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Pflanzenbau

Zarter Boden wie aus dem Dampfgarer

Lucas Reichenberger
am Mittwoch, 11.05.2022 - 07:00

Franz Grötschl füttert sein Bodenleben wie sein Vieh und erklärt, wie er im trockenen Burgenland wirtschaftet.

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Es war eine spontane Idee: Franz Grötschl wollte einen Besuch bei Landwirt Elmar Alt in Auburg bei Regensburg nutzen, um sich „mit einer kleinen Runde“ auszutauschen. „Zuerst war gedacht, dass wir uns zum Diskutieren mit einer kleinen Runde von 20 bis 30 Leuten treffen, nun diskutieren wir halt mit 130 Leuten“, sagt der Österreicher Grötschl.

Bei der Veranstaltung drehte sich alles rund um das Thema Bodenfruchtbarkeit und -gesundheit. Dabei war dem Organisator Elmar Alt das größte Anliegen, zu vermitteln, dass es nicht immer nur auf höchste Erträge ankommt, sondern insbesondere, den nachfolgenden Generationen fruchtbare, gesunde und leistungsstarke Böden zu hinterlassen.

Organik auf dem Boden - wie Deckel auf dem Topf

Franz Grötschl ist Milchviehhalter und berichtete den Gästen von seiner außergewöhnlichen Ackerbaustrategie im Trockengebiet. Seit 2008 arbeitet Grötschl regenerativ und versucht, mit so wenig Bodenbearbeitung wie möglich und gleichzeitig geringst möglicher Anwendung von Agrochemie-Produkten auszukommen. Den Schwerpunkt seines Vortrags legte er auf den Dampfdruckausgleich. Dieser sorge für einen garen Boden, „wie ein zartes Stück Fleisch aus dem Dampfgarer“.

Ein funktionierender Dampfdruckausgleich ist nötig, damit sein System aus minimalster Bodenbarbeitung oder sogar Direktsaat rund läuft. Dazu wird Organik an der Oberfläche benötigt, die wie ein Deckel auf einem Topf mit kochendem Wasser wirkt. Sie verhindert Verdunstung. Wäre keine Organik an der Oberfläche vorhanden, würde Wasser ungehindert verdunsten und stünde dem Keimling nicht zur Verfügung. Zusätzlich kühlt sie den Boden im sonnenreichen Burgenland und schützt vor Erosion.

Hochschnitt beim Dreschen

Probleme sieht Grötschl nach dem Mähdrusch. Entweder ist der Boden weitgehend unbedeckt, oder das Stroh wurde gehäckselt und damit mundgerecht für Mäuse gemacht. Seine Lösung: Hochschnitt beim Mähdrusch. Im Anschluss sollten die langen Stoppeln durch walzen an den Boden gedrückt werden, diesen beschatten und unattraktiver für Mäuse wirken. Somit werde auch der Kamineffekt ohne Stoppelsturz unterbrochen.

Sein Bodenleben ernährt Grötschl ähnlich wie seine Kühe: 60 % Gräser, 20 % Leguminose und 20 % Kräuter. Diese Verhältnisse finden sich sowohl in seinen Zwischenfruchtmischungen mit teils über 40 Komponenten wieder, als auch in seinen Hauptkulturen, die er überwiegend als Gemenge anbaut. Fehlt ein Anteil, so wird dieser in der nächsten Frucht ergänzt, um das Verhältnis über die Fruchtfolge zu halten.

Der Boden stand auch auf einem der Äcker von Gastgeber Elmar Alt im Fokus. Der dortige Lehmboden mit 80 Bodenpunkten im Donauschwemmland würde optimale Bedingungen für eine intensive Nutzung bieten. Allerdings setzt der Biolandwirt auf eine schonende Bewirtschaftung mit einer vielfältigen Fruchtfolge, reduzierter Bodenbearbeitung und Untersaaten mit den Zielen, den Boden fit zu halten für nachfolgende Generationen, Bewässerung zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. Auch richtet er seine Düngung seit drei Jahren nach dem Albrecht Kinsey-System aus.

Feldtag in Auburg: Humusaufbau im Fokus

Feldtag Auburg
Bodentag in Auburg
Franz Grötschl
Elmar Alt aus Auburg
Bodentag in Auburg
Bodentag in Auburg
Bodentag in Auburg
Bodentag in Auburg
Bodentag in Auburg
Feldtag in Auburg
Feldtag in Auburg
Bodentag in Auburg
Bodentag in Auburg
Bodentag in Auburg
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Feldtag in Auburg
Feldtag in Auburg
Feldtag in Auburg
Feldtag in Auburg
Feldtag in Auburg

Albrecht-Kinsey-System im Fokus

Auf letzteres ging Erich Zirngibl, Gründungsmitglied der Gruppe Passion for Farming (PfF), feldspezifisch tiefgehend ein. Erläutert wurden nach einer kurzen Historie der Fläche die Kationenaustauschkapazität und das bedeutene Verhältnis von Calcium zu Magnesium und Kalium. Weiter würden die Natrium- und Schwefelgehalte des Bodens dem angebauten Gemüse von Elmar Alt die besondere Schmackhaftigkeit verleihen.

Zirngibl sieht die Albrecht-Lehre als Ergänzung zur klassischen, denn diese gehöre mittlerweile nach über 70 Jahren weiterentwickelt. Mithilfe dieser Methoden wirke die Gruppe PfF den sinkenden Mineralstoffgehalten in Lebensmitteln entgegen und biete mit einem ausgeglichenen Verhältnis der Nährstoffe im Boden optimale Bedingungen für das Bodenleben und gesunde, stresstolerante Pflanzen.

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