Einschätzung des Befallsrisikos
Nicht jede Zikade oder Laus ist ein Überträger
- Insgesamt war auch heuer der Virusbefall relativ gering. Nur jede vierte Pflanze wies BYDV, WDV oder eine Mischinfektion aus beiden Viren auf (2019: 37 %).
- Auf niedrigem Niveau lässt sich erneut WDV mit 18 % (2019: 33 %) häufiger nachweisen als BYDV mit nur 10 % (2019: 10 %).
- Vergleichsweise hohen Befall zeigte das Ausfallgetreide in Mittelfranken (alle 6 Schläge mit Infektionen), leicht erhöhten Befall mit BYDV die Proben aus Unterfranken und der Oberpfalz (je 4 der 6 Schläge).
Welche Maßnahmen sind nun wichtig?
- Normalsaat: Blattlausbefall an 20 % der untersuchten Pflanzen.
- Frühsaat (= Auflauf bis ca. 25. September): Befall an 10 % der Pflanzen.
Verzwergungsviren und ihre Überträger
Alle Verzwergungsviren im Getreide werden durch Insekten übertragen. Zu unterscheiden sind:
- das Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV), das durch drei Blattlausarten (Große Geteideblattlaus, Bleiche Getreideblattlaus, Haferblattlaus) übertragen wird
- das Weizenverzwergungsvirus (WDV), mit der Wandersandzirpe, einer Zwergzikadenart, als bislang einzig bekanntem Überträger.
Die Viren können alle Getreidearten befallen
Anders als ihr Name vermuten lässt, können beide Viren sämtliche Getreidearten infizieren, wenngleich die stärksten Schäden in Wintergerste oder früh gesätem Winterweizen auftreten. Wichtige Wirtspflanzen sind, neben dem Ausfallgetreide, über 150 verschiedene Wild- und Kulturgräser – für BYDV auch der Mais. Da sich die Schadsymptome beider Viren an Einzelpflanzen stark ähneln, gelingt eine Unterscheidung nur im Labor. Bei stärkeren Schäden im Feld zeigen sich dagegen unterschiedliche Befallsmuster:
Blattläuse: Ausgehend von ersten, durch geflügelte Mutterläuse infizierten Pflanzen breitet sich das Virus von dort über ungeschlechtlich abgesetzte Jungläuse auf unmittelbar benachbarte Pflanzen aus. Durch diese Sekundärinfektionen entstehen so später die typischen, oft kreisförmigen Befallsnester im Schlag.
Zikaden: Die Infektion erfolgt im Herbst nur über erwachsene Tiere. Entsprechend der bevorzugten Bewegung der sehr wärmebedürftigen Zikaden zeigen sich befallene Pflanzen meist streifenförmig entlang der Saatreihen, bevorzugt an den sonnenzugewandten Seiten von Fahrgassen oder Schlagrändern.