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Pferdesport vom Feinsten

Haflinger überzeugen bei Bundeschampionat für Fahr- und Reitpferde

Noak B (v. Nanouk/Novill, Z. u. B.: Steffi und Frank Bleicher, Wieseth) wurde von Kathrin Karosser professionell vorgestellt.
Peter Tendler, Andrea Tölle
am Montag, 18.09.2023 - 13:30

Bei den Bundeschampionaten in Moritzburg zeigten sich Haflinger wieder als gute Sportler. Das ist ebenso erfreulich, wie, dass viele Schärpentiere aus Bayern stammen.

Die Bayern waren heuer wieder sehr erfolgreich bei den Bundeschampionaten in Moritzburg. Nach ihrem Sieg mit DSP Daria OT (v. Armani Ass/Sacre Coeur) in der Einlaufprüfung zum Fahrponychampionat der vier- und fünfjährigen Fahrponys, einer Prüfung der Kl. A eröffnete Kathrin Karosser vom Brainpoldhof, Bad Feilnbach, den Championatsreigen. Die beiden gewannen auch die Finalprüfung. Maike Haunschild, die Lebensgefährtin von Züchter und Besitzer Tobias Obermeier, meinte: „Daria hat bisher alles gewonnen, was man als Vierjährige gewinnen kann. Sie ist wahnsinnig leistungsbereit. Auch der Fremdfahrer Christian Koller war von unserer Stute beeindruckt und hatte ihr eine 9,8 gegeben.“ Karosser ergänzte: „Die 10 hat er nicht vergeben, weil sie ein bisschen spritziger sein hätte können. Aber bei den Temperaturen und als einzige Vierjährige im Feld kann man ihr das Nachsehen.“

Erstmals Tierschutzpreis bei Bundeschampionat vergeben

Bisher alles gewonnen, was man gewinnen kann: Daria OT (v. Armani Ass/Sacre Coeur) an den Leinen von Kathrin Karosser. Mit im Bild ihr zurecht stolzer Züchter und Besitzer Tobi Obermeier.

Auf das Siegerkonto der vierjährigen Edelbluthaflingerstute gehen der Sieg bei der Landesschau und beim Blauen Band 2022, der Sieg bei der Leistungsprüfung sowie Siege in Reitpferdeprüfungen. Nun geht es für Daria in den Urlaub und nächstes Jahr wird sie – wenn alles gut läuft – ein Fohlen von Noak B bei Fuß haben.

Karosser erhielt mit Daria außerdem den Tierschutzpreis, der heuer erstmals verliehen wurde. Er ist eine Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Der Tierschutzpreis wird in den finalen Fahrprüfungen vergeben, wozu eine unabhängige Expertenjury die Fahrer im Umgang auf dem Abfahrplatz beobachtet. Ziel es – stellvertretend für die vielen vorbildlich mit dem Partner Pferd interagierenden Fahrer, Pfleger, Besitzer und Züchter – Preisträger zu identifizieren, die durch eine besonders pferdefreundliche Fahrweise und einen bemerkenswert pferdegerechten Umgang beeindrucken und somit als Vorbilder für den Sport agieren. Die Preisträger wurden von einem vom der Richterjury unabhängigen Gremium ohne Kenntnis der Platzierungen ermittelt.

Auch der zweite Rang ging nach Bayern: Ludwig Weinmayr, der ebenfalls für die Pferdefreunde Leitzachtal startet, hatte hier den gekörten Haflingerhengst Arkenstein (v. Amore Mio/Noville M, Z.: Johann Sigl, B.: Manfred Stengel-Sloan) an den Leinen. Weinmayr ist im Fahrsport bekannt: er war zweimal Deutscher Meister, 23 Jahre im Championatskader der deutschen Vierspänner und hat auf vielen Welt- und Europameisterschaften sowie den World Equestrian Games teilgenommen. „Arkenstein war zur Grundausbildung bei uns und ich meinte, dass er ein besonderes Pferd ist“, berichtet Weinmayr. Das hat sich bestätigt: Heuer war er vier Wochen zur Vorbereitung auf die Internationalen Championate in Gunzenhausen im Stall des erfolgreichen Fahrers. Nachdem der Hengst im August die Bundesprämie erhalten hatte (Wochenblatt 35/2023) kam er nochmal zu Weinmayr. 

Siegerhengst mit großem Herz und sehr gutem Charakter

Mit acht Tagen war die Vorbereitung auf die Championate in Moritzburg knapp, dass der Hengst trotzdem so gut abschnitt, lag an seinem Charakter, den auch Weinmayr lobt: „Arkenstein ist ein Pferd mit einem großen Herzen, sehr taktsicher und mit einem sehr guten Charakter.“ Diesen guten Charakter zeigt der Siegerhengst der HLP in Warendorf 2022 (Wertnote 8,39 und keine Einzelnote unter 8) auch unter seiner Besitzerin, mit der er als Para-Dressurpferd unterwegs ist.

Den bayerischen Reigen vervollständigt Wolfgang Scholz mit den Deutschen Reitponys Eckholts Dott Com auf Platz 5 und Camp WS Platz 6.

