Joseph Grasegger aus Garmisch-Partenkirchen bleibt Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Schafhalter (LV). Bei der gemeinsamen Mitgliederversammlung des Landesverbandes mit der Bayerischen Wollerzeugergemeinschaft (Woll-EG) und der Erzeugergemeinschaft Bayerischer Schafhalter (EG) in Ingolstadt wurden Grasegger und die beiden stellvertretenden Vorsitzenden, Klemens Roß aus Lonnerstadt, und Robert Drexel aus Walkertshofen, im Amt bestätigt.
„Wir versuchen, aus den Gegebenheiten das Beste zu machen“, bekräftigte Joseph Grasegger bei seinem Rückblick auf das vergangene Jahr und begrüßte den erfreulichen Jahresabschluss der Organisation. Er freute sich, dass das Geschäftsstellen-Team zusammen mit der Bayerischen Herdbuchgesellschaft funktioniert und Erfolge sichtbar sind.
Sorge um staatliche Schafzuchtberatung

Mit der Reform der Landwirtschaftsverwaltung befürchtet der Vorsitzende über kurz oder lang eine Verschlechterung der Situation. „Noch sind Schafzuchtberater im Amt, doch mit deren Übergang in den Ruhestand bricht die Beratung weg.“ Auch die Ausbildung stehe weiterhin auf wackeligen Beinen. „Ohne den Nachwuchs stirbt aber die Schafhaltung“, meinte er, und fügte hinzu, dass die nötige Personalausstattung momentan auf Eis gelegt sei.
Sorgen bereitetet dem Vorsitzenden die weitere Entwicklung in Sachen Wolf, vor allem in der Almwirtschaft. „Der Wolf muss weg, beziehungsweise reduziert werden. Auch Hybriden haben bei uns nichts verloren“, erklärte Grasegger.
LV-Geschäftsführer Martin Bartl informierte, dass der Landsverband derzeit 1448 (+ 24) Mitglieder umfasst. „Wir sind froh, dass wir die Zahlen halten konnten“, betonte er. Die Gründe: aktive Akquise, steigende Zahl von Zuchtbetrieben, Rückgang der Schafzuchtberatung und für die Mitglieder Informationen sowie Beratung bei einzelbetrieblichen Problemen, z. B. Baurecht, und allgemeine Rechtsberatung. „Wir haben an jeder Schraube gedreht, um die Kosten herunterzufahren. Das hat sich ausgezahlt. So konnten wir für 2020 und 2021 einen positiven Jahresabschluss erzielen“, erklärte Bartl.
10 Prozent weniger Mutterschafe in den letzten 10 Jahren
Er lenkte auch den Blick auf die Schafhaltung in Bayern insgesamt: Derzeit werden gut 200 000 Mutterschafe gehalten – etwa zehn Prozent weniger als vor zehn Jahren. Die Zahl der Betriebe reduzierte sich in diesem Zeitraum um 800 auf aktuell 6264.
EG-Geschäftsführer Walter Herreiner berichtete von einer momentan sehr schwierigen Vermarktung. „Wir brauchen gute, marktfähige Lämmer, sonst schießen wir uns selbst aus dem Markt“, stellte er fest und bedauerte, dass die Qualität der Tiere immer mehr zu wünschen übrig lässt. Heuer wurden bis dato 15 000 Lämmer vermarktet. Das angestrebte Ziel seien 20 000.
Fleisch aus England drängt auf den deutschen Markt
„Ich bezweifle, dass wir das schaffen, da uns englische Lämmer das Leben schwer machen“, kommentierte er diesen Umstand. Die englischen Schafhalter hätten den deutschen Markt gefunden und die Schachtkörper drängten über Irland auf diese Verkaufsplattform. „Altschafe sind noch relativ gut zu vermarkten, aber Weidelämmer sind deshalb aktuell nicht zu verkaufen“, wie Herreiner beklagte. Nachdem die Wollbörse in Australien vor sich hindümpelte, sei der Preis in den letzten Wochen deutlich eingebrochen. Die hohen Energiepreise machten die Wolle in der Bekleidungsindustrie teuer.
„Ich gehe davon aus, dass auch nächstes Jahr die Vermarktung schwierig ist und die Preise niedrig ausfallen“, setzte der Vorsitzende der Woll-EG Martin Brickel hinzu. Wollsammelstellen hätten bei dieser Marktlage keine Chance, denn die Händler nähmen keine unterschiedlichen Partien ab.
Merino-Wolle wird Outdoor-Kleidung
Erfreulich entwickele sich dagegen das Projekt „locwool“ – die Marke für süddeutsche Schafwolle. „Eine italienische Firma für Outdoor-Kleidung habe Interesse und will die Marke für ihre Produkte übernehmen“, informierte Brickel und wies darauf hin, dass mit Baden-Württemberg zusammen bisher 60 t geliefert wurden. „Das ist zwar noch keine große Menge, doch ein Anfang und Lichtblick. Wir hoffen, dass wir künftig einen erheblichen Teil der Merinowolle auf diesem Weg verkaufen können“, ist Brickel zuversichtlich.
Auch Anfragen nach gröberen Wollen für Füllstoffe seien inzwischen vorhanden. Der nächste Schritt sei der Abschluss eines Liefervertrages. Voraussetzung dafür sei eine gute und saubere Qualität. „Damit hoffen wir, dass wir für einen Teil der Wolle eine Alternative finden“, meinte der Vorsitzende. Weiter unterstütze er das Bestreben, durch Züchtung die Wolle um 1 bis 3 Mikron zu verfeinern, um sie für die Industrie leichter vermarkten zu können.
Wahlen: Die Mitglieder des Ausschusses
Bei der Mitgliederversammlung des Landesverbandes wurden auch die Ausschussmitglieder bestätigt:
- Unterfranken: Dieter Michler und Dieter Diel;
- Oberfranken: Anton Wunderlich und Hartmut Rauschert;
- Mittelfranken: Robert Lechner und Gerhard Pfister;
- Niederbayern: Tobias Vögerl und Josef Probst;
- Oberpfalz: Johann Georg Gloßner und Sebastian Queck;
- Schwaben: Josef Hartl und Julian Eggstein;
- Oberbayern: Quirin Fröwis und Matthias Aschauer sowie Klaus Fackeldey.
Als Kassenprüfer fungieren Quirin Fröwis und Klaus Fackeldey.
Auch bei der Woll-EG wurde gewählt: 1. Vorsitzender Martin Brickel aus Thalmässing, 2. Vorsitzender: Klemens Roß aus Lonnerstadt, Kassier: Thomas Bauernfeind aus Nennslingen, Schriftführer: Harald Müller aus Aura.