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Kommentar

Klimaschädliche Milch: Hirschhausen liegt falsch

Josef koch
Josef Koch
am Montag, 22.08.2022 - 11:22

ARD-Moderator sollte ausgewogener berichten und in Sendung Fakten zur Milch richtig darstellen. Ein Kommentar.

Redakteur

Was sich die ARD in ihrer Reihe "Wissen vor acht - Erde" erlaubt, geht wirklich auf keine Kuhhaut. Oder sollte man besser sagen: "So ein Hirsch"(-hausen)?

Zur besten Sendezeit, kurz vor der Tagesschau, berichtet der bekannte ARD-Moderator und Kabarettist Prof. Eckart von Hirschhausen in der Folge vom 17. 8. einseitig, wie klimaschädlich Kuhmilch ist und wie klimafreundlich angeblich Pflanzendrinks sein sollen.

Zum Schluss rät er den Fernsehzuschauern, doch besser „leckere Pflanzendrinks aus Hafer und Erbsen vom Acker“ zu konsumieren statt „klimaschädlicher Milch“. Offenbar will die ARD mit dem eingeblendeten Professortitel von Hirschhausen ihre Seriosität vorgaukeln. Das geht aber mächtig in die Hose.

Auch für Pflanzendrinks sind Pflanzenschutzmittel nötig

So wirft der ARD-Moderator den Kühen vor, klimaschädliches Methan zu produzieren und dass sie im Wesentlichen nur mit Mais und Getreide gefüttert würden, auf die auch noch „umweltschädliche Pestizide“ ausgebracht würden. Hirschhausen und die ARD erwecken mit ihrer einseitigen Darstellung bei vielen Verbrauchern so den Eindruck, die Landwirtschaft wäre allein am Klimawandel und Artensterben schuld.

Dass auch für den Anbau von Hafer, Mandeln oder Soja, als Grundlage für Pflanzendrinks Pflanzenschutzmitteln im Anbau nötig sind, verschweigt Hirschhausen. Von dem enormen Wasserverbrauch von Mandeldrinks mal ganz zu schweigen. Vor allem sollte er als Mediziner schon wissen, dass Pflanzendrinks nicht die Proteinqualität und Gehalt an Mikronährstoffen bieten wie Kuhmilch. Das wirft ihm unter anderem der Ernährungswissenschaftler Dr. Malte Raubach vor.

Methanausstoß in Verhältnis setzen

Zudem setzt die ARD in ihrer sogenannten Wissenssendung den Methanausstoß in kein Verhältnis zu den Gesamtemissionen. Denn dann hätte Hirschhausen einräumen müssen, dass Methan aus der Tierhaltung, das aufgrund eines natürlichen Verdauungsprozesses von Wiederkäuern entsteht, laut DBV-Faktencheck nur mit 2,8 % zum gesamten Treibhausgaseffekt beiträgt. Ein Großteil der Treibhausgas-Emissionen stammt aber aus dem Verkehr oder Energiebereich, wie Daten des Umweltbundesamt zeigen. Die Landwirtschaft insgesamt hat am Gesamtausstoß nur einen geringen, einstelligen Anteil von rund 8 bis 9 %.

Hirschhausen hätte hier den Zuschauern raten müssen, doch besser zu Fuß zu gehen und das Auto stehen zu lassen. Wäre aus medizinischer Sicht zumindest auch ganz gesund.

Milchbauen erhalten auch Kulturlandschaft

Ebenso erwähnt Hirschhausen nicht deutlich, dass deutsche Milch aus der „intensiven Tierhaltung“ mit 1,1 kg CO2-Äquivalenten je Liter Milch deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 2,4 kg CO2-Äquivalenten liegt. In Afrika oder Asien ist der Ausstoß sogar drei bis siebenmal höher als in Deutschland.

Vor allem blendet Hirschhausen aus, dass Milchkühe Gras fressen und somit auch in vielen Mittelgebirgsregionen und im Voralpenland damit die Kulturlandschaft erhalten. Dort ist eben kein Ackerbau möglich, um Pflanzendrinks zu produzieren, Herr Hirschhausen! Oder sollen die Milchbauern in diesen Regionen das Grünland einfach umbrechen? Abgesehen davon, ist dies den Bauern gar nicht erlaubt. Auch das hätte der ARD-Moderator klar in seiner Wissen-Sendung sagen müssen.

Rundfunkgebühren falsch eingesetzt

Von einem Mediziner muss man mehr Objektivität erwarten. Er darf den Argumenten von Umweltorganisationen nicht so einfach auf den Leim gehen.

Und die Öffentlich- Rechtlichen Fernsehsender wie ARD müssen sich, gerade nach dem Skandal um die freigestellte RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, schon die Frage gefallen lassen, ob sie die Rundfunkgebühren für solche einseitigen Sendungen nicht missbrauchen?

So sendete vor kurzem auch das ORF in Österreich falsche Informationen zur Kuhmilch und Klimawirkung.