Pony erwischt keine optimale Geländerunde

Auch bei den sechs- und siebenjährigen Ponys sah es nach dem Sieg in der Einlaufprüfung und dem Dressurteil aus, als könnte Kathrin Karosser den Titel holen. „Die Einlaufprüfung und das Finale Teil A gewann Noak B mit deutlichem Abstand. Er wurde von Kathrin professionell und auf den Punkt gebracht vorgestellt“, meinte Züchterin und Besitzerin Steffi Bleicher, Wieseth, die mit ihrer Familie vor Ort war. „Leider haben Noak und ich keine optimale Runde im Gelände erwischt. Er war vermutlich erst einmal zu sehr beeindruckt von allem, was dort so rum stand – viel Erfahrung in Geländeprüfungen hat er bisher auch noch nicht. Die zweite Hälfte war sehr gut, aber in der ersten Hälfte haben wir es einfach nicht geschafft so harmonisch und an der Schnur gezogen abzuliefern, wie es gewünscht war“, schildert Karosser.

So kam die Fahrerin mit dem sechsjährigen Bundesprämienhengst (v. Nanouk/Novill) auf Platz zwei. „Noak hat sich in Moritzburg super präsentiert und zwei sensationelle Dressurrunden hingelegt. Dass es am Ende um 0,06 Punkte gefehlt hat, war halt auch ein bisschen Pech“, meint seine Fahrerin. Steffi und Frank Bleicher, Wieseth, fanden die Veranstaltung dennoch sehr gelungen. „Wir werden natürlich viel dransetzen, auch im kommenden Jahr einen Haflinger in Moritzburg am Start zu haben und gerne wieder an den Leinen von Kathrin“, meinte Steffi Bleicher. Noak genießt jetzt erst mal den Spätsommer auf der Koppel und wird mit lockerem Training beschäftigt. Steffi und Frank Bleicher kümmern sich jetzt darum, aus den Jungpferdeherden auf ihrem Aufzuchtbetrieb eventuelle Körkanditaten und Jungstuten für die Stutbuchaufnahme auszuwählen.

Haflinger aus Bayern auf Rang drei

Auf Platz drei kam wieder ein in Bayern gezogener Haflinger: der siebenjährige Bugatti (v. Belissimo W-Q/Stainz, Z.: Stefanie Obermeier, Leutershausen), der mittlerweile der Sächsischen Gestütsverwaltung Moritzburg gehört und von Dirk Hofmann gefahren wurde. Bugatti hatte erst kürzlich die Bundesprämie erhalten (Wochenblatt 35/2023).

Gewonnen hat hier das Deutsche Reitpony Dominik L (v. David L) gefahren von Fabian Gänshirt, Friesenheim, der ebenfalls mit dem BMEL-Tierschutzpreis ausgezeichnet wurde.

Pferd überzeugt mit Coolness, Schritt und Trab

Madiva SCH (v. Sonnenkönig-Gold/Nakuri, Z. u. B.: Johann Schmid) gewann unter Angela Barcetta die Edelbluthaflinger-Trophy.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch die Edelbluthaflinger-Trophy, eine Reitpferdeprüfung, ausgetragen. Bei den vierjährigen siegte Madiva SCH (v. Sonnenkönig-Gold/Nakuri) unter Angela Barcetta. Madiva SCH war seinerzeit Siegerfohlen im fränkischen Fohlenchampionat mit der höchsten Gesamtnote des ganzen Jahrgangs. Außerdem hatte sie ihre Leistungsprüfung als Siegerin bei den Edelbluthaflingerstuten abgeschlossen. Madiva SCH hat bereits Platzierungen in Reitpferde- und Dressurpferdeprüfungen der Klasse A. „Zu ihren Stärken gehört ihre Coolness, ihr Schritt und ihr Trab. Nächstes Jahr soll sie erstmal weiter im Sport laufen und dann wird man weitersehen“, berichtet Züchter Johann Schmid, Kirchthumbach. Mutter von Madiva ist die Elitestute Meg Ryan SCH (v. Nakuri), die auch Mutter der gekörten Vollbrüder Andoro SCH und Amino Ass ist, die beide Armani Ass zum Vater haben. Auch ist sie die Mutter der beiden Siegerstutfohlen der letzten beiden fränkischen Fohlenchampionate Marie-Luise SCH (v. Starino) und Möchte Gern SCH (v. Barios) und natürlich von Novelis SCH (v. Noventis), der Ende August am hessischen Haflingerturnier die Trophy der Klasse L gewonnen hat.

Auf den zweiten Platz kam Pauline (v. Armani Ass/Amor, Z. u. B.: Kathrin Häringer, Huglfing) unter Kathrin Karosser. „Der Vizetitel ist für uns insofern bemerkenswert, da es Paulines erstes Turnier war und sie seit der Leistungsprüfung im Juni 2022 nicht mehr geritten wurde. Trotzdem hat sie mit nur fünf Wochen Vorbereitung eine tolle Leistung gebracht“, berichtete ihre Reiterin.
Bronze ging an Bella Ciao B (v. Never Say Never B/Wildprinz, Z. u. B.: Endy Bonitz) unter Marie-Luise Popp.

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