
In einem offenen Brief wendet sich Matthias Krön, Präsident der Organisation Donau Soja, an Dr. Henning Ehlers, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisen-Verbands, und mahnt, den Krieg in der Ukraine nicht zur Zerstörung der Gentechnikfreiheit in Europa zu missbrauchen.
Im Brief heißt es: "Die Futtermittelwerke stehen vor großen Herausforderungen vor allem weil die Preisvolatilität groß und die Versorgungsketten angespannt sind. Gerade in einer solchen Lage wünscht sich Donau Soja eine faktenbasierte Diskussion. Den tragischen Ukrainekrieg zu benutzen, um agrarpolitisches Kapital daraus zu schlagen, schadet den deutschen und europäischen Konsumenten und auch den Landwirten in Deutschland und der Ukraine."
Krön kritisiert Elers: "Sie behaupten in Pressemitteilungen, die „Rohstoffbasis für ohne-Gentechnik-Produktion (sei) weggebrochen“ (18.März) und daher “die Aufrechterhaltung der Versorgung des breiten Marktes mit „gentechnikfreier“ Ware (…) längerfristig nicht realistisch“ (2. April).
Behauptungen erscheinen sachlich falsch
Im Brief stellt Krön seine Sicht der Zahlen dar. Demnach lieferte die Ukraine 2021 lediglich 130 000 t Sojaschrot sowie 430 000 t Sojabohnen in die EU – insgesamt importieren die EU-27 etwa 35 Mio. t. Deutschland bezog laut Experten-Schätzungen weniger als 100 000 t GVO-freie Sojabohnen und 30 000 t GVO-freien Sojaschrot aus der Ukraine – etwa 10 % des geschätzten gentechnikfeien Sojabedarf in Deutschland und nur 2 % der gesamten deutschen Sojaimporte.
"Ihre Behauptungen erscheinen also sachlich falsch und gegen die Interessen der Landwirte und Konsumenten", so Krön. Er bot Ehlers an, in Dialog zu treten, um Fakten, Einschätzungen und Erwartungen abzugleichen.
Donau Soja-Präsident Krön sieht in Sachen gentechnikfreiem Soja ausreichend Sojaschrote aller Qualitäten bis zur nächsten Ernte. Zudem werde die Aussaat in der EU 10 bis 15 % über dem Vorjahr ausfallen. "Wir erwarten in Europa eine Sojaernte von knapp zehn Millionen Tonnen für dieses Jahr, davon geschätzt sieben Mio. Tonnen gentechnikfreie Ware."
Krön weiter: "Wenn Sie den Totalausfall der Ukraine herbeireden, ignorieren Sie Tatsachen. Jeden Tag kommen steigende Mengen an Agrargütern aus der Ukraine über den Land- und Binnenwasserweg in die EU." Bereits bisher seien 55 % der Soja-Importe auf dem Landweg exportiert worden. Gerade in diesen Tagen würden die ukrainischen Landwirte auf ihren Traktoren sitzen und mehr Donau Soja denn je säen.
Krön weiß aber auch: "Ja, es gibt Herausforderungen – vor allem bei der Logistik. Dort kann sich die deutsche Ernährungswirtschaft engagieren, um mehr und nicht weniger Ackergüter aus der Ukraine in die EU zu bringen."
"Begraben Sie aber die Gentechnikfreiheit, so begraben Sie die Bemühungen um eine starke eigenständige europäische Eiweißversorgung. Damit schaden Sie den Landwirten in Deutschland und der Ukraine sowie allen Verarbeitern, die sich gerade bemühen, den steigenden Bedarf zu decken und die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen. Statt europäischem Soja wieder GVO-Soja aus Übersee zu kaufen, treibt uns nur tiefer in die Abhängigkeit", schließt Krön den offenen Brief.
Den offenen Brief in vollem Umfang finden Sie auf der Donau Soja-Homepage.