Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine oder der Coronapandemie, steigende Preise für Futter und Energie, die Folgen des Klimawandels, die Afrikanische Schweinepest oder politische Forderungen zur Reduktion des Einsatzes von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln – die Liste der Herausforderungen, vor denen die Landwirte derzeit stehen, ist lang.
Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) sieht unter diesen Voraussetzungen einen besonders großen Bedarf an Lösungsansätzen, um die Betriebe an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Dazu soll die EuroTier vom 15. bis 18. November auf dem Messegelände Hannover ihre Pforten öffnen. Laut DLG werden rund 1700 Aussteller aus 55 Ländern auf circa 250 000 m2 Hallenfläche Innovationen und Trends für die moderne Tierhaltung präsentieren.
Landwirte wollen ihre Betriebe voranbringen

„Die Landwirte empfinden ihre Unternehmen unter enorm hohem Druck, aber was Mut und Hoffnung macht, ist, dass sie nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern entschlossen sind, ihre Betriebe voranzubringen, die Effizienz zu steigern und in die Zukunft investieren“, betonte DLG-Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Hövelmann bei der Vorpressekonferenz zur EuroTier in Göttingen.
Mehr als drei Viertel der Landwirte weltweit und fast zwei Drittel der deutschen Landwirte seien bereit, im kommenden Jahr zu investieren. Das habe eine Umfrage der DLG im Juli unter 2000 Betrieben weltweit ergeben.
Sauenhalter sind skeptisch
Sauenhalter, besonders in Deutschland, bewerten demnach aber ihre wirtschaftliche Situation und ihre Zukunftsperspektiven derzeit besonders schlecht. Milcherzeuger würden ihre Lage positiver einschätzen, wobei generell Betriebe im Ausland einen positiveren Blick auf die aktuelle und zukünftige Situation sowie eine höhere Investitionsbereitschaft hätten.
Die gestiegenen Einkaufspreise für Betriebsmittel und Energie machen der Umfrage zufolge allen Betrieben zu schaffen, wobei die Tierhalter besonders unter den steigenden Futtermittelpreisen leiden. Während für die Bereiche Ackerbau und Energieerzeugung laut Hövelmann nur eine geringe Bereitschaft zu Neuinvestitionen angegeben wurde, sei diesbezüglich in der Tierhaltung eine höhere Bereitschaft spürbar. Gefragt seien wegen des Fachkräftemangels generell arbeitssparende Investitionen. Schweinehalter würden sich, wenn sie über Investitionen nachdenken, am ehesten mit neuen Haltungskonzepten auseinandersetzen, während in der Milchviehhaltung der Trend zu Automatisierung und Digitalisierung spürbar sei.
Die DLG rechnet mit einem hohen Besucherinteresse, betonte EuroTier-Projektleiterin Ines Rathke. Einer Umfrage im Juni 2022 zufolge seien sich 62 Prozent der befragten Landwirte aus dem In- und Ausland bereits sicher, dass sie die EuroTier besuchen werden.
Das Leitthema der diesjährigen EuroTier, „Transforming Animal Farming“, stellt die sich in Bewegung befindlichen Produktions- und Wertschöpfungsketten in den Mittelpunkt. Wie in den vergangenen Jahren unterteilt sich das Fachprogramm in die Themenfelder Rind, Schwein, Geflügel und Aquakultur. Dazu kommen erstmals die Themen Direktvermarktung und „Feed for future“.
Im Fokus: Dezentrale Energieversorgung
Mit dem Krieg in der Ukraine rückt das Thema Energieversorgung und die Nachfrage nach dezentralen, nicht fossilen Energieträgern in diesem Jahr besonders stark ins Zentrum des Interesses – nicht nur für landwirtschaftliche Betriebe. Daran knüpft die EnergyDecentral als internationale Fachmesse für innovative Energieversorgung an, die parallel zur EuroTier auf dem Messegelände Hannover stattfindet.
Laut DLG werden 220 Aussteller die gesamte Wertschöpfungskette einer nachhaltigen und unabhängigen Energieproduktion abbilden. Mit den Schwerpunkten Biogas, Festbrennstoffe, Photovoltaik, Windkraft, BHKW-Technologie und „Power to gas“-Lösungen soll die Messe Praxislösungen zeigen, wie sich der Energiewandel mit dezentralen Energiequellen gestalten lässt.