Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Tierfütterung

Getreideeinheiten nicht mit Getreide verwechseln

Ferkelfutter
Thumbnail
Redaktion Wochenblatt
am Dienstag, 21.03.2023 - 15:40

Wenn 60 % der Getreideeinheiten als Tierfutter verwendet werden, heißt das nicht, dass diese Menge auch für den Menschen geeignet wäre.

Die anteilige Verfütterung von Getreide wird durch Umrechnen der verschiedenen Getreidearten auf eine einheitliche Bezuggröße, den Getreideeinheiten berechnet. Maßgeblich ist der Energiegehalt. Als Bezugsgröße dient das Energielieferungsvermögen von Futtergerste. Aus der jährlichen deutschen Getreideernte werden rund 60 % der hieraus errechneten Getreideeinheiten als Futter von Rindern, Schweinen, Geflügel, Schafen und Ziegen eingesetzt. Daraus leiten Kritiker häufig ab, dass diese Menge ebenso gut der menschlichen Ernährung zugeführt werden könnte.

Getreide erfüllt häufig nicht die für Brotgetreide gestellten Ansprüche

Als Gründe, die dafür sorgen, dass Getreidekontingente nicht dem menschlichen Verzehr zugeführt werden, nennt der Bundesverband Rind und Schwein:

  • Aufgrund seiner hohen Boden- und Nährstoffansprüche kann Brotgetreide nicht auf jedem Standort angebaut werden. Beim Anbau auf weniger ertragreichen Böden wären keine ausreichenden Erträge und Qualitäten zu erwarten, hier bliebe vermutlich nur die Vermarktung als Futtergetreide. Je nach Standort ist es daher mitunter sinnvoller, direkt Futtergetreidesorten anzubauen.
  • Weiterhin können Wettereinflüsse und Faktoren der Bestandsführung zu unerwarteten Qualitätseinbußen beim Brotgetreide führen. In diesen Fällen werden die Ernten nicht mehr von Müllereien oder Bäckereien abgenommen.
  • Weizenchargen mit einem geringeren Proteingehalt als 12 Prozent können i.d.R. entweder nur mit Abschlägen verkauft und mit besseren Qualitäten für die Brotherstellung aufgemischt werden oder sie werden als Futterweizen eingestuft und geringer vergütet.
  • Um einen größeren Anteil der deutschen Getreideernte für Brot und Backwaren einsetzen zu können, müsste eine Anpassung der Qualitätsansprüche für Backweizen geprüft werden. Hier spielen also auch politische Rahmenbedingungen und die Erwartungen der Verbraucher eine Rolle.

Fruchtfolgen müssen eingehalten werden

Futtermittel

Doch auch auf idealen Standorten kann nicht in jedem Jahr Brotweizen angebaut werden. Monokulturen sind in Deutschland nicht zulässig - der Wechsel der Kulturen und Anbau von Zwischenfürchten trägt zur Gesunderhaltung des Bodens bei. Die Fruchtfolgen enthalten nach Weizen häufig Gerste oder Roggen, die als Futtergetreide Verwendung finden.

Bei der Wahl der Ackerfrucht spielen für den Landwirt neben den Standortgegebenheiten auch Absatzchancen und Wirtschaftlichkeit eine Rolle. Opportunitätskostenkalkulationen können hilfreich sein, um die Vorzüglichkeit der heimischen Erzeugung tierischer Produkte oder von Getreide für den Export abzuwägen.

Aus den oben genannten Gründen fallen jedes Jahr größere Mengen Getreide an, die nicht in der Brot- und Backwarenherstellung genutzt werden können. Als Viehfutter tragen sie zu einer sinnvollen Ressourcenverwertung bei. Nutztiere erzeugen hieraus hochwertige und proteinreiche Lebensmittel.