
Dass Milchkühe stark unter Hitzestress leiden, ist in den letzten, von heißen Sommern geprägten Jahren sicher den meisten Milchviehhaltern klar geworden. Für Kühe beginnt Hitzestress bereits bei ca. 20 °C und 70 % Luftfeuchtigkeit. In der Folge zeigt sich eine Abnahme der Milchinhaltstoffe, gefolgt von einem Rückgang der Milchleistung und einer einhergehenden Erhöhung der Zellzahl. Auch die Fruchtbarkeit der Tiere macht bei hohen Temperaturen Probleme, und weil die Kühe bei Hitze mehr stehen, um besser Wärme abgeben zu können, kommt es mit ein paar Wochen Verzögerung oft auch noch zu vermehrten Klauenproblemen im Bestand.
Bei den laktierenden Kühen gibt es also leicht und rasch erkennbare wirtschaftliche Einbußen, die einen großen Anreiz bieten, Maßnahmen gegen den Hitzestress im Kuhstall zu ergreifen. Etwas weniger eindeutig ist die Situation im Bereich der Trockensteher und der Kälber. Aber auch wenn man es nicht gleich immer so deutlich sieht, sind die Auswirkungen bei diesen Tieren, die keine direkte Leistung erbringen, nicht weniger gravierend.

Wie auch bei den laktierenden Kühen, sinkt bei den Trockenstehern unter Hitzeeinwirkung die Futteraufnahme. Das kann schlimmstenfalls bereits in der Trächtigkeit zu Stoffwechselstörungen führen, hat aber auch einen Einfluss auf das ungeborenen Kalb. So ist die Funktion der Gebärmutter und damit die Nährstoffversorgung des Kalbes eingeschränkt. Kälber von hitzegestressten Müttern werden daher früher und mit geringerem Gewicht geboren. Auch die Ausbildung des Immunsystems des Kalbes wird beeinträchtigt und die Aufnahme der Immunglobuline aus dem Kolostrum ist schlechter als bei Kälbern von Kühen, die keinem Hitzestress ausgesetzt waren.
Fatale Folgen für das ungeborene Kalb
Die zuvor geschilderten Auswirkungen führen schließlich dazu, dass Kälber von Kühen, die Hitzestress ausgesetzt waren, ein höheres Krankheitsrisiko aufweisen und die Tiere den Bestand häufiger bereits vor der ersten Kalbung verlassen. Kommen sie schon selbst zum Abkalben, so geben sie mindestens in den ersten beiden Laktationen in der Regel weniger Milch.
Nach der Geburt suchen Kälber ab einer Temperatur von etwa 20 °C einen schattigen Platz auf, wenn sie die Wahl haben. Steigen die Temperaturen weiter, verbrauchen sie mehr und mehr zusätzliche Energie, um eine Überhitzung zu vermeiden. Durch Schwitzen und beschleunigte Atmung bis zum regelrechten Hecheln geht außerdem zusätzlich Flüssigkeit verloren, was zur Austrocknung führen kann.
Bei Hitzestress sinkt Futteraufnahme
Im Gegensatz zum erhöhten Energiebedarf bei Kälte kann dieser bei Hitze nicht über die Fütterung ausgeglichen werden, da auch hitzegestresste Kälber, genau wie Kühe, weniger Nahrung aufnehmen. Es kommt daher durch Energiemangel zu einer Beeinträchtigung des Immunsystems mit höherer Krankheitsanfälligkeit, zu verzögertem Wachstum und dadurch zu einem höheren Erstkalbealter.
Werden Kälber in Iglus gehalten, ist die wichtigste Maßnahme, dafür zu sorgen, dass diese vor allem mittags und nachmittags vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind. Ist dies nicht durch natürlichen Schatten möglich, hilft eine temporäre (Sonnensegel) oder permanente Überdachung. Es sollte aber auch die Luftzirkulation um die Iglus ungestört möglich sein, sodass die Platzierung der Iglus im Schatten von Gebäuden nicht unbedingt eine optimale Lösung ist.
Frisches Futter und Wasser besonders wichtig
Möglichkeiten zur Minderung von Hitzestress bei den Kühen können in verschiedenen Bereichen ansetzen:
- dem Management,
- der Züchtung,
- beim Stallbau und
- dem Einsatz technischer Kühlmöglichkeiten.

Auf Seiten des Managements spielt vor allem die Fütterung eine zentrale Rolle. Dabei sollte an warmen Tagen die Grundfuttervorlage mindestens zweimal täglich oder abends in frisch gemischtem Zustand erfolgen. Es empfiehlt sich der Einsatz einer hochqualitativen, schmackhaften Rohfaserquelle um einer einseitigen Kraftfutteraufnahme entgegenzuwirken. Zudem kann ein Einsatz pansengeschützter Fette oder von Lebendhefen hilfreich sein. Außerdem sollte der erhöhte Mineralstoffbedarf berücksichtigt werden.
Neben der Fütterung ist vor allem die Versorgung mit sauberem Trinkwasser in ausreichender Menge entscheidend, da die Tiere an heißen Tagen bis zu 150 l Wasser aufnehmen müssen. Hier kann es hilfreich sein, zusätzliche Tränken zu schaffen.