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Geflügel

Deutschland und Frankreich steigen aus dem Kükentöten aus

Hühner
Agra-Europe
am Dienstag, 21.01.2020 - 09:27

Die Minister Klöckner und Guillaume vereinbaren gemeinsames Ende des Kükentötens ab 2022.

Berlin - Deutschland und Frankreich haben sich als Ziel gesetzt, das Kükentöten bis Ende des Jahres 2021 zu beenden. Das erklärten Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und ihr französischer Kollege Didier Guillaume in Berlin.

Den Landwirtschaftsministern zufolge hat Deutschland bereits 8 Mio. € in die Forschung zu Alternativen des Kükentötens investiert, Frankreich 4,5 Mio. €. So seien beispielsweise zwei Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei entstanden, wovon eine bereits in der Praxis erprobt werde.

Europaweite Lösung gefordert

Klöckner sprach sich dafür aus, alle derzeit bestehenden Alternativen zu fördern, die das Kükentöten beenden könnten. Neben der Geschlechtserkennung im Ei seien dies die Aufzucht männlicher Tiere und die Nutzung von Zweinutzungsrassen. Allerdings liege das Aufnahmepotential des Marktes für Bruderhähne laut Berechnungen ihres Ministeriums nur bei 5 Millionen Küken im Jahr; getötet würden jedes Jahr indes rund 45 Millionen Küken.

Einem nationalen Gesetz für ein Verbot des Kükentötens in Deutschland erteilte der Präsident des Zentralverbands der deutschen Geflügelwirtschaft, Friedrich-Otto Ripke, eine Absage, weil damit das Problem lediglich ins Ausland verlagert würde. Erforderlich sei stattdessen eine verbindliche europaweite
Regelung. 

Beim nächsten Agrarrat solle das Thema auf der Tagesordnung stehen wie auch während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft.

Sofortige Untersagung nicht zumutbar

Kritik kam vom agrarpolitischen Sprecher der Grünen im Bundestag, Friedrich Ostendorff. Das ethisch nicht zu rechtfertigende Töten der männlichen Küken sei „ein Problem der Intensivierung der Lebensmittelproduktion“. Mitgeschöpfe würden zu ökonomischen Zählgrößen degradiert.

Für den Deutschen Tierschutzbund ist das Zweinutzungshuhn die einzige, aus Tierschutzsicht akzeptable Lösung. Alles andere sei „reines Herumdoktern an einem nicht zukunftsfähigen System“.

Eine konsequente Förderung der Zweinutzungshühner und deren Vermarktung fordert der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN). Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ verlangt ein sofortiges Verbot des Kükentötens. Warten widerspreche eindeutig dem Koalitionsvertrag.

Klöckner verteidigte die Verzögerung des Verbots mit dem Hinweis, dass es den Betrieben derzeit noch nicht zuzumuten sei, umzustellen.