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Fleckvieh

Fleckvieh: Zuchtwerte neu sortiert

Fleckvieh
LfL Tierzucht, Grub
am Donnerstag, 15.04.2021 - 15:51

Die neue Berechnung der Zuchtwerte bringt bei der Schätzung im April in den Bestenlisten beim Fleckvieh einiges durcheinander und gleichzeitig eine noch nie dagewesene Welle an Neulingen mit sich. Das Gute: Die Sicherheiten steigen an.

MR_Vollendet_Fleckviehbulle-April-2021

Die Einführung des neuen Verfahrens Single-Step bedeutet einen weiteren Meilenstein in der Rinderzucht. Durch Nutzung der vielen Daten aus den bisherigen, genomischen Analysen, tausender typisierter Tiere, kann nun die Ernte eingefahren werden. Für die Bullen ergeben sich neue und genauere Erkenntnisse, welche sich in der Top-Liste niederschlagen. Auch die Neueinsteiger wirbeln die Reihenfolge ziemlich durcheinander. Denn dass unter den Top30 vierzehn neue Namen erscheinen, ist bis dato einmalig.

 

Raldi-Sohn Vollendet als bester Newcomer

Mit einem gewaltigen Sprung von +9 Punkten im Gesamtzuchtwert (GZW) erscheint der Raldi-Sohn Vollendet als bester Newcomer gleich auf dem Spitzenplatz. Bereits im Vorfeld zeichneten sich sehr gute Töchterergebnisse ab, in Bayern wie in Österreich. Es liegen jetzt 180 Leistungsergebnisse sowie 118 Exterieurergebnisse vor und er produziert mittelrahmige, elegante Kühe mit trockenen Fundamenten und hochsitzenden Eutern mit idealer Strichplatzierung. Wegen des schwächeren Fleischwertes und der geringeren Bemuskelung sollte er nicht auf umsatzbetonte Kühe angepaart werden.

Dass Hokuspokus auf Platz drei steht, ist sicher kein Hexenwerk. Gute Probemelkergebnisse stimmen auch weiterhin hoffnungsvoll. Im Milchfluss überragt er deutlich seinen Vater Hurly. Neben den guten Fleisch- und Fitnesswerten rundet ein tadelloses Exterieur sein herausragendes Vererbungsbild ab. Über Mint wird der eher leichtere Kuhtyp erwartet. Gleiches gilt auch für seinen Sohn Minor, der allerdings auch die gute Fundamentvererbung seines Vaters fortsetzt. Schwächen in der Melkbarkeit stehen aber die sehr gesunden Euter gegenüber.
Windspiel profitiert aufgrund starker Fitness. Der Wertvoll-Sohn vererbt enorme Bemuskelung, ohne dass die Milchleistung zurücksteht. Ein Glanzpunkt in seinem Prüfbericht sind die lang angesetzten und gut aufgehängten Euter. Ein Hinweis erfolgt auf die kürzeren Striche.
Ein „Leckerbissen“ in Sachen Linienvielfalt ist Himmlisch. Denn aus dem Urvater Horwart ist so gut wie kein anderer Nachkomme mehr vorhanden. Seine extrem gute Fundament- und Eutervererbung unterstützt die Nutzungsdauer.
Zazu (V: Zepter), vor gut drei Jahren noch Listenführer bei den Genomischen Jungvererbern (GJV), kommt mit hohem Fleischwert und eher unscheinbarem Exterieurergebnis aus der Prüfung. Söhne von Herzschlag werden in den nächsten Monaten erwartet. Helsinki schafft es bereits in die Topliste und kann die Eutervererbung seines Vaters fortsetzen.

Starke Mahango-Söhne

Bereits im Dezember hieß es für die ersten Manhango-Pp*-Söhne „Farbe bekennen“. Gleich drei schaffen auf Anhieb den Sprung in die Topliste. Mega PP* vererbt viel Rahmen und positive Inhaltsstoffe. Seine Anpaarung empfiehlt sich auf exterieurstarke Kühe. Musoma P*S ist der Bruder von Reumut mütterlicherseits und verspricht ebenfalls viel Kaliber. Im Gegensatz zu seiner väterlichen Verwandtschaft zeigt sein Prüfbericht eine gute Strichplatzierung. Euterboden und Zentralband können ebenfalls gut gefallen. Meerhof Pp* vertritt die Doppelnutzung, was man seinen Töchtern ansieht. Auf Zentralband und vordere Strichplatzierung sollte bei der Anpaarung geachtet werden.
Die Ausbeute von Manton-Söhnen war eher bescheiden. Mares ist sein Enkel und kann über Manor seinem Großvater wieder zur Ehre verhelfen. Mit einem MW von +1225 ragt er im Leistungsbereich heraus. Die Inhaltsstoffe sind allerdings negativ.
Sisyphus konnte von der Umstellung der ZWS nicht profitieren. Er verliert vor allem durch die Zweitlaktationen seiner Töchter bei Fruchtbarkeit und Nutzungsdauer. Der MW von Veltliner, dem die guten Drittlaktationen helfen, steigt um fünf Punkte.

Karten neu gemischt

Die weitaus größeren Veränderungen bewirkt die neue Zuchtmethode bei den GJV. In Abhängigkeit der Daten kann es durch den Infozuwachs bei einzelnen Bullen zu einer deutlichen Neueinschätzung kommen. Das beste Beispiel dafür ist Hamlet Pp*, der im Dezember noch auf Rang 100 stand. Sein Mich-kg-Zuchtwert ist überragend, sein GZW steigt um satte16 Punkte. Immunity P*S verspricht neben hoher Milchmenge gute Inhaltsstoffe. Hier folgt er seinem Vater Irregut P*S. Sehrcool stammt aus einer bewährten Kuhlinie und sollte auf substanzvolle Kühe angepaart werden. Waban-Enkel Warlock übertrifft in der Fundamentqualität seinen Großvater bei Weitem. Wonderland ist der Beste von bereits 13 eingestellten Weitblick-Söhnen mit unverändertem GZW und eignet sich für Jungrinder. Winehouse verspricht viel Milchleistung und geht auf den bekannten Wobbler zurück. Aufgrund der vielen Newcomer und im Bewusstsein, dass die ZWS noch zuverlässiger geworden ist, kann man also optimistisch in den Frühling starten. Bernhard Luntz