Auf den ersten Blick schauen sie fast so aus, wie ganz normale Kraftfutterstationen – die beiden sogenannten Greenfeed-Stationen, die seit Mai am Staatsgut in Achselschwang im Milchviehstall installiert sind. Das ist auch gut so, denn so haben die Kühe diese ziemlich schnell auch als solche akzeptiert. Mehrmals täglich können sie sich hier eine kleine Ration Lockfutter abholen. Was die Kühe nicht wissen, während sie ihren Kopf in den Futterbehälter stecken und für ein paar Minuten fressen, wird in dieser Zeit die Methankonzentration in ihrer Ausatemluft gemessen. Sensoren zur Messung des Volumenstromes und der Gaszusammensetzung ermöglichen dies. Solche standardisierte Greenfeed-Stationen sind bereits weltweit, aber auch an verschiedenen Forschungseinrichtungen in Deutschland im Einsatz. Durch die punktuellen Messungen können letztendlich Hochrechnungen erfolgen und mit bisher vorhandenen Daten abgeglichen werden.
Treibhausgasbilanz in der Milchviehhaltung senken
„Der Einstieg in die Methanmessung ist ein Beitrag zum aktiven Klimaschutz“ betonte LfL-Präsident Stephan Sedlmayer beim offiziellen Projektstart in Achselschwang am vergangenen Donnerstag in Achselschwang. Die LfL kann bereits auf Grundlage anderer Forschungsprojekte die Treibhausgasbilanzen für Milchviehbetriebe einzelbetrieblich berechnen und daraus Beratungsinitativen erbringen, ergänzt Sedlmayer. Die bisherigen Ergebnisse können man dann mit den Daten der direkten Messungen ergänzen.
Forschen unter bayerischen Bedingungen

Auch Anton Dippold, Geschäftsführer des Projektpartners der Bayerischen Staatsgüter ist gespannt auf das Projekt: „Das Projekt passt bestens zum Staatsgut Achselschwang, denn auch die Bayerischen Staatsgüter müssen bis 2028 klimaneutral sein. Hier können wir nun direkt vor Ort unter bayerischen, praktischen Bedingungen und nicht irgendwo die Daten erheben. Ich hoffe, dass wir am Ende mit den Ergebnissen unseren Rinderhaltern weiterhelfen können und dadurch die Erzeugung regionaler Lebensmittel stärken.“
Was man nicht messen kann, kann man auch nicht steuern, so das Motto von Prof. Dr. Hubert Spiekers und seinem Projektleiter Dr. Thomas Ettle, die Tierernährer und Futterspezialisten in dieser Runde. Dass Wiederkäuer und somit auch Milchkühe im Rahmen ihres Verdauungsprozesses Methan ausstoßen, ist nicht vermeidbar, vor allem bei zellulose- und faserhaltigen Futtermitteln. Aber es besteht die Möglichkeit, die Menge zu reduzieren, denn das ausgestoßene Methan kann zum Teil auch als Verlust der aufgenommenen Energie gesehen werden. Nur wenn man die Mengen unter hiesigen Bedingungen kenne, könne man gezielt Maßnahmen ergreifen. Dazu dienen nun die Versuche in Achselschwang.
Futteraufnahme wird tierindividuell erfasst
An 30 Wiegetrögen werden Daten zur Futteraufnahme tierindividuell erfasst. Über ein Herdenmanagementprogramm werden Tierdaten zum Fressverhalten, zur Aktivität, zum Wiederkauen und zur Tiergesundheit erfasst. Die Milchmenge wird täglich erfasst und wöchentlich werden Milchproben gezogen und im Labor auf verschiedene Parameter hin untersucht. Wie sich Änderungen der Fütterungsmaßnahmen, z.B. durch veränderte Kraftfutter- und Stärkeanteile in der Ration, über Grobfutterarten und -qualitäten oder spezielle Futterzusatzstoffe, auf den Methanausstoß auswirken, soll am Ende des dreijährigen Projektes feststehen.
„In Kombination dieser Messungen wird es uns gelingen, die Milcherzeugung in Zukunft auch im Hinblick auf die Treibhausgasemissionen nachhaltiger zu gestalten und die hier gewonnen Erkenntnisse in der breiten Praxis umzusetzen, gibt sich der Leiter des Staatsgutes Achselschwang Georg Hammerl zuversichtlich.
Schon jetzt kann man als Landwirt aktiv werden
Die Ergebnisse und Abgleiche mit schon vorhandenen Daten müssen Praktikern aber nicht so lange abwarten. Schon jetzt kann man als Landwirt und Milchviehhalter aktiv werden. Als Verbundpartner ist das LKV Bayern ebenfalls an dem Forschungsprojekt beteiligt. Dr. Florian Grandl erläuterte, wie sich mittels Infrarotspektren der Methanausstoß einer Kuh über die Milchinhaltsstoffe berechnen lassen. Im Rahmen eines Testlaufs erhalten nun erste MLP-Betriebe, die z.B. die Fütterungsberatung nutzen, diese Auswertungen. Methan-Betriebsauswertungen mit Benchmark (Landkreis, Verwaltungsstelle und Bayern) ermöglichen eine Einordnung. Dabei werden der mittlere Methanausstoß pro Kuh und Tag und der Methanausstoß je Kilogramm Milch ausgegeben. Vor allem über aufgenommene Futtermenge und über die Futterzusammensetzung, könne der Methananfall beeinflusst werden. „Je höher die Futtereffizienz, umso geringer der Methananfall“, betont Grandl.
Dr. Monika Zehetmeier von der LfL verwies nochmal explizit auf das unter ihrer Mitarbeit entwickelte Online-Tool „LfL-Klima-Check“, das im Internet für jeden frei nutzbar ist und bei der Bewertung der Treibhausgasemissionen auf Betriebsebene hilfreich ist Probieren sie es aus, spielen sie damit und geben sie uns Rückmeldung, damit wir noch besser werden können, ermutigt die Wissenschaftlerin.