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Pferde

Lästig, giftig, unerwünscht

Prof. Dr. Martin Elsäßer LAZBW Aulendorf
am Dienstag, 29.05.2018 - 14:29

Pferdeweiden sind wegen der starken mechanischen Belastung durch die Hufe und den tiefen Verbiss für viele Unkräuter ein gemachtes Nest. Wichtig ist, Lücken zügig durch Nachsaaten zu schließen und Ruhezeiten einzuhalten.

Grünland in Pferdebetrieben ist nicht generell einem erhöhten Unkrautdruck ausgesetzt. Aber die Besonderheiten fördern häufig den Besatz an unerwünschten Kräutern. Denn es gibt folgende Eigenarten:

  • Pferde selektieren stärker als Rinder. Damit werden gerne gefressene Arten extrem stark verbissen. Andere Arten bleiben unbeschädigt und nehmen zu, z. B. Scharfer Hahnenfuß oder Stumpfblättriger Ampfer.
  • Auf Pferdeweiden kommt es oft zu langen Fress- und viel zu kurzen Ruhezeiten für die Gräser. Der in Folge extrem tiefe Verbiss bewirkt einen schlechten Nachwuchs guter Futterpflanzen, weil deren Speicherorgane weggefressen wurden. Dieser Effekt ist in diesem Frühjahr besonders ausgeprägt, weil wegen der bereits lang andauernden Trockenheit der Nachwuchs nur sehr schleppend erfolgt.
  • Bewegungsfreudige Pferde schaffen Trittverletzungen und offene Stellen an der Grasnarbe, die erneutes Keimen von Unkräutern ermöglichen. Zudem gedeihen nur sehr robuste und trittverträgliche Pflanzen.
  • Grünland für Pferdeheu wird sehr spät geschnitten. Damit haben v. a. samenvermehrende Unkräuter eine gute Chance sich immer wieder zu vermehren, z. B. Scharfer Hahnenfuß.
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Für eine nachhaltige Nutzung und die Gesunderhaltung der Tiere sollte die dichte Grasnarbe aus „guten“ Futtergräsern und -kräutern mit einer gewissen Tritt- und Weidetoleranz bestehen. Auf Weiden sind deshalb Deutsches Weidelgras, Wiesenrispe und Löwenzahn als gute Futterpflanzen wichtig. Auf Schnittflächen werden Wiesenfuchsschwanz, Glatthafer oder Lieschgras gebraucht.

