Bei den Neuheiten zur EuroTier setzt man vor allem auf die Weiterentwicklung von bestimmten Produkten. Die Innovationsfreude ist ungebremst. Dabei haben die Hersteller das Tierwohl und das Betriebsmanagement im Auge.
Die EuroTier stellt den weltweit größten Neuheitenmarkt in den Bereichen Verfahrenstechnik, Betriebsmittel, Management und Software, Stalleinrichtungen sowie Stall- und Hallenbau für die gesamte professionelle Tierhaltung dar. „Weiterentwicklung bekannter Produkte – das ist das Motto der diesjährigen EuroTier“, betont Prof. Dr. Eberhard Hartung, Vorsitzender der EuroTier-Neuheitenkommission. Wie gewohnt hat die EuroTier wieder viele Anmeldungen für Neuheiten zu vermelden. Für die Auswahl der prämierten Neuheiten sind die Bedeutung für die Praxis, die Tiergerechtheit, die Auswirkungen auf die Betriebs- und Arbeitswirtschaft, die Umwelt und die Energiesituation entscheidend. Eventuelle Auswirkungen auf eine Arbeitserleichterung und auf die Arbeitssicherheit werden ebenfalls mit in Betracht gezogen.
Zur EuroTier 2018 wurden nahezu 300 Anmeldungen für Neuheiten verzeichnet. „Davon wurden nur rund 250 Anmeldungen zugelassen, weil die anderen die Anforderungen nicht erfüllt haben“, fügt Hartung hinzu. Neben den prämierten Neuheiten in Form einer Gold- oder Silbermedaille werden in das Neuheitenmagazin 2018 auch Produkte aufgenommen, die im Markt bekannt, aber für das jeweilige Unternehmen neu sind. Die auf der EuroTier mit einer Gold- oder Silbermedaille prämierten Produkte wurden bisher noch auf keiner anderen Messe präsentiert. „Die mit einer Gold- oder Silbermedaille ausgezeichneten Produkte müssen zum Zeitpunkt der Messe funktionsfähig und spätestens 2019 auf dem Markt verfügbar sein“, erklärte Hartung.
Eine Premiere feiert – neben den EuroTier-Gold- und Silbermedaillen – die erstmalige Vergabe eines Sonderpreises, welcher für Produkte ausgelobt wird, die im besonderen Maße den Anforderungen an einen höheren Tierwohlstandard gerecht werden. Für diese Auswahl entscheidend sind Innovationen in den Bereichen Tiergerechtheit und Tiergesundheit. Produkte, die die Ausübung arttypischer Verhaltensweisen fördern und die Gesundheit der Tiere positiv unterstützen, werden damit besonders hervorgehoben. Der „Animal Welfare Award“ (Tierwohlmedaille) wird gemeinsam vom Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) und der DLG verliehen und wurde durch die – entsprechend personell erweiterte – Neuheitenkommission ausgewählt. Die Voraussetzung für die Vergabe dieses Awards ist die Prämierung mit einer EuroTier Gold- oder Silbermedaille 2018. „Die Preisträger werden im Rahmen des ‚International Animal Health Events‘ am 15. November in Hannover bekannt gegeben“, berichtet der Leiter der Neuheitenkomminssion.
Zu den insgesamt 14 Sachgebieten, zu denen diesjährig die meisten Neuheiten eingereicht wurden, zählen die „Betriebsmittel und die Technik für den Betriebsmitteleinsatz“, die „Haltungs- und Fütterungstechnik bei Schwein und Rind“, die „Digitalen Lösungen für das Herdenmanagement und die Qualitätssicherung“ sowie die Bereiche „Geräte, Zubehör und Ersatzteile“ und die „Klima- und Umwelttechnik“.
Technik und Betriebsmitteleinsatz
Im Bereich der Betriebsmittel fokussieren sich (Ergänzungs-)Futter und Futterzusatzstoffe bei der Nutztierhaltung nicht nur auf eine effizientere Futterverwertung, sondern auch auf eine Förderung bzw. bessere Nutzung (einheimischer) Futtermittel. Denn vor dem Hintergrund z.B. immer stärkerer Verbraucherforderungen nach nachhaltiger Milchproduktion wird nach dem GVO-Verzicht in Futtermitteln der Fokus inzwischen auch kritisch auf die Verwendung von Palmöl bzw. daraus hergestellter Palmfettprodukte gelegt. Daher sind Alternativen gefragt. Ebenso stellen fütterungsbasierte Ansätze zur Vermeidung von Ebergeruch eine sehr sinnvolle Ergänzung zu bestehenden „Alternativen“ dar.
