Auf einen Blick
- Als Folge der größeren Bedeutung des LEH beim Verkauf von Bioprodukten, betreibt Bioland eine neue Vermarktungsstrategie.
- Künftig kann es sinnvoll sein, mittels Tierwohlindikatoren die besondere Qualität ökologischer Erzeugung nachzuweisen.
- Mehrere Prognosen erwarten bis 2035 einen massiven Wandel des globalen Fleischkonsums zugunsten von Fleischersatzprodukten.
- Bei der Inhalations- und der Injektionsnarkose gibt es Verbesserungsbedarf. Beide Verfahren sind jedoch auf Augenhöhe.
Hohe Erwartungshaltung der Gesellschaft

Wer soll vorangehen, wenn nicht der Ökologische Landbau“, eröffnete Dr. Hans Marten Paulsen vom Thünen-Institut für Ökologischen Landbau die Bioschweinetagung in Schleswig-Holstein. Einer hohen Erwartungshaltung der Gesellschaft stehe das Bedürfnis der Praxis gegenüber, bei den gegebenen Preisen möglichst kostengünstig zu produzieren. „Vor diesem Hintergrund muss sich auch die ökologische Landwirtschaft stetig fortentwickeln“, erklärte Paulsen und verwies beispielhaft auf Forschung hinsichtlich der Immissionen bei frei gelüfteten Ställen, deren Ergebnisse dann in die Genehmigungspraxis einfließen können.
Kanäle zur Vermarktung reichten nicht mehr aus


Romantische Vorstellung ist nicht erfüllbar
Wandel zugunsten von Fleischersatzprodukten
Mobilställe als Teil
der Fruchtfolge
Improvac muss
zulässig bleiben
Schwachstellen schnell erkennen
Nach Durchführung eines mehrjährigen Projektes zum Tierwohl und zur Tiergesundheit in der Bioschweinehaltung formulierte Ulrike Westenhorst von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Empfehlungen für Beratung und Praxis.
„Tierwohlchecks zwingen zur regelmäßigen und objektiven Kontrolle des Tierbestandes“, erklärte Westenhorst und man könne damit Schwachstellen aufdecken und komme der Verpflichtung zur Eigenkontrolle nach.
Sie empfahl die Kontrollen halbjährlich zusammen mit einem Berater durchzuführen, wobei man im Laufe der Zeit auf einzelne Bereiche auch verzichten könne, wenn dort keine Probleme aufträten. Mithilfe des Ampelschemas seien Zusammenhänge und Schwachstellen schnell erkennbar. „Das Kennen der eigenen Zahlen ist Basis der eigenen Betriebsentwicklung“, ermunterte Westenhorst die Landwirte. Grundsätzlich müsse man hartnäckig sein und auch häufiger untersuchen. Nicht immer entstünden Probleme da, wo man sie sähe.
Westenhorst verwies zudem auf die Prüfung der Durchflussraten an den Tränken, wo es trotz aller Appelle immer wieder Verbesserungsbedarf gebe. Landwirte, die an dem Projekt mitwirkten, bestätigten ihren Ansatz: „Das Auge wird geschult!“
Futteranalyse zahlt sich aus
Im Rahmen des Projektes „Potenzialanalyse“ identifizierte Leonie Blume von der Universität Kassel die Fütterung als wesentlichen Einflussfaktor auf den Deckungsbeitrag. Anhand von Rationen von über 30 Betrieben zeigte sie auf, dass sowohl eine Überversorgung, beispielsweise in der Endmast, als auch eine Unterversorgung bei ferkelführenden Sauen oder in der Vormast unnötig Geld kostet oder aber nicht bedarfsgerecht ist.
Blume empfiehlt die Untersuchung der Einzelkomponenten, denn bei einer Spannbreite von 8,2 bis 14,2 % beim Rohprotein, beispielsweise bei Weizen, sei dies immer wirtschaftlich. „Die preiswerte NIRS-Analyse reicht aus.“
Vom großen Potenzial heimischer Grünpflanzen berichtete Biolandberater Martin Kötter-Jürß. Mit früh geschnittenen Klee- und Luzernegrassilagen und der Trennung der Halme von den Blättern werden dabei zwei unterschiedliche Ansätze verfolgt, um deren hohen Rohproteinertrag nutzbar zu machen. Für die getrennte Nutzung der eiweißreichen und faserarmen Blätter fehle es aber noch an einer geeigneten technischen Lösung. Bei der Analyse der Gemenge muss darauf hingewiesen werden, dass das Untersuchungsergebnis für die Fütterung von Schweinen gedacht ist, damit aus den Rohnährstoffen auch die richtigen Werte berechnet werden.
Bioschweine im Thünen-Institut
Das Thünen-Institut für Ökolandbau im schleswig-holsteinischen Trenthorst wird seit 2003 ökologisch bewirtschaftet und seit 2005 werden dort Bioschweine gehalten. Besonders bei den Sauen, aber auch bei den Mastschweinen wurden seitdem zahlreiche Forschungsvorhaben durchgeführt.
Nach einem Brand im Jahr 2018 wurde der Abferkelstall zu großen Teilen neu erbaut und ein neuer Buchtentyp entwickelt. Ziel von Ralf Bussemas, der den Bereich Schweine in Trenthorst leitet, war es dabei, einen geringen Arbeitsbedarf und einen niedrigen Energiebedarf in einer haltungsmäßig optimierten Bucht zu realisieren.
In dieser Bucht besteht mithilfe eines schwenkbaren Bügels die Möglichkeit, sowohl die Sau zu fixieren, als auch die Ferkel abzusperren. Im Winter kann mittels eines Aufsatzfensters die Wärmedämmung verbessert werden, sodass in dem massiven Gebäude nur selten zugeheizt werden muss.
Durch kleine Einsätze innerhalb der Bucht kann die Sau so geleitet werden, dass sie an der gewünschten Stelle abferkelt bzw. sich ablegt. Ein Teil des Ferkelnestes ist von drei Seiten umschlossen, sodass keine Zugluft eindringen kann.
Bei Abmessungen von 2,40 x 3,20 m bietet die Bucht im Stall 7,8 m2 Fläche, sodass zusammen mit dem Auslauf den ferkelführenden Sauen rund 12 m2 zur Verfügung stehen. 11,6 abgesetzte Ferkel je Wurf dokumentieren die Qualität der Bucht, wobei Bussemas mehrmals darauf hinweist: „Der Erfolg einer jeden Bucht hängt maßgeblich vom Management ab.“
Ziel von Versuchen zu Biomastschweinen am Thünen-Institut ist es, die Fütterung ab der Endmast weitestgehend mit betriebseigenen Futtermitteln sicherzustellen. Neben Ackerbohnen enthält die Ration der Versuchsvariante nur Kleegras als Eiweißträger, während in der Kontrollgruppe noch Raps- und Sonnenblumenkuchen eingesetzt werden. Nach ersten noch vorläufigen Ergebnissen erreichten die Schweine der Kleegrasgruppe dabei nur geringfügig geringere Leistungen bei einer etwas niedrigeren Ausschlachtung, sodass Kleegras als Futtermittel für Endmastschweine eine sinnvolle Alternative darstellen kann.