
Das Konzept von Legehennenhalter Gerhard Aigner aus Hebertsfelden im Landkreis Rottal-Inn ist durchdacht: Es gibt eine eigenen Kükenaufzucht, die Bruderhähne werden aufgezogen und im Stall gibt es einen Wintergarten, Sandkästen sowie Tageslicht- und Frischluftzugang. Zudem wird das Futter selbst angebaut und eine Biogasanlage betrieben. Das hat auch die Jury beeindruckt, die den Preis der Tiergesundheit von MSD in der Kategorie „Tiergesundheit in der Legehennenhaltung“ 2022 an den Betrieb vergeben hatte. Das zweckgebundene Preisgeld in Höhe von 12 000 € soll zum weiteren Ausbau des Engagements im Bereich Tiergesundheit beitragen und den Betrieb bei der Umsetzung seiner innovativen Konzepte unterstützen.

„Wir sind Gefügelhalter in der dritten Generation und ein Familienbetrieb“, sagt Gerhard Aigner. Der 26-jährige Agraringenieur erzählt, dass sein Großvater Otto in den 60er Jahren in Götzing aussiedelte und dann mit rund 1000 Tieren den ersten Grundstein für die Legehennenhaltung legte. 1999 kaufte sein Vater Gerhard den Betrieb in Thanning und baute dort den ersten großen Freilandstall für Legehennen in der Umgebung. Anschließend erfolgten nach und nach bis 2015 die nächsten Entwicklungsschritte mit weiteren Ställen an verschiedenen Standorten. Heute zählt Familie Aigner zu den größten Legehennenbetrieben in Bayern.
Tierwohlkonzept „Glückliche Hühner“

Zusammen mit Edeka Südbayern, dem Tiergesundheitsdienst Bayern und der QAL GmbH hat der Hühnerhof das Tierwohlkonzept „Glückliche Hühner“ entwickelt, das seit 2017 erfolgreich umgesetzt wird. Damit verbunden ist in der Schiene Freilandhaltung 20 % mehr Platz im Stall als gesetzlich vorgeschrieben. 85 % der Hennen werden bereits im Freiland gehalten, der Rest in Bodenhaltung. Zehn Prozent der Tiere sind Bio-Hennen. „Mit dem größeren Platzangebot sind die Tiere gesünder und die Arbeiten im Stall fallen leichter“, erklärt der Tierhalter. Außerdem werden verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten wie Sandbadeplätze, Picksteine und Heuballen angeboten. Im Wintergarten gibt es zusätzliches Futter zum Picken, Scharren und Suchen.
Junghühner zur Bewegung animieren
Schon während der Aufzucht werden die Tiere zur Bewegung animiert. Die Aufstallung ist hochgestellt. Das bedeutet, dass die Hühner auch darunter durchlaufen können. Sie nutzen vom Boden bis zur obersten Etage alle Ebene und lernen so schon früh das Springen und Fliegen und sind deutlich mobiler.
Wert legt der Tierhalter auch auf eine gute Betreuung. Vom ersten Tag an haben die Tiere Kontakt zu Menschen. Feste Bezugspersonen kontrollieren mehrmals täglich den Bestand. Zusätzlich schaut wöchentlich der Tierarzt nach dem Rechten. In den Ställen von Aigner stehen zwei Hühnerrassen: die Legehybriden Lohmann braun und weiß sowie Novogen braun und weiß. „Zu 80 % halten wir braune Tiere – entsprechend der Verbraucher-Nachfrage“, begründet er. Die Eintagsküken werden überwiegend von einer Brüterei in Österreich bezogen.
Bei einem Teil erfolgt die Bruderhahn-Aufzucht
Bereits seit mehreren Jahren verfolgt der Betrieb immer wieder bei einem Teil die Bruderhahn-Aufzucht. Seit Weihnachten 2020 hat Aigner komplett darauf umgestellt. „Bei uns gibt es jetzt nur noch Eier von Hühnern mit Bruderhahn-Aufzucht“, erklärt der Betriebsleiter. Die Bruderhähne werden von Betrieben in der Umgebung aufgezogen und von den Kunden abgenommen. „Das Bruderhahn-Konzept läuft gut. Das Fleisch bezahlt die Schlachtung, das Ei die Aufzucht “, berichtet er.
Die eigene, sortenreine Aufzucht der Junghennen dauert 20 Wochen und damit zwei Wochen länger als üblich. Deren Haltung ist geprägt von einem individuellen Impfkonzept mit selbst durchgeführter Nadelimpfung mit Impfautomat, einem überdurchschnittlichen Lichtangebot sowie einem reibungslosen Übergang in den Legehennenstall.
Für 60 bis 70 % der Junghennen geht es anschließend in die Legehennenställe in sortenreiner Aufstallung. Hier verbringen die Tiere 14 bis 18 Monate. Die anderen Junghennen werden an Betriebe in der Umgebung verkauft. Der Betriebsleiter achtet auf einen strengen Hygiene- und Reinigungsplan, der für eine tierwohlgerechte Aufzucht und Haltung unerlässlich ist. Dazu zählt auch, dass der Stall nach der Ausstallung komplett gereinigt und desinfiziert wird.
Die Einstreu besteht aus Weichholz-Hackschnitzel und Sand. Die Staubbäder werden abwechselnd mit Urgesteinsmehl und einer Kalkmischung befüllt. An Futterstationen werden Austernschalen und Magensteinchen angeboten.
