„Pflanzen direkt zu verzehren und auf eine tierische Veredelung zu verzichten erlaubt mehr Menschen mit einem geringeren Flächenanspruch zu ernähren“, lautet das Credo des Fleischverzichts. Diese Aussage ist für sich betrachtet zunächst einmal überzeugend und betrachtet man beispielweise nur die Kette vom Getreide über das Mehl zum Brot, stimmt das auch. Es gibt dennoch das berühmte „Aber“.
Getreide und Kartoffeln kosten dem Boden Kraft

Würden die Landwirte nur noch für die menschliche Ernährung verwertbare Pflanzen anbauen, wie Getreide, Kartoffeln oder Mais, würde das in kurzer Zeit zu einer Degradation unserer Böden führen. All diese Kulturpflanzen sind nämlich Stickstoff- und Humuszehrer.
Den Verbrauch an Nährstoffen und Humus müssen die Flächenbewirtschafter ausgleichen. Im konventionellen Landbau kann der Nährstoffausgleich über Mineraldünger erfolgen. Beim Humus sieht es etwas anders aus. Er wird über organischen Dünger oder über den Anbau von humusmehrenden Pflanzen stabilisiert. Besondere Meriten hat sich in diesem Bereich der Biolandbau verdient. Kernelement ist der überjährige Anbau von Kleegras, Luzerne oder anderen Leguminosen. Selbst viehloswirtschaftende Betriebe sind darauf angewiesen. In diesem Fall erfolgt dann die Einarbeitung in den Boden.
Feldfutterbau ist Frischzellenkur
In Biobetrieben liegt der Anteil von Kleegras oder überjährigen Leguminosen in der Fruchtfolge bei mindestens 20 %. Bei Milchviehbetrieben kann er auf ein Drittel ansteigen. Sofern konventionelle Betriebe hohen Wert auf Humuserhalt oder Humussaufbau legen, sind auch dort ähnliche Fruchtfolgeanteile anzutreffen. Das heißt:
- Für den Humuserhalt ist auch auf Äckern der Anbau von Pflanzen nötig, die für den menschlichen Verzehr ungeeignet sind und sich nur über den Rindermagen zu Lebensmitteln veredeln lassen.
- Die Verwertung des Aufwuchses liefert dem Menschen hochwertige Lebensmittel.
- Das Thema Humusaufbau wird durch den Klimawandel weiter an Bedeutung gewinnen. Zum einen führen Trockenheit und steigende Temperaturen zu höheren Abbauraten, zum anderen verbessert Humus den Wasserhaushalt und kann dadurch zur Erntesicherung beitragen. Damit werden Fruchtfolgen mit einem hohen Anteil an Feldfutterbau gewinnen.
Was das in Zahlen heißt

Deutschland verfügt über rund 16,6 Mio. ha landwirtschaftlich genutzte Fläche. Laut der Haupterhebung zu den landwirtschaftlichen Bodennutzungsarten (Destatis, 2022) sind das 11,7 ha Mio. Acker und 4,7 Mio. ha Grünland. Der kleine Rest entfällt auf Dauer- und Sonderkulturen.
Feldgras und Leguminosen zur Ganzpflanzenernte nehmen rund 0,7 Mio. ha der Ackerfläche ein. Für eine nachthaltige Humusstabilisierung müsste der Anteil sich in etwa verdoppeln. In der Summe resultieren daraus rund 6,1 Mio. ha (4,7 Mio. ha Grünland und 1,4 Mio. ha Feldfutter), die unter der Berücksichtigung der Bodengesundheit mit Humusmehrern bewachsen sollten. Diese Feldfutterpflanzen können ausschließlich über Wiederkäuer zur Nahrungsfunktion genutzt werden. Damit gilt:
- Mit Grünland sind rund 29 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche Deutschlands ausschließlich über den Wiederkäuermagen in Lebensmittel zu verwandeln.
- Für den Erhalt der Bodengesundheit und des Humus macht es Sinn, 20 % der Ackerfläche mit Kleegras oder Futterleguminosen (überjährig) zu bestellen.
- Auf die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche bezogen heißt das, dass ein Flächenanteil von 37 % nur über den Wiederkäuer zu verwerten ist, wenn in einer ganzheitlichen Denkweise auch der Bodenerhalt zum Ansatz kommt.
- Diese 37 % stehen nicht in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung. Im Gegenteil, bei einem Verzicht auf Tierhaltung würde ein wichtige Ernährungssäule verlorgen gehen.
- Der Flächenanteil an Grünland und Feldfutter hat einen ökologisch hohen Wert und hilft der Bodendegradation entgegenzuwirken