Bei Ampferbefall
nicht mulchen

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Der Erhalt einer dichten Grasnarbe ist die wichtigste Maßnahme, um Unkrautpflanzen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Daher sollten Weiden nachgepflegt werden. Das kann mit einem Mulcher erfolgen. Davon ist abzuraten, wenn Ampfer auf den Flächen steht. Hier würde man eine Samenvermehrung fördern. Ein Mähschnitt nach der Beweidung ist oft die beste Lösung. Ganz wichtig ist das Einhalten von genügend langen Ruhezeiten. Als Faustregel gilt: Vier Wochen im Frühjahr, sechs im Sommer und acht Wochen im Herbst. Zu kurze Ruhezeiten und zu hohe Besatzdichte führen zur Übernutzung guter Futterkräuter und -gräser, welche folglich verdrängt werden. Das fördert die Lücken und Verunkrautung. Im Folgenden werden einige wichtige Unkräuter vorgestellt und deren Bekämpfung erläutert. Bei Einzelpflanzenvorkommen der vorgestellten Pflanzen ist Ausstechen oder Ausreißen zu empfehlen. Die Maßnahmen orientieren sich an den Aussagen bei www.gruenland-online.de. Grundsätzlich ist bei einer mechanischen Bekämpfung der Zeitpunkt zu beachten. Günstig ist es, wenn sich möglichst viele Reservestoffe im oberirdischen Teil der Pflanzen befinden.
  • Die Herbstzeitlose kommt auf wechselfeuchten, nährstoffreichen Lehmböden und auf spät genutzten Heuwiesen vor. Alle Teile der Pflanze enthalten das hochgiftige Alkaloid Colchicin, welches als starkes Zellgift wirkt. Besonders hoch ist die Konzentration in den Samen. Da der Giftstoff bei der Futterkonservierung erhalten bleibt, wird die Herbstzeitlose als eine der gefährlichsten Giftpflanzen im Grünland eingeordnet. Eine Eindämmung kann durch einen Schröpfschnitt (mähen und liegen lassen bzw. mulchen) zum Zeitpunkt der vollen Entwicklung der Herbstzeitlosenblätter im Frühjahr, also lange vor der eigentlichen Heuernte erfolgen. Eine so frühe Nutzung sollte über mindestens drei Jahre hinweg durchgeführt werden. Die Fruchtkapsel sollte beim Schnitt mit erfasst werden. Der optimale Schröpfzeitpunkt kann je nach Standort und Witterung variieren, es ist aber unbedingt darauf zu achten, dass bei einem nachfolgenden Heu- oder Silageschnitt, die abgemulchten Pflanzenteile nicht in das Futter gelangen.
In einem Versuch des LAZBW Aulendorf wurden verschiedene Schnitttermine und Herbizideinsatz (Simplex) zur Herbstzeitlosenbekämpfung verglichen. In den Varianten mit einem frühen Mulchschnitt Ende April/Anfang Mai war der stärkste Rückgang zu beobachten. Deutliche Effekte konnten allerdings erst nach dreijähriger Versuchsdauer beobachtet werden. Herbizide waren relativ wirkungslos und haben den restlichen Bestand stark geschädigt.
  • Der Adlerfarn kommt auf sauren Böden, in Wäldern und auf Grünland, vom Waldrand aus einwandernd, vorzugsweise im Bayerischen Wald vor. Die jungen Adlerfarnwedel sollten zwei- bis dreimal jährlich (erster Schnitt ca. ab Ende Mai) gemäht werden. Auf Weiden kann eine Beweidung mit Rindern zum Quetschen der Rhizome unterstützend wirken. Aufgrund seiner unterirdischen Rhizome ist der Adlerfarn sehr regenerationsfreudig.
  • Allgemein verbreitet und ohne spezifische Standortsansprüche ist das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea). Auf feuchten/nassen Wiesen tritt auch das Wasserkreuzkraut (Senecio aquaticus) sowie auf trockenen mageren Standorten das Raukenblättrige Kreuzkraut (Senecio erucifolius) auf. Die in den Kreuzkräutern enthaltenen Pyrrolizidin-Alkaloide behalten in Heu und Silage ihre Wirksamkeit und gelten für die Nutztiere als sehr gefährlich, da sich die Giftstoffe im Tier akkumulieren, später nicht mehr abbauen und die inneren Organe (v. a. die Leber) schädigen. Besonders auf Weideflächen mit Trittschäden oder sonstigen lückigen Grasnarben kann sich das Jakobskreuzkraut entwickeln. Hier heißt es klar: Wehret den Anfängen! Bei hoher Besatzdichte an Jakobskreuzkraut empfehlen sich zwei Schnitte jeweils zu Beginn der Kreuzkrautblüte (ca. die Hälfte aller Pflanzen haben geöffnete Blüten). Wasserkreuzkraut ist nicht nur auf extensiven Feuchtwiesen, sondern auch auf intensiv genutztem Grünland zu finden. Es ist ebenfalls hoch giftig. Für das Wasserkreuzkraut ist derzeit noch keine nachhaltig wirksame Maßnahme zur Eindämmung bekannt. Hohes Risiko eines Aufkommens besteht auf lückigen Flächen und auf Flächen, die eine Veränderung der Bewirtschaftungsintensität erfahren haben.
  • Die Zypressen-Wolfsmilch kommt auf trockenen, mageren Wiesen und Weiden vor. Sie ist durch tiefes Ausmähen zu Blühbeginn und Düngung zu verdrängen. Alle Pflanzenteile sind aufgrund des enthaltenen Milchsafts giftig.
  • Auf nassen Flächen kann Sumpfschachtelhalm auftreten und – ebenso wie im Adlerfarn – kann das in ihm enthaltene Enzym Thiaminase für Vitamin-B-Mangel beim Pferd sorgen und dadurch die „Taumelkrankheit“ auslösen (Stoffwechselstörungen führen zu Lähmungen und Krämpfen). Er ist durch Entwässerung, starke (Stickstoff-)Düngung zur Förderung der konkurrierenden Gräser und durch Frühschnitt oder Beweidung in hoher Besatzdichte zurückzudrängen.

