Essen - Mehrere tausend Menschen quetschen sich durch die Gänge. Manche vollgepackt mit Taschen, andere sind noch auf der Suche. Pferde wiehern, in der Arena erklärt eine Trainerin, wie man Pferden den spanischen Schritt lehrt. Für viele Pferdebegeisterte vielleicht die schönste Messe Deutschlands, zumindest aber ist es die Größte: Die Equitana in Essen.
Franziska ist dieses Jahr zum ersten Mal mit dabei. Fast jeden Tag teilt die 23-jährige Momente mit ihrem Pferd Vicenco auf Instagram. Bereits über 20 tausend Menschen folgen ihrer Seite @vic.adventure. So dauert es auch nicht lange, bis die Ersten sie erkennen. „Es ist immer wieder was Besonderes“, erzählt sie, während sie Bilder mit den jungen Mädchen macht. Der erste Weg führt zu Animalon, ein Unternehmen aus Düsseldorf für Fellpflege. „Eines meiner ersten Kooperationen, ich kenne die alle schon ewig“, sagt Franziska. Gar nicht so einfach, einzelne Unternehmen in den riesigen Hallen ausfindig zu machen. Nach mehrmaligem verlaufen findet sie den Stand schließlich. Standbetreuerin Marie von Animalon erzählt: „Dieses Jahr ist so viel los, letztes Jahr war die Messe in den Ferien. Da hat sich das dann besser über die Messetage verteilt“. Trotzdem sei die Equitana immer was ganz Besonderes: Eine Kundin sei letztes Mal schon hier gewesen und hatte sich eine Bürste mitgenommen. „Dieses Mal hat sie einfach fast das ganze Sortiment gekauft“, lacht Marie, „sowas bekommt man ja im Online-Shop gar nicht mit, das ist schon was Schönes“.
Weiter geht’s durch die vollen Hallen. Die Besucherströme teilen sich immer wieder und stauen sich an so manchem Ende. Eine Besucherin aus Berlin berichtet: „Letztes Mal waren wir mit unseren Kindern hier, diesmal allein. Gerade mit Kleinkindern ist das nicht stressfrei machbar.“ Aber sie wären gerne hier, wegen des Showprogramms und den vielen verschiedenen Ausstellern. Dafür fahren sie auch gerne mehrere Stunden an.

Es geht weiter durch die Messe – durch 600 verschiedenen Aussteller. In diesem Jahr gibt es zum ersten Mal das Green Village – Pferdesport im Sinne der Nachhaltigkeit. Junge Start-ups stellen hier ihre Produkte vor. Franziska steuert Cxevalo an: „Die kenne ich schon, die sind gut“. Cxevalo ist ein Start-up aus Österreich. Seit 2017 produzieren sie nachhaltige Pflegeprodukte und wurden nun zum erste Mal von der Equitana eingeladen. „Das Schönste hier, ist der Zusammenhalt“, berichtet das Unternehmen, „Und der gemeinsame Gedanke den Reitsport nachhaltiger zu gestalten“. Den Zusammenhalt merkt man sofort, schnelle berichtet Standbetreuerin Steffi Lubetzky auch von den anderen jungen Unternehmen, die hier in Green Village ausstellen. Sie schickt Franziska weiter zu Hoofment. Seit 2,5 Jahren stellen diese Reitmode her. Ihre Reitleggins besteht aus recycelten Fischernetzen. Diese werden eingeschmolzen, und daraus neues Garn gewonnen.
Gleich neben Hoofment findet der Stand von Rollart seinen Platz. Ein Stand für Mensch und Tier: Das Unternehmen aus Oldenburg stellt Faszienrollen in Handarbeit her. „Nur ein gesunder Mensch kann auch für die Gesundheit des Tieres sorgen“, sagt Christoph Machura. Er ist Therapeut für Menschen, Pferde und Hunde und hat das Unternehmen gegründet: „Das schönste bis jetzt war ein Mann, der zu uns kam, weil er seinen Arm seit langem nicht richtig heben kann. Wir haben ihn behandelt und es ging sofort besser.“ Fast eine Stunde erklärt er all die verschieden Faszienrollen, führt vor, nimmt sich Zeit. Ein schöner Kontrast zu mancher anderer Halle, in der kaum Zeit für Pausen bleibt.
