Auf einen Blick
- Bei der Bioschweinetagung in den Niederlanden wurde erklärt, wie man Erdrückungsverluste durch bauliche Maßnahmen reduzieren kann.
- Dank Events, wie Kinder, die im Ferkelstall sein dürfen, bekommt man positive Berichte in den Medien.
- Nicht die Kosten je Einheit Futter, sondern die Kosten je kg Zuwachs sollten im Vordergrund stehen.
- Bei Krankheitssymptomen sollte man die Ursache genau abklären. So kann z. B. Husten auf eine Erkältung, aber auch auf Wurmbefall hinweisen.
Vermarktung muss gesichert sein
Wir freuen uns über jeden Umsteller. Aber davor muss unbedingt die Vermarktung der erzeugten Bioschweine gesichert sein“, erklärte Heinrich Rülfing vom Aktionsbündnis Bioschweine Deutschland (ABD) bei der Bioschweinetagung, die vom ABD und der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ausgerichtet wurde und auf Einladung der Vereinigung Biologische Varkenshouders im niederländischen Almen stattfand.
Das Abliegeverhalten der Sauen beeinflussen
Mit einer Rutschbahn in die Medien
So bietet Stegink den Schweinen in einem Areal eine Rutschbahn an. „Dann kommen die Medien“, so Stegink und damit könne man sogar mehr bieten als mancher Biobetrieb. Für einige Events sind die Besucher sogar bereit zu zahlen. Ausgerüstet mit Stiefeln können kleine Kinder durch ein Gehege mit Ferkeln laufen und die Eltern zahlen dafür Eintritt. Zum Schluss noch ein Tipp von ihm zum Umgang mit den Medien: „Wenn die Medien über einen schlecht berichten, sollten andere einen verteidigen.“
Intensive Beratung in Fütterungsfragen
Eine zweite Eisengabe lohnt sich immer
Nabelbrüche können viele Ursachen haben
Kranke Tiere immer gründlich untersuchen
800 Biosauen in Freilandhaltung

Mit der Freilandhaltung hat Heinz-Dieter Lödden 1997 im niedersächsischen Nordhorn begonnen. 2011 stellte er seinen Betrieb auf ökologischen Landbau um und vermarktet die Ferkel seitdem im Verbund über das Schlachtunternehmen Goldswien, einer Tochter der Edeka Minden-Hannover, an neun Bioschweinemäster in Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen.
Goldswien hat mit den Betrieben fünfjährige Lieferverträge mit festen Preisen geschlossen, sodass der Absatz der Ferkel auch längerfristig gesichert ist. Die Zusammenarbeit zwischen den Betrieben ist sehr gut. So betreut ein Tierarzt, der wiederum in Kontakt mit den Hoftierärzten steht, alle dem Verbund angeschlossenen Betriebe, sodass Informationen zwischen den Betrieben schnell ausgetauscht werden können.
Die mit durchschnittlich 25 Bodenpunkten sehr leichten Böden sind für die Freilandhaltung gut geeignet. Jährliche Bodenuntersuchungen belegen, dass die Nährstoffverluste gering sind. Die Hütten werden regelmäßig versetzt und der Mist sowie der abgemähte Grasbestand abgefahren. Durch einen Doppelzaun, bei dem der äußere als Maschendrahtzaun mit Unterwühlschutz ausgeführt wurde, ist die Koppel gegen Wildschweine gut geschützt. Der innere Zaun steht unter Strom. Die Sauen sind somit an ihre jeweilige Koppel gebunden, während die Ferkel das ganze Gelände erkunden können. „Die Ferkel finden aber problemlos ihre Mutter wieder, sodass Fremdsaugen kaum vorkommt“, erklärte Lödden. Die tragenden Sauen werden in einem Stall mit betoniertem Auslauf gehalten.
