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Fragestunde des Wochenblattes

Erfolgreich direkt vermarkten: Stroh-Bullenmäster im BLW-Online-Chat

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Ariane Haubner, Rinderzucht
Ariane Haubner
am Montag, 28.03.2022 - 10:21

Die Rindermäster Dietmar Nitsche und Christian Angstl stellen sich Fragen zur Vermarktung ihrer bayerischen Strohbullen.

Bei der ersten Online-Fragestunde des neuen Formates „Nachgefragt“ des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblattes beantworteten Dietmar Nitsche und Christian Angstl Wochenblatt-Lesern eine Stunde lang Fragen rund um die Direktvermarktung ihrer Strohmastbullen.

Die beiden mit dem Bayerischen Nutztierwohlpreis ausgezeichneten Landwirte und Unternehmer, wurden in Ausgabe 11 des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblattes mit einer ausführlichen Reportage vorgestellt.

Kein Königsweg zu schnellem Reichtum

Vor allem Fragen rund um Kosten und Erlöse prägten die Fragestunde. „Man müsse die Kosten schon sehr genau im Blick haben, wenn man Bullen direktvermarktet“, so Dietmar Nitsche. Der Mehrerlös durch den Tierwohlaufschlag werde sonst durch eventuell anfallende Schlacht-, Anlieferungs- oder Verpackungskosten schnell wieder aufgefressen.

„Reich wird man dadurch nicht“, bestätigt auch Christian Angstl, der rund 200 Bullen auf Stroh mästet. „Aber der direkte Kontakt mit den Kunden macht uns einfach auch Spaß, fügt er an. Auch die aktuell sehr hohen Rindfleischpreise machen die Vermarktung über ihre GbR nicht leichter. Aktuell wird vor allem in Kantinen Rindfleisch schnell mal vom Speiseplan genommen und durch billigeres Fleisch ersetzt. „Da kann man nur hoffen, dass das Schweinfleisch etwas mitzieht“, gibt Dietmar Nitsche offen zu.

Kratzbürsten halten nicht länger als drei Monate

Positiv sehen die beiden auch, dass nun über die Initiative Tierwohl endlich auch im regulären Verkauf von Mastbullen Bestrebungen für mehr Tierwohl honoriert werden. Für unsere bereits bestehende Strohmast, natürlich ein schöner und einfacher Mitnahmeeffekt, bestätigen die beiden Landwirte.

Nur über die Kratzbürsten bei den Mastbullen müsse man noch reden. „Bei uns hält so ein Ding maximal drei Monate, dann ist der obere Teil weg“, bestätigt Dietmar Nitsche die Befürchtungen vieler Rindermäster.

Suppenfleisch schwierig zu vermarkten

Auch wie die unterschiedlichen Fleischpartien vermarktet werden, interessierte die Teilnehmer. Vor allem Hack- und Suppenfleisch oder Gulasch ist oftmals schwer vollumfänglich an den Verbraucher zu bekommen. Doch da macht der Kundenmix für die beiden Unternehmer den Unterschied. Über die Großabnehmer lassen sich Hackfleisch, Gulasch oder Bratenstücke gut vermarkten.

Eine ihrer Kantinen, in der von Haus aus viel Suppen und Eintöpfe gekocht werden, nimmt ihnen auch entsprechend viel Suppenfleisch ab. Wichtig sei es mit den Küchenchefs offen zu reden und auch gute Ideen und Alternativen bieten zu können. „60 kg Bürgermeisterstück sind auch für uns nicht auf einmal leistbar“, betont Dietmar Nitsche. Durch den engen Kontakt zu ihrem Metzger sei es aber möglich gewesen, auch andere Bratenstücke so gleichförmig zuzuschneiden, dass es für die Vermarktung in der Kantine passt.

Regionale Erzeugung und Tierwohl als wichtige Argumente

Auch die Frage nach einer möglicherweise biologischen Wirtschaftsweise wurde beantwortet. Auch wenn die beiden jungen Landwirte die biologische Wirtschaftsweise nicht prinzipiell ablehnen, kommt sie aktuell nicht in Frage. Diese würde zum einen das Fleisch noch teurer machen und im Gegenzug würden viele Verbraucher nichts Konkretes mit „bio“ verbinden.

Aus Gesprächen mit ihren Kunden wissen sie, dass der regionale Gedanke und das Tierwohl und die hohe Fleischqualität durch die lange Fleischreife von drei bis vier Wochen in ihrem Fall die prägenden Elemente sind, warum die Kunden bei ihnen kaufen.