Schon ab der ersten Pflanze bekämpfen

Bei den oben aufgeführten Arten handelt es sich um absolute Giftpflanzen, die schon ab der ersten Pflanze bekämpft werden sollten. Scharfer Hahnenfuß und Klappertopf sind hingegen nur leicht und ausschließlich im frischen Zustand giftig. Beide sollten vor der Samenbildung geschnitten werden. Auf Weideflächen wird der Scharfe Hahnenfuß von den Tieren normalerweise gemieden. Kalkstickstoff (3 dt/ha) auf den taufeuchten Bestand im Frühjahr kann den Scharfen Hahnenfuß durch Verätzen zurückdrängen. Kalkstickstoff soll beim erneuten Bestoßen der Weideflächen vollständig aufgelöst sein. Der auf trockenen Standorten auftretende Knollige Hahnenfuß hat wie der Scharfe Hahnenfuß einen relativ hohen Gehalt an Protoanemonin. Durch Trocknung verliert dieser Stoff seine Giftwirkung. Im Gegensatz zum Scharfen Hahnenfuß hat der auf frischen, feuchten Grünlandflächen oft nesterweise auftretende Kriechende Hahnenfuß nur einen sehr geringen Protoanemonin-Gehalt und ist daher als mittelwertiges Futterkraut und nicht als Giftpflanze einzuordnen.
Bärenklau und Wiesenkerbel treten auf Weiden selten auf, können jedoch auf stark mit Mist oder Gülle gedüngten Wiesen hohe Anteile einnehmen. Sie lassen sich schnell zurückdrängen, wenn bei veränderter Düngung ein früher Schnitt erfolgt.
Stumpfblättriger Ampfer kann v.a. auf Weideflächen überhandnehmen. Zudem wird die kampfkräftige Pflanze bei tief abgefressenen Weideflächen immer konkurrenzstärker. Ampfer wird von Pferden nie verbissen. Ein langes Verbleiben der Pferde auf den Weideflächen ist daher einer Beseitigung abträglich. Soll Ampfer mechanisch bekämpft werden, gibt es eine ganze Reihe von speziell dafür entwickelten Geräten. Dabei haben weder der Hitzedorn noch das Brenngerät, der Wuzzi oder die Heißwasserlanze oder das Mikrowellengerät bislang überzeugt. Einzig der Ampferstecher ist eine gute, aber schweißtreibende Alternative. Am ehesten lässt sich Ampfer im sogenannten wurzellosen Monat nach Johanni im Juni bekämpfen. Wirkungsvoll sind geeignete Herbizide, wobei sehr genau auf die Anwendungsvorschriften zu achten ist. Zudem muss der Anwender einen Sachkundenachweis haben.
Distelarten kommen in vielfältiger Form und vielen Arten auf Grünland vor. Manche wie die Silberdistel sind streng geschützt, andere wie z. B. die Kohldistel sind Nässezeiger und werden in geringen Anteilen durchaus gefressen. Zudem kommen Disteln (v. a. Kratzdisteln) auf überanstrengten Weiden, an Wegen oder auf Schutt- und Verladeplätzen vor. Generell verhindert die Stacheligkeit den Tierfraß. Deshalb gelten Disteln als Platzräuber und sind von ca. 5 % Mengenanteil an = ca. 2 Pflanzen/m2 zu bekämpfen. Langsam zurückzudrängen durch kräftige Düngung zur Unterdrückung der Keimlinge und jungen Rosettenpflanzen infolge der Stärkung konkurrierender Grasarten, durch Schnitt vor der Samenreife, durch Nachmahd und vor Vegetationsende zur Verhinderung der Fruchtreife und zur Schwächung der Pflanzen. Auf Weiden empfiehlt sich Nachmahd und hoher Viehbesatz reduziert mit starker Trittwirkung die Disteln, allerdings sollten die Grasnarben dabei nicht aufgelockert werden. Möglich ist auch ein Verätzen mit Kalkstickstoff oder/und Kainit.