Über die Jahre wurde die Genetik an die Bedürfnisse der Haltung und des Marktes angepasst. Auf der Mutterseite arbeitet Lödden mit der BHZP-Linie Victoria und als Endstufeneber wurde von Duroc auf Pietrain umgestellt. Ziel ist eine optimale Kombination von Mastleistungen und Fleischqualität bei zugleich robusten Tieren.
Nach etwa 43 Tagen werden die Ferkel mit einem Gewicht von etwa 11,5 kg abgesetzt. Das Einsammeln der Ferkel ist gut organisiert. Um 4 Uhr morgens wird begonnen, die Hütten zu schließen und den Zaun abzubauen. Anschließend werden zuerst die Sauen und später die Ferkel aus den Hütten geholt.
Um die Fütterung kümmert sich Sohn Janek Lödden. Aus ökonomischen und ethischen Gründen werden vermehrt Nebenprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung eingesetzt. „Das geht aber nur, wenn auch die Qualität stimmt“, warnte er. So habe man Sojapülpe mittlerweile wieder herausgenommen, weil deren Konsistenz und Sauberkeit zu stark schwankte. Aktuell wird Maismehl aus der Corn Flakes-Produktion verwendet, was aber nur im Winterhalbjahr geht, weil es mit einer Temperatur von 30°C angeliefert wird und bei einer Restfeuchte von etwa 16 % sonst zu schnell verderben würde.
Die Ferkel werden vor der Kastration mit Isofluran betäubt, das kostet pro Ferkel knapp 3 €, wobei der größte Anteil mit 90 € pro Stunde die Tierarztkosten betragen. Mit Hilfe eines selbstgebauten Wagens, in dem die Narkose und Kastration durchgeführt wird, ist dies einfach möglich. Einmal jährlich kommt die gesamte Kastrationseinrichtung zur Inspektion.
Familie Lödden ist sehr zufrieden mit der Entwicklung ihres Betriebes. Die Erzeugung funktioniert und die Vermarktung ist gesichert. Nun wartet man auf die Genehmigung zum Bau eines neuen Stalls für die Ferkelaufzucht.
Ausgezeichnete Leistungen mit 320 Bio-Sauen

Jan Harmsen und sein Sohn Wilco haben ihren Betrieb im niederländischen Hengelo vor knapp 20 Jahren auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt und halten heute 320 Sauen. Wie viele niederländische Bioschweinehalter verfügen Harmsens mit 10 ha Acker und 3 ha Grünland nur über wenig Fläche. Gülle und Mist werden an benachbarte ökologische Acker- und Gemüsebaubetriebe abgegeben. Die Familie Harmsen kann sich so ganz auf die Sauen konzentrieren.
Mit 27,5 abgesetzten Ferkeln erzielen sie ausgezeichnete Leistungen. „Im kommenden Jahr wollen wir uns auf 28,5 Ferkel steigern“, berichtete Jan Harmsen. Dann müsse aber auch alles passen. In der Vergangenheit gab es beispielsweise einen Krankheitseinbruch nach dem Zukauf von Jungsauen, sodass man jetzt ausnahmslos selbst remontiere. Auch habe die Hitze im vergangenen Sommer zu höheren Erdrückungsverlusten geführt.
Die Buchten der ferkelführenden Sauen sind einfach gestaltet. Die kompakten Gebäude, verbunden mit einer Überdrucklüftung sorgen auch im Winter für ausreichend Wärme bei gleichzeitig angenehmen Raumklima. Während in Deutschland viele Abferkelställe im Winter relativ kühl sind und daher über ein separates Ferkelnest verfügen, reicht bei Harmsen eine einfache Wärmelampe. Das Liegeverhalten der Sau wird durch einen großen Bügel und ein flach am Boden liegendes Rohr gesteuert. Die geringen Erdrückungsverluste bestätigen den Erfolg des einfachen Buchtenkonzepts.