Donau Soja verbessert Klimabilanz der Eier
Seit neun Jahren verfüttert Aigner an seine Legehennen Donau Soja-zertifiziertes Futter. Damit ist er Vorreiter für eine klimaschonende Landwirtschaft. „Nachhaltigkeit zählt zu unseren obersten Zielen und durch den Einsatz von Donau Soja können wir die Klimabilanz in der Eierproduktion entscheidend verbessern“, erklärt der 26-Jährige, der zuständig ist für die konventionelle Legehennenhaltung mit Eiervermarktung. Sein Bruder Matthias ist Landwirtschaftsmeister und kümmert sich um den Ackerbau. Es werden Mais, Weizen und Triticale als Futter für die Legehennen und für die 800 kW-Biogasanlage angebaut. Matthias Frau Yvonne ist Agraringenieurin führt den biologischen Betrieb. Mutter Christine managt das Büro. Darüber hinaus beschäftigt das Unternehmen 45 festangestellte Mitarbeiter sowie zehn Teilzeitkräfte.
Der Betrieb teilt sich auf in fünf Standorte – einen Aufzuchtbetrieb, drei konventionelle Legehennenbetriebe und einen Bio-Legehennenbetrieb. Aus seuchentechnischen Gründen sind die Ställe im Umkreis von 10 km von Großkag verteilt.
Das Unternehmen benötigt 1600 t Soja im Jahr
60 % des Bedarfs wird seit elf Jahren selbst angebaut. Neben den Flächen auf dem Betrieb des Bruders in Schönau stehen dazu 500 ha in Rumänien zur Verfügung. Die nötige Verbindung dorthin baute Vater Gerhard auf und so wurden dortige brach liegende Flächen rekultiviert. Diese werden von einem Betriebsleiter aus Rumänien betreut.
Der Anbau in Rumänien liefert einheitliche Chargen. Die zwei rumänischen und serbischen Sojasorten kommen gut mit dem Klima zurecht und garantieren konstante Inhaltsstoffe. Aigner weiß, dass die Hennen auf schwankende Inhaltsstoffe sensibel reagieren. „Wenn sie nicht optimal mit Aminosäuren versorgt sind, erhöht sich deren Nervosität und die Gefahr von Federpicken steigt“, erklärt der Landwirt.
Die in Rumänien getoasteten Sojabohnen werden von einer Spedition nach Hause transportiert. „Jede Woche erreichen uns ein bis zwei Lkws mit frisch aufbereiteten Sojabohnen“, berichtet Aigner. Bei Bedarf werden diese dann auf dem heimischen Betrieb geschrotet und dem Futter zugemischt. Der Donau Soja wird nach Bedarf zugekauft.
Mit Regionalität bei den Verbrauchern punkten
„Genfreiheit bei Eiern ist in Deutschland Standard. Mit dem eigenen Sojaanbau bzw. dem Zukauf von zertifiziertem Donau Soja sind alle Schritte vom Anbau bis zur Verarbeitung rückverfolgbar“, bekräftigt der 26-Jährige, dem wichtig ist, dass für seinen Soja kein Regenwald gerodet wird. Freilich ist dieses Verfahren teurer. Der Legehennenhalter legt die Mehrkosten auf das Ei um. „Wir werben mit dem Donau Soja-Siegel und schlagen 0,4 Cent pro Ei drauf“, verrät Aigner. Die Verbraucher tragen das mit. „Unsere Verkaufsstärke ist Regionalität“, betont er.
Mit je zwei Kameras auf der Wiese und im Wintergarten sorgt der Legehennenhalter für Transparenz. Die Live-Bilder werden in ausgewählten Supermärkten übertragen. Zu den restlichen Eiweißkomponenten zählen Sonnenblumenschrot, Rapsschrot und Getreideschlempe, die alle aus dem EU-Raum bezogen werden. Der zusätzlich für das Legehennenfutter benötigte Weizen und Mais kommt überwiegend von Betrieben aus der Umgebung.
Die Eier werden in 6er- und 10er-Kartons verpackt und unter dem Markennamen „Thanninger Freiheit“ täglich ausgeliefert. Zu den größten regionalen Partnern zählt Edeka Südbayern. Die übrige Menge verteilt sich auf Wiederverkäufer und Wochenmärkte in der Region.
Herausforderungen bei der Vermarktung
Mit Respekt blickt Gerhard Aigner zurück auf die Entwicklung des elterlichen Betriebes. So stellte sein Vater von Käfig- fast vollständig auf Freilandhaltung um, was mit großem Risiko verbunden war. Momentan steht der Legehennenhalter wieder vor einer großen Herausforderung, da die Verbraucher tendenziell sparen. Die Folgen: schwierige Vermarktung im Bio-Bereich, zufriedene Situation im Freilandbereich und Zuwächse bei den Verkaufszahlen im Bodenhaltungsbereich. „Damit ist die Lage genau umgekehrt als noch vor ein paar Jahren“, macht Aigner deutlich. Eigentlich wollte er weg von der Bodenhaltung ganz hin zu Freiland und Bio, doch dieses Vorhaben stagniert nun. „Wir reagieren jetzt auf die aktuelle Marktsituation und schauen, wie es weitergeht“, so Aigner.