Die Zahl der Betriebsaufgaben in der Schweinehaltung gleicht einem Dammbruch. Um den verbliebenen Betrieben eine Zukunft in Bayern zu sichern, haben Vertreter der Branche das Projekt Heimatversprechen ins Leben gerufen. Die bayerische Landwirtschaft soll noch mehr in den Vordergrund gerückt werden. Das bayerische Landwirtschaftsministerium fördert das Projekt finanziell. Die komplette bayerische Produktionskette – von der Zucht, Besamung, Mast, Beratung, Landwirtschaft, Vermarktung bis hin zu den Schlachthöfen – soll gebündelt und transparent nach außen dargestellt werden.
Effizienz durch Vernetzung
So kann Mehrwert geschaffen werden, der Win-Win-Situationen mit der Gesellschaft, der Politik, dem Kunden und auch in der Landwirtschaft erzeugen soll. Eine integrative Vertragsproduktion mit dem Landwirt im Mittelpunkt ist laut Ringgemeinschaft Bayern richtungsweisend für die zukünftige Schweineproduktion.
Bei einem Workshop des Projektes „Heimatversprechen“ Mitte Januar in Fürholzen erarbeiteten die Vertreter der heimischen Organisationen in den drei Arbeitsgruppen Produktion, Daten und Vertrag das weitere Vorgehen. Sehr offen sprachen sie dabei darüber, wie Effizienz durch bessere Vernetzung der Organisationen und Landwirte geschaffen werden kann, wie die Produkte aufgewertet und besser vermarktet werden können. Die drei Fachgruppen beschäftigten sich damit, Möglichkeiten für mehr Wertschöpfung, mehr Wertschätzung und mehr Sicherheit zu entwickeln – dabei immer im Fokus der Landwirt selbst.
- Die Arbeitsgruppe Daten hat die Ziele, Daten zu organisieren und Bilaterales zu vernetzen. Nur bei einem durchgängigen System kann man etwas nachweisen bzw. vernetzen.
- Die Arbeitsgruppe Produktion hat die Ziele, Win-Win-Situationen wie z. B. Synergiegewinne zu finden und Vorteile für die Landwirte auszuarbeiten.
- Die Arbeitsgruppe Vertrag soll den Organisationsgrad stärken und Organisationen vernetzen.
„Jetzt geht die Arbeit los“, sagte Stephan Neher, Vorstandsvorsitzender der Ringgemeinschaft Bayern bei der Abschlussbesprechung, und weiter: „Die Frage ist, wie wir jeden einzelnen mitnehmen.“ Martin Heudecker freute sich darüber, dass er nun weiß, wohin er planen kann. Der Projektleiter hatte für das Vorgehen ein bildliches Beispiel: „Für mich ist Heimatversprechen eine Art Puzzle: Da sucht man zuerst die Ecken, dann den Rahmen und dann bestimmte Farben.“ Ziel des Projektes ist es, eine gesamte geschlossene Lieferkette nachweisen zu können – ein Aspekt, der für den LEH und Verbraucher enorm interessant sein dürfte. Ein weiteres Ziel über die kommende Zeit ist es, Trendsetter für zukünftige Anforderungen der Verbraucher an die bayerische Landwirtschaft zu sein.
Schlagende Argumente
Argumente des Projektes Heimatversprechen für den LEH hat Heudecker bereits. Denn mit Heimatversprechen kann der LEH gegenüber seinen Kunden mit Regionalität und Qualität punkten. So wäre beispielsweise die Untersuchung des Futters auf Mykotoxine ein Beitrag zu mehr Tiergesundheit und Tierwohl. Die Vorteile der heimischen Landwirtschaft bei Nachhaltigkeit und Klimaneutralität müssen ausgebaut und am Markt besser dargestellt werden. Sie gehen schließlich weit über kurze Transportwege hinaus. Das Siegel GQ Bayern ist die Grundlage für das Konzept Heimatversprechen. GQ ist nicht nur das einzige Siegel, das eine lizenzierte durchgängige Herkunftskennzeichnung garantiert, sondern es dient auch der Sicherung der regionalen Lebensmittelproduktion und somit der bayerischen Versorgungssicherheit.
Mit einem Anpaarungsprogramm kann man ein Produkt planen, das genau dem entspricht, was der Markt verlangt. Man kann sämtliche Parameter wie beispielsweise Schlachtkörperbeschaffenheit, Tiergesundheitsmerkmale oder Fleischqualität direkt mit einem einfachen Werkzeug beeinflussen. Dadurch kann man vom LEH gewünschte Eigenschaften schnell und einfach umsetzen. So kann ein unmittelbarer Vorteil für den Kunden, die Verarbeiter und Vermarkter entstehen.