Trends in der Schweinehaltung
Einer der Schwerpunkte im Bereich der Schweinehaltung liegt heuer in der Verbesserung der Arbeitsweise, Funktionsfähigkeit und der einfachen Kontrolle sowie Reinigung der „Problemstellen“ von Fördersystemen für Trockenfütterungsanlagen. „Es gibt viele dunkle Ecken, die jeder kennt aber keiner mehr hinschaut“, gibt Hartung zu bedenken. Darüber hinaus zeigt sich eindeutig, dass sich auch bei der Reinigung von Futtertrögen noch neue Produktideen realisieren lassen, welche die Qualität und Effizienz von Reinigungsarbeiten verbessern können. Denn eine optimale Futterhygiene sei für die Tiergesundheit und die Leistung unerlässlich, so der Experte.
Die Reduktion von (Ammoniak-)Emissionen wird in der Tierhaltung künftig eine noch zentralere Rolle spielen. Im Bereich der Entmistung ist eine funktionsfähige und praxistaugliche Umsetzung der Kot-Harn-Trennung eine grundsätzliche Möglichkeit, um die Freisetzung von Ammoniak zu vermindern. Ziel ist es hierbei, einerseits den auf der Oberfläche verbleibenden Kot sowie Einstreu oder Reste organischen Beschäftigungsmaterials gesamt aus der Bucht zu befördern, und andererseits den abgesetzten Harn „direkt“ durch entsprechende Öffnungen separat vollständig abzuleiten.
Trends in der Rinderhaltung
Im Bereich der Rinderhaltung ist es ein erklärtes Ziel, die Verfahrenskette von automatisierter Futterentnahme, -transport, -mischung und -vorlage vollständig autonom zu realisieren. Hier sind Systeme gefragt, die unterschiedliche Futtersilos ansteuern und problemlos in mehreren Ställen eingesetzt werden können. Im Bereich des Ein- bzw. Nachstreuens und der Entmistung gehören autonome Systeme inzwischen zum Stand der Technik; nun aber werden diese Verfahren kombiniert oder mit zusätzlichen Sensoren bestückt, um einen besseren Einblick in die Haltungsumwelt der Tiere zu bekommen.
Ein weiterer Trend geht in Richtung der Verbesserung der Sicherheit und Überwachung von Selbstfangfressgittern und der technischen Einrichtungen zur automatischen Steuerung des gelenkten Kuhverkehrs bzw. der dafür notwendigen elektronischen Ansteuerung der Durchlasstore. Einen weiteren Schwerpunkt stellt die automatisierte Früherkennung von Klauenproblemen dar. Im Bereich der Befestigung von Klauenklötzen und der Temperierung zuvor gekühlten oder gefrorenen Kolostrums gibt es bereits innovative Lösungen.
Die Entwicklungen in der Melktechnik beschäftigen sich heuer mit den Bereichen der verbesserten Erfassung der Milchmenge ohne (nachteilige) Beeinflussung des Milchflusses und der Vorhersage der tierindividuellen Milchabgabe während des Melkens zur zeiteffizienteren Ansteuerung der Melk- bzw. Verfahrenstechnik. „Außerdem werden Alternativen zum lästigen Wechseln der Zitzengummis präsentiert“, berichtet Hartung.
Trends in der Geflügelhaltung
In der Geflügelhaltung zeigt ebenfalls der Trend, die Verfahrenstechnik zum Einstreumanagement mit zusätzlichen Sensoren zu kombinieren, um z. B. Stallklimaparameter, räumliche Temperarturverteilung und Tiergewichte mit zu erfassen. Ebenso wird sich der Förderung der Tränkewasserhygiene durch die vereinfachte Umsetzung praxiserprobter Reinigungs- und Desinfektionsstrategien gewidmet. Darüber hinaus sind (Probenahme-)Verfahren zur Durchführung unterschiedlicher Tests zum Erkennen des Geschlechts von Bruteiern in der Umsetzung begriffen.
Digitale Lösungen für Herdenmanagement
Die digitalen Lösungen für das Herdenmanagement und zur Qualitätssicherung fokussieren sich heuer besonders auf den Bereich der – möglichst automatischen oder vereinfachten – Gesundheitsüberwachung des individuellen Nutztiers. Hierbei geht es unter anderem um Lösungen, mit denen „analoge Techniken“, wie z. B. Fieberthermometer, digital vernetzt werden können, oder um neue praxistauglichere Sensorik, die „Tierdaten“ liefert und diese z. B. für (Fruchtbarkeits-)Management, Gesundheitsüberwachung und Krankheitsfrüherkennung sowie zur Dokumentation nutzt. Des Weiteren zieht die Augmented Reality nun auch in den Nutztierstall ein, um Daten zum Management und zur Entscheidungshilfe ortsspezifisch und tierindividuell automatisch aufzuzeigen. „Dadurch sieht man die Dinge, die man braucht, wirklich vor Augen“, erklärt Hartung. DLG, CE