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Bienenhaltung

Impulse für die Imkerei

Imkerei
Biokreis
am Montag, 30.12.2019 - 11:55

Honigbienen, die in naturnahen Lebensbedingungen gehalten werden, sind sehr robust.

Die natürlichen Lebensbedingungen der Honigbiene verstehen und davon ableiten, wie sie artgerecht und damit nachhaltig gehalten werden kann, diesem Ziel hat sich der Biologe Torsten Schiffer verschrieben. Schiffer erforscht seit Jahren die Honigbiene und wie sie sich im Verlauf von 45 Millionen Jahren Evolutionsgeschichte an ihre Umgebungen angepasst hat. Entgegen der verbreiteten Meinung ist ihm zufolge die Honigbiene in der freien Natur nicht ausgestorben. Es gehe jetzt aber darum, ihr Aussterben auch zu verhindern und sie für ihre ökologischen Aufgaben zu erhalten. Das war sozusagen das Credo seines Vortrages vor gut 100 Imker und Imkerinnen beim Biokreis-Imkertag in Nürnberg.

Bienenzucht hilft mehr den Imkern als den Bienen

Durch das züchterische Bemühen der Menschen seien gerade die Eigenschaften der Honigbienen gestärkt worden, die dem natürlichen Verhalten der Tiere entgegenstehen, sagte Schiffer. So sollen die Bienen aus Sicht der Imkerschaft zum Beispiel möglichst sanft und waben­stet sein und nicht schwärmen. Wenn die Bienenzüchtung ausschließlich in dieser Richtung weiterverfolgt würde, so der Biologe, „dann steuern wir auf das Aussterben der Bienen zu.“

Gut drei Viertel der Anwesenden – das ergab eine Frage ans Publikum – wollen mit der Imkerei den Bienen etwas Gutes tun und die Natur schützen. Die Realität, sagte Schiffer, sei aber leider oft eine andere. Viele Imker sähen sich zu einem Umgang mit den Bienen gezwungen, der eigentlich nicht ihren Vorstellungen entspreche. „Ich will Auswege aus dem Kreislauf der Medikation und der chemischen Behandlung von Bienen aufzeigen“, erklärte Schiffer. Denn Bienen würden aktuell unter Bedingungen gehalten, die Eingriffe des Menschen überhaupt erst nötig machten. Leben Bienen artgerecht, so der Biologe, seien auch Behandlungen überflüssig.

Eine Beute ist anders als eine natürliche Baumhöhle

Vergleiche man die Bedingungen in einer Baumhöhle, der natürlichen Behausung von Bienen, mit denen in einer heutigen Bienenbeute in Kastenform, offenbaren ihm zufolge fatale Defizite. Beuten seien meist schlecht isoliert, oftmals von Schimmel befallen und benötigten einen hohen Energieumsatz, um die nötige Wärme für das Nest zu erzeugen.

Müssen Bienen Beuten mit 100 l Volumen oder mehr über den Winter warmhalten, und ist diese Beute dann auch noch von Schimmel befallen, ist der Verlust an Tieren mit Sicherheit groß. Nicht immer, so Schiffer, sei deshalb die Varroamilbe schuld daran, wenn Völker zugrunde gehen. Oft führten schon die schlechten Lebensbedingungen zu einer starken Schwächung der Völker bis zu ihrem Tod. 

Leben Bienen unter optimalen Bedingungen, dann seien sie in der Lage, durch die Propolisierung des Nestes und durch gegenseitige Körperpflege Parasiten, Keime und sogar die Varroamilbe in Schach zu halten.