Für den Markt erzeugen
Auch die Landwirte können von dieser beispielhaften kleinen Maßnahme stark profitieren, da sie gezielter produzieren und sich in den einzelnen Erzeugungsstufen (Ferkelerzeugung und Mast) gegenseitig ergänzen. Der Mäster erhält ein Tier, das den Anforderungen seines Kunden entspricht und der Ferkelerzeuger stärkt seine Position in der Erzeugungskette, seine Rolle wird besser sichtbar.
Künftig will man sich drei- bis viermal jährlich in einer großen Branchenzusammenkunft treffen, um sich über den aktuellen Stand auszutauschen und um das weitere Vorgehen auszuarbeiten. Denn bei der Vernetzung der Erzeugung gibt es noch viel zu tun, Wissenstransfer und Schulungen müssen organisiert werden. Es muss die Lieferfähigkeit von GQB gesichert sein und es gilt die Gesellschaftstrends einzufangen. Beschlossenen Maßnahmen müssen in die Praxis umgesetzt werden.
Der verstärkt regionale Verkauf soll zu stabileren Preisen führen. Ein Ansatz dabei ist es, den Ferkelpreis in Abhängigkeit vom Mastschweinepreis festzulegen. Das Projekt Heimatversprechen soll auch die Effizienz und die Sicherheit in der Produktion steigern und den Arbeitsaufwand senken. Die Vernetzung steigert und beschleunigt den Informationsfluss und bietet Optionen bei der Preisgestaltung.
Ein starkes Angebot
Jeder Einzelne soll im Netzwerk einer starken Gemeinschaft profitieren können. Die Zeit ist reif für Veränderung aus der Branche heraus. „Das Projekt ist am Puls der Zeit und aktueller denn je“, betont Neher.
Heudecker ergänzt: „Es ist eine großartige Chance für die bayerische Schweinehaltung. Alle Stufen der Erzeugung ziehen in die gleiche Richtung und wollen zusammenarbeiten. Wann hat es das zuletzt gegeben? Alle wollen gemeinsam eine Zukunft für die Betriebe gestalten. Die Organisationen arbeiten für die Landwirte. Wir benötigen das Vertrauen in den Vorteil der Gemeinschaft. Heimatversprechen ist ein starkes Angebot.“
Dass Heimatversprechen hinsichtlich der Regionalität im Trend liegt, zeigen nicht nur Umfragen, auch die Politik setzt auf heimische Produktion. Das machten Ministerpräsident Markus Söder und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber beim Besuch bei Ferkelerzeuger Johannes Schal klar. Das Projekt Heimatversprechen zielt genau darauf ab. Die starke Gemeinschaft will die Akteure der Produktion vereinen, den Kunden einen Mehrwert anbieten und das bayerische Schweinefleisch wieder positiv positionieren – für alle ein Gewinn.
Regionale Vermarktung ist gewünscht
Die Initiatoren des Projektes Heimatversprechen hatten die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf gebeten, die Situation der bayerischen Schweinehaltung zu erheben und die Wünsche der Betriebe abzufragen. 285 Landwirte beantworteten in den ersten beiden Dezemberwochen online entsprechende Fragen. Die meisten Antworten kamen aus Landshut mit 10,2 % und Passau mit 9,41 %. Die anderen Teilnehmer waren über ganz Bayern verteilt. 68 % der Betriebe sind in Haltungsform 1 und 26 % in Haltungsform 2 eingestuft. Eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen Betrieben können sich 40 % vorstellen, mehr regionale Vermarktungsstrukturen durch Erzeugergemeinschaften wünschen sich 75 %. Auf die Frage, ob eine stärkere Aufklärung Verbraucher dazu anregen würde, mehr regionale Produkte zu beziehen antworteten 63 % mit Ja. Ihre Bereitschaft solche Initiativen mit Interviews, Dokureihen o. ä. zu unterstützen erklärten 77 %. Dass ein Ferkelpreis in Abhängigkeit vom Mastschweinepreis sinnvoll ist, meinen 60 % der Befragten. Auf die Frage, wie die Bereitschaft ist, sich vertraglich für den Aufbau einer starken Gemeinschaft zu binden antworteten 8,75 % „sehr hoch“, 51,67 % „hoch“, 33,75 % „gering“ und 5,83 % „gar nicht“.