Auch für die Besucher ohne Pferd hat die Equitana einiges zu bieten: In einer Halle stellt ein Unternehmen aus Österreich Matratzen und Kissen aus. „Wir passen diese auch für die Zugfahrzeuge an. Denn nur ein ausgeschlafener Reiter, ist ein guter Reiter“, erzählt Geschäftsführer Peitl aus Österreich. 800 km sind sie für die Messe angereist.
Beim Mittagessen trifft Franziska schließlich auf Nicola (@fjordifaunita), mit über 160 tausend Followern auf Instagram ist sie eine der Großen auf der Equitana. Nicola erzählt, dass am Donnerstag ein Trainer rausgeschmissen wurde, weil er die Beine seines Pferdes in einer Vorführung zusammengebunden hatte.
Immer öfter fällt an diesem Tag auf, dass die großen Influencer eher unter sich bleiben. Nicole wird da heute die Ausnahme bleiben.
Die beiden Influencer unterhalten sich, bis Nicola zum nächsten Termin muss. Sie darf als eine der Großen in die VIP-Lounge der Equitana. Ein Raum, den die Messe für die größeren Blogger eingerichtet hat, damit sie da ungestört sein können. Im Allgemeinen werden an diesem Tag immer wieder Autogrammstunden beendet, weil die Schlangenbildungen die Sicherheit der Besucher gefährden. Security und Messepersonal bewacht die angemeldeten Termine durchgängig.
Franziska muss weiter, zum Stand von Royal Horsemen. Die Autogrammstunde für später vorbereiten. Am Stand trifft sie auf Anika (@mrs.shiningwhiz) und Nina (@ninashorsepage). Die beiden Pferde-Blogger erzählen, dass sie viele ihrer Influencer-Kollegen nur auf Messen sehen. „Ich kenne Franziska schon so lange über Instagram. Wir haben schon so oft geschrieben, aber uns heute zum ersten Mal wirklich gesehen“, sagt Nina.
Das Meet & Greet von Franziska und Anika am Stand von Royal Horsemen dauert fast 1,5 Stunden. Die beiden sind sichtlich aufgeregt, als die ersten Autogrammkarten unterschreiben. „Unglaublich, das hört ja gar nicht mehr auf“, sagt Anika, während sie die geschätzt hundertste Karte unterschreibt. Irgendwann sind ihre Autogrammkarten leer. Kein Problem, sie unterschreibt einfach auf den von Franziska mit. Und den jungen Reitern, die teilweise über eine halbe Stunde in der Schlange gewartet haben, macht es nichts aus. Sie freuen sich über diesen ganz besonderen Moment ganz nah an ihrem Idol, dass sie sonst nur über Instagram sehen. Die Geschäftsführerin von Royal Horsemen, Julia Schuster erzählt, dass solche Termine natürlich immer eine Herausforderung sind. Schließlich darf die Schlangenbildung die Gänge nicht verstopfen. Aber auch sie ist, wie alle anderen Aussteller an diesem Samstag, begeistert von den Besucherzahlen und der Messeatmosphäre.

Franziska und Anika unterschreiben weit über 100 Autogrammkarten, bevor sich die Schlange langsam auflöst. Mit so viel Menschen haben beide nicht gerechnet. Sie stehen in Halle 7, Franziska möchte noch zum Stand von Etalon Vert. Ebenfalls ein junges Unternehmen: Das Start-up für nachhaltige Reitbekleidung ist in Halle 8, oder war es Halle7? Anika und Franziska versuchen sich schnellstmöglich durch die Menschenmengen zu schieben. Um 18 Uhr fährt Franziskas Zug. Es ist 16:58 Uhr. Irgendwann erreichen die beiden Blogger den Stand. Und hier kauf Franziska das erste Mal an diesem Wochenende auch was für sich. „Wir haben es noch geschafft“, freut sie sich, während sie ein paar Teile anprobiert. Nur 30 Minuten später ist es dann doch nochmal stressig. Mit einem Koffer und zwei Tüten bepackt rennt die 23-Jährige durch die Essener Innenstadt zum Bahnhof: „Nächstes Mal fahre ich mit dem Auto, das war einfach viel zu kurz.“