen. Dabei wird die Schleimhaut auf das Vorkommen bestimmter pathogener Bakterien und Pilze untersucht, welche die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Werden solche Keime gefunden, wird zusätzlich ein Antibiogramm angefertigt. Das ist ein Test auf die Wirksamkeit verschiedener Antibiotika. Dieses Antibiogramm ist nicht nur vor einer Behandlung mit Antibiotika vorgeschrieben, sondern auch sinnvoll, um Resistenzen vorzubeugen und gezielt zu behandeln. Eine einmalige oder „vorbeugende Antibiotikaspritze“ ist weder wirksam, noch anzuraten und arzneimittelrechtlich fragwürdig. Eine solche Handhabung wichtiger Antibiotika fördert Resistenzen.

Selbst Maidenstuten können Keime aufweisen

Durch breite Testungen und Bekämpfung wurde die CEM in den vergangenen Jahren kaum noch bei der gängigen Tupferprobe nachgewiesen. Deshalb wurde in den vergangenen Jahren, oft auch aus Kostengründen, auf die Untersuchung verzichtet und lediglich auf häufiger vorkommende bakterielle Erkrankungen der Geschlechtsorgane getestet. Ein Beispiel hierfür wären ß-hämolysierende Streptokokken, welche häufig vorkommen.

Die weit verbreitete Meinung Maidenstuten oder Stuten in der Fohlenrosse könnten keine pathogenen Keime in sich tragen, ist ein Trugschluss. Selbst Maidenstuten, die keinen Kontakt zu deckenden Wallachen hatten, können in der Tupferprobe Keime aufweisen, welche die Trächtigkeit verhindern, also ansteckend sein können. Aus diesem Grund ist die Beprobung ausnahmslos aller Stuten vor Hengstkontakt anzuraten. Dadurch wird nicht nur der Deckerfolg erhöht, sondern auch der Hengst und weitere zu deckende Stuten geschützt.

In der letzten Zuchtsaison kam es in Oberbayern zu einigen Infektionen mit Taylorella Equigenitalis. Daher ist eine umfassendere Testung bei der routinemäßigen Tupferprobe vor der Bedeckung, besonders bei Hengsten, sicher wieder sinnvoll. Dadurch kann dem Ausfall wichtiger Hengste und Stuten, sowie finanziellen Einbußen, vorgebeugt werden.