Immer wieder ereignen sich tödliche Unfälle auf Grund von Güllegasen. Diese sind nicht nur unsichtbar, sondern können oft auch geruchlich nicht wahrgenommen werden. Besonders gefährlich für Mensch und Tier ist der Schwefelwasserstoff (H2S). Bei hoher Konzentration kann allein schon ein Atemzug für Mensch und Tier tödlich sein. Die Prävention solcher Unfälle war Thema eines Weiterbildungskurses für Baufachleute in der Schweiz.
Die maximale Gaskonzentration nicht dauerhaft überschreiten
Die maximal zulässigen Gaskonzentrationen über längere Zeit hängen stark von der Art des Gases ab. „Sie dürfen nicht dauerhaft überschritten werden“, sagt Beat Burkhalter, Sicherheitsfachmann bei der schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL). Die Tabelle auf S. 45 unterscheidet zwischen der Maximalen Arbeitsplatz Konzentration für den Menschen (MAK) und den Stallklima-Grenzwerten gemäss Fachinformation Tierschutz des Schweizerischen Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. Für das Tier sind die Grenzwerte tiefer angesetzt, da es sich die ganze Zeit über im Stall aufhält. Akut gefährlich werden jedoch erst deutlich höhere Gaskonzentrationen.
Die Gefahren sind je nach Güllegas verschieden.
Während eine hohe Methangaskonzentration vor allem die Gefahr einer Explosion beinhaltet, führen hohe Konzentrationen bei Ammoniak (NH3) und Kohlendioxid (CO2) zu Reizungen oder Schädigungen der Atemwege. Bei H2S kommt hinzu, dass dieser die Geruchsrezeptoren betäubt und auf das Nervensystem einwirkt. Es hemmt die Zellatmung, führt in hohen Konzentrationen in wenigen Sekunden zur Bewusstlosigkeit und schließlich zum Tod.
Lebensgefahr durch Schwefelwasserstoff
„Schwefelwasserstoff ist sehr heimtückisch“, betont Burkhalter. Denn beim Bewegen von Gülle – sei er beim Rühren, Spülen oder Umpumpen – wird es oft schwallartig freigesetzt. Doch auch hohe Konzentrationen an CO2 können zum Ersticken führen. Beim Bewegen von Gülle entstehen keine so großen Konzentrationen, jedoch in Gärsilos, wo sie eine akute Lebensgefahr darstellen.
Da Schwefelwasserstoff und Methangas vor allem bei warmen Temperaturen und dem Aufrühren von Gülle entstehen, ist dafür zu sorgen, dass sie nicht in den Stall gelangen. Problematisch wird es dort, wo Gülle unter Spaltenböden lagert oder wo es undichte Verbindungen des Stalles mit der Güllegrube gibt. In bestehenden Ställen, in denen Gülle unter dem Spaltenboden gelagert wird, ist zu jeder Zeit möglichst viel Frischluft in den Stall zu bringen, sei es durch eine künstliche Lüftung und/oder durch offene Wände.
Bevor man das Rührgerät einschaltet, sind die Tiere ins Freie zu bringen und die Lüftung muss auf Hochtouren laufen. Es dürfen sich keine Personen im Stall aufhalten. Besonders gefährlich sind warme, schwüle Tage mit wenig Wind, an denen die natürliche Lüftung fehlt und Gase nicht verwirbelt werden.
Beim Neubau: keine Güllelagerung unterm Spaltenboden

Bei Neubauten ist auf eine Güllelagerung unter Spaltenböden zu verzichten. Vor allem warnt Burkhalter vor Systemen, wo Gülle im Stall aufgerührt wird, sei dies in Gruben oder Kanälen wie z. B. das Slalomsystem. Gefährlich ist das nicht nur in geschlossenen, sondern auch in offenen Ställen, denn beim Rühren gelangen die Gase direkt in den Tierbereich. Da Schwefelwasserstoff nur geringfügig schwerer ist als Luft, sammelt er sich nicht nur in Bodennähe an.
In Ställen mit Güllekanälen ist eine Trennung von Stall und Güllegrube unbedingt notwendig. Entweder man verwendet einen Gasverschluss mittels eines Siphons, einen aussenliegenden offenen Sammelkanal (Gülleabwurf) oder eine Vorgrube. Ein Siphon verhindert, dass Gase direkt aus der Güllegrube in den Stall gelangen. Bei stark verdünnter, gut fliessfähiger Gülle eignen sich ein Pfeifensiphon oder eine Siphonplatte.
Da heute meistens Stroh etc. eingestreut wird, bringt man am Ende des Kanals einen gasdichten Kanalabschluss an, der zum Entleeren nach oben gezogen wird oder man verwendet eine mechanische Schieberentmistung sei es über- oder unterflur.
Vorteile bei der Güllelagerung mit Sammelkanal und Vordergrube

Ein offener Sammelkanal oder eine Vorgrube sind dann angebracht, wenn Gülle aus mehreren Kanälen oder Entmistungsbahnen gesammelt werden muss. Damit die Gülle auch bei unterschiedlicher Zusammensetzung zuverlässig aus Kanälen abfliesst, müssen diese ohne Gefälle ausgeführt und mit einer Staunase versehen sein (mindestens 15 cm). Diese sorgt dafür, dass sich immer Flüssigkeit auf der Kanalsohle befindet und kein Mist antrocknet. Die Kanaltiefe hängt von der Länge ab.
Die Güllelagerung unter dem Stall ist je nach Gelände kostengünstig, da die Wände der Grube gleichzeitig als Fundament für den Stall dienen. Sie ist dann unbedenklich, wenn es keine offenen Verbindungen zwischen Stall und Güllegrube gibt. „Auch bei Umbauten müssen alle Öffnungen zwischen Stall und Güllegrube definitiv verschlossen sein“, betont Burkhalter.