Zur Verbesserung der Ergebnisse soll auch die Kreuzung aus Topigs 70 und Nordischem Landschwein beitragen, die im Vergleich zu der jetzt verwendeten Linie etwas mehr lebend geborene Ferkel bringt. Als Endstufeneber wird die Rasse Pietrain eingesetzt. Die ersten Ergebnisse sind positiv, denn die Würfe seien noch gleichmäßiger, die einzelnen Ferkel robuster und die Zahl der Kümmerer gering.
Alle tragenden Sauen dürfen bzw. müssen im Winter auf die Weide. Im Winterhalbjahr erhalten sie Silage. Die Ferkel werden an Mäster verkauft, die die fertigen Mastschweine an das Schlachtunternehmen De Groene Weg verkaufen, das etwa 80 % aller in den Niederlanden erzeugten Bioschweine verarbeitet.
27,5 abgesetzte Bio-Ferkel in den Niederlanden

Vor drei Jahren kauften Melissa und Koep Lipman den Hof im niederländischen Hellendoorn und bauten ihn so um, dass keine Neubauten gebraucht wurden. Heute halten sie 135 Sauen gemäß EU-Bio-Verordnung, die aus einer Kreuzung von Topigs 20- und Topigs 50-Sauen entstanden sind. Die Ferkel sind robust und das Fleisch weist einen hohen intramuskulären Fettgehalt auf.
Bei 14,8 lebend geborenen Ferkeln und bei Saugferkelverlusten von nur 13 % erreichen Lipmans mit 27 abgesetzten Ferkel ausgezeichnete Ergebnisse. Die guten Leistungen setzen sich nach dem Absetzen fort. Auch hier präsentierten sich die Ferkel sehr homogen und die Verluste liegen bei nur einem Prozent.
„Am Futter darf man nicht sparen“, betonte Koep Lipman. Im Schnitt fallen je Ferkel etwa 30 € Kosten für Ferkelfutter an. „Dann sind die Ferkel aber auch schneller verkauft, wenn sie schnell wachsen“, erklärte er weiter. Mit seinen vier Mästern steht er dabei im engen Kontakt und freut sich, dass sich die guten Leistungen dort fortsetzen, was sich u.a. in den niedrigen Verlusten von 1,5 % in der Mast widerspiegelt.
Gemäß den Vorgaben des Schlachtunternehmens De Groene Weg erhalten alle tragenden Sauen Zugang zu einer Weide. Eigene Ackerflächen bewirtschaften die Eheleute hingegen nicht. Während in Deutschland Betriebe bei Fehlen einer eigenen Futtergrundlage meistens eine Futter-Mist-Kooperation eingehen, bei denen der Ackerbaubetrieb Futter liefert und im Gegenzug Mist erhält, muss in den Niederlanden am Ende des Jahres nachgewiesen sein, dass Mist und Jauche an Biobetriebe geliefert wurden.
In den Niederlanden ist der Spaltenanteil im Vergleich zu Deutschland hoch. Der Auslauf besteht im Betrieb der Familie Lipman sogar ausschließlich aus Spalten. In Deutschland wird die EU-Bio-VO dahingehend interpretiert, dass der Auslauf weitestgehend planbefestigt sein muss, da andernfalls kein Wühlmaterial angeboten werden könne. Aufgrund der Spalten müssen die Ausläufe nicht entmistet werden und die Ausscheidungen werden somit auch nicht zwischen den einzelnen Buchten und Tiergruppen hin- und hergeschoben, was sich hygienisch sicher sehr positiv auswirken dürfte. Zudem spart sich die Familie so auch sehr viel Arbeitszeit.
Es gibt in den Niederlanden jedoch auch Auflagen, die strenger sind als in Deutschland. Die Außenwände des Auslaufs dürfen maximal 50 cm hoch sein und die nächste Außenwand muss mindestens 4 m entfernt sein, damit auch der Charakter eines Auslaufs nach draußen entsteht. Nach den Vorgaben vom De Groene Weg darf nur Biostroh eingesetzt werden. In Deutschland darf zur Einstreu auch Stroh konventioneller Herkunft